
Oslo, 17. März 2023. Das spanische Unternehmen CAF (Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles) mit Hauptsitz in Beasain stellt die weitere Lieferung neuer Straßenbahnen für Oslo ein. Als Grund für den vorläufigen Lieferstopp werden vom spanischen Hersteller fehlende Komponenten für die Fertigung der neuen Straßenbahnen des Typs Urbos 100 als Folge der Pandemie und wegen des Krieges in der Ukraine vorgegeben. CAF ist nicht in der Lage, die Termine für die weiteren Ablieferungen zu bestimmen. Von 87 bestellten Trams wurden bisher deren 21 geliefert.
Schon die Inbetriebnahme der ersten Bahnen hatte sich wegen technischen Problemen um ein Jahr verzögert. Eine weitere Unsicherheit besteht bei Sporveien Oslo, dem Unternehmen, das für die Beschaffung öffentlicher Verkehrsmittel zuständig ist, hinsichtlich der weiteren Lieferung von Ersatzteilen für die schon in Betrieb stehenden Fahrzeuge. Die Verzögerung bei der Auslieferung der neuen Fahrzeuge wird den Straßenbahnbetrieb zunächst nicht beeinträchtigen, stellt jedoch Sporveien vor große Probleme. Denn mit den neuen Trams sollen die veralteten Straßenbahnen der Baureihe SL-79 und SL-95 ersetzt werden. Die 1998 von der italienischen Ansaldobreda gelieferten SL-95 haben sich als störungsanfällige Fehlbeschaffung mit großem Schienenverschleiss erwiesen. Wegen des Lieferstopps von CAF werden die alten Straßenbahnen weiterhin fahren und unterhalten werden müssen. Deren Ersatzteilbeschaffung ist ein großes Problem.
Es stellt sich die berechtigte Frage, weshalb Straßenbahn-Hersteller wie Siemens und Stadler ihre Fahrzeuge im Gegensatz zur CAF pünktlich an die Besteller abliefern können. So hat Stadler die neuen Straßenbahnen des Typs Tramlink für die Limmattalbahn und Waldenburgerbahn in der Schweiz mit nur geringer Verspätung geliefert – hergestellt übrigens im spanischen Werk in Valencia. Kein Glück mit CAF hat auch Flytoget. Die neuen acht Züge der Reihe Oaris kommen seit Januar erst mit vierjähriger Verspätung in Betrieb.
Jürg Streuli, Fachjournalist
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