
Oslo, 17. Juli 2022. Die Strompreise in Südwestnorwegen erreichten am Donnerstag, 28. Juli, nach Angaben der Strombörse Nord Pool Rekordhöhen. Die Norwegische Direktion für Wasserressourcen und Energie (NVE) vermeldete für die 29. Woche den höchsten Strompreis aller Zeiten, der über eine Woche in Südwest-Norwegen registriert wurde.
Am 28. Juli betrugen die Strompreise für
- Südwestnorwegen (NO2): 4,22 NOK pro Kilowattstunde;
- Ostnorwegen (NO1) und Teile Westnorwegens (NO5): 2,04 NOK pro Kilowattstunde;
- Mittelnorwegen (NO3) und Nordnorwegen (NO4): ungefähr 2 Öre pro Kilowattstunde (zzgl. Steuern, Internetmiete und etwaiger Zuschläge des Stromversorgers).
Zum letzten Mal lag der Strom am 21. Dezember vergangenen Jahres auf auf einem ähnlichen Niveau. Damals musste in Ostnorwegen 3,95 NOK pro Kilowattstunde gezahlt werden.
Die NVE und verschiedene Analysten erklären den Strompreissprung unter anderem mit den reduzierten russischen Gaslieferungen nach Europa. Außerdem haben die norwegischen Stauseen noch immer einen historisch niedrigen Wasserstand.
Der durchschnittliche Strompreis für Südwestnorwegen (NO2) lag in der Woche vom 20. bis 27. Juli 2022 bei 308 Öre/kWh, ein Anstieg von 23 Prozent gegenüber der Vorwoche. Ein wichtiger Grund für die hohen Preise seien die sehr hohen Strompreise in den Ländern um Norwegen herum, teilt NVE mit. In Deutschland betrug der Wochendurchschnitt 362 Öre/kWh und einige Stunden bis zu 700 Öre/kWh. Die über die Woche anhaltend hohen Strompreise in Südwestnorwegen seien auch darauf zurückzuführen, dass die Wasserkraftproduzenten das Wasser in den Stauseen zurückhalten.
Strompreise in der nordischen Region vom 22. bis 29. Juli 2022

Vorläufige Zahlen zeigen, dass die Stromerzeugung und die Nettoexporte in Südnorwegen (NO1, NO2, NO5) im Vergleich zur Vorwoche etwas gestiegen sind. Der Nettoexport betrug 202 GWh, während der durchschnittliche Nettoexport für die entsprechende Woche in den letzten zehn Jahren 310 GWh betrug.
Die Füllrate der Stauseen in Südnorwegen ist in der vergangenen Woche um 0,9 Prozentpunkte gestiegen, liegt aber für die Jahreszeit immer noch auf einem niedrigen Niveau.
Am Ende der Woche 29 lag der Füllungsgrad der norwegischen Reservoirs bei 65,1 Prozent. Zum Vergleich: Für die Jahre 2002-2021 beträgt der Mittelwert für die Füllung zum entsprechenden Zeitpunkt 73,3 Prozent. Mittel-Norwegen (NO3) hatte mit 87,4 Prozent die höchste Füllstand, während Südwest-Norwegen (NO2) mit 48,3 Prozent den niedrigsten Füllstand aufwies.
In der vergangenen Woche war die Windstromproduktion sowohl in Skandinavien als auch in anderen europäischen Ländern gering.
Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre äußerte sich während seines Urlaubs gegenüber der Nachrichtenagentur NTB zur Stromsituation in Norwegen. Er erwägt sowohl Exportbeschränkungen als auch Auflagen zur Mindestbefüllung von Wasserreservoirs um sicherzustellen, dass Norwegen in diesem Winter keinen Strom rationieren muss. „Die Versorgungssicherheit Norwegens muss in einer europäischen Energiekrise gewährleistet sein. Andere europäische Länder stecken in einer tiefen Krise, schlimmer als bei uns. Aber wir müssen sicherstellen, dass wir nicht in Versorgungsprobleme geraten. Und ich werde alle Mittel einsetzen, die nötig sind, um dieses Ziel zu erreichen“, sagte Støre.
Er betonte, dass er grundsätzlich ein Befürworter des Stromaustauschs mit anderen Ländern sei. Er habe Norwegen schon früher gedient und werde Norwegen auch in Zukunft dienen. „Aber meine Aufgabe ist es, mich um das norwegische Energiesystem zu kümmern. Und wenn nötig, ziehen wir Exportbeschränkungen in Betracht.“
Verfolgen Sie hier die aktuelle Entwicklung der Strompreise in den einzelnen Ländern und Stromgebieten.