Norwegen bereitet Auktion für neuen Offshore-Windpark vor – keine Stromkabel ins Ausland

Karte der Offshore-Windparks Utsira Nord und Sørlige Nordsjø II. ©Olje- og energidepartementet

Oslo, 9. Februar 2022. Norwegen startet mit der erste Phase der Errichtung des Offshore-Wind-Parks in der südlichen Nordsee II (Sørlige Nordsjø II). Hier sollen Kapazitäten für die Produktion von 1.500 MW Windenergie aufgebaut werden. Der hier produzierte Strom soll per Kabel zum norwegischen Festland geleitet werden. Ein Netzanschluss in andere Länder ist nicht geplant. Vertreter von Parteien und Verbänden befürchten, dass die Windanlage unter diesen Umständen nicht rentabel betrieben werden kann und staatliche Subventionierung notwendig wird. Die Vergabe soll über eine Auktion erfolgen. Das Ministerium für Erdöl und Energie entwickelt ein entsprechendes Auktionsmodell zur Realisierung der ersten Phase der Südlichen Nordsee II.

„Dies ist eine Lösung, die die Stromversorgung Südnorwegens erhöht. Das Ziel der Regierung ist es, Norwegen den Zugang zu reichlich erneuerbarer und bezahlbarer Energie zu ermöglichen, damit dies auch in Zukunft ein Vorteil für die norwegische Industrie ist und zur Wertschöpfung und Beschäftigung im ganzen Land beiträgt“, sagt Ministerpräsident Jonas Gahr Støre bei der Präsentation der Offshore-Windinitiative in Vippekaia in Oslo.

In einer gemeinsamen Veröffentlichung der vier Minister in der Zeitung VG am 10. Februar heißt es: „Hier wird es also kein Hybridkabel geben. Mehr Strom auf dem norwegischen Markt ermöglicht niedrigere Preise, und dies wird mehr Strom für die erhöhte Nachfrage gewährleisten, die sich aus der Elektrifizierung der Gesellschaft und der Entwicklung der norwegischen Industrie ergibt. Eine wichtige Voraussetzung für diese Entwicklung ist, dass keine neuen internationalen Verbindungen eingerichtet werden, die die Exportkapazität von Strom vom norwegischen Festland erhöhen…. Der Stromaustausch leistet Norwegen seit vielen Jahren gute Dienste und ist wichtig für unsere eigene Versorgungssicherheit. Aber die heutige Exportkapazität ist größer als zuvor und macht unser Energiesystem anfällig für große Preisschwankungen. Das ist auch der Grund, warum die hohen Preise in Europa den norwegischen Markt treffen. Die Energiewende in Europa, die Entwicklungen auf den Gasmärkten und die Klimapolitik legen es nahe, sich damit zu beschäftigen, wie eine Wasserkraftnation angesichts einer neuen Realität die Versorgungssicherheit und den Zugang zu bezahlbarem Strom am besten gewährleistet.“

In Bezug auf die zweite Phase von Sørlige Nordsjø II, die ebenfalls eine Produktion von 1.500 MW vorsieht, will die Regierung eine andere Lösung für den Netzschluss prüfen. Wichtig sei, welche Auswirkungen dies auf die Stromversorgungssystem habe, teilt die Regierung mit. Die norwegische Direktion für Wasserressourcen und Energie (NVE) wird die Analyse in Zusammenarbeit mit Statnett durchführen.

Die Analyse werde auch die Auswirkungen verschiedener Netzlösungen für Offshore-Windenergie mit Verbindungen nach Norwegen und / oder ins Ausland auf das Stromsystem untersuchen. Dies ist der Fall, wenn keine neuen internationalen Verbindungen arrangiert wurden, die die Exportkapazität vom norwegischen Festland erhöhen. Die Ergebnisse der Analyse sollen im Herbst vorliegen.

Präsentation der Regierung der Offshore-Windinvestition Sørlige Nordsjø II, v.l.: Ministerin für Erdöl und Energie Marte Mjøs Persen, Premierminister Jonas Gahr Støre, Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum und Handels- und Industrieminister Jan Christian Vestre.©Margrete Løbben Hanssen / MPE

„Die Regierung will umfassend in Offshore-Wind investieren. Southern North Sea II und Utsira North werden zur Steigerung der Stromerzeugung in Norwegen beitragen. Dies wird der steigenden Nachfrage, die wir durch die Elektrifizierung der norwegischen Gesellschaft sehen, mehr Kraft verleihen, zur Technologieentwicklung und Kostensenkung beitragen und die norwegische Industrie entwickeln, sagt Ministerin für Erdöl und Energie Marte Mjøs Persen.

Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum erklärte als Ziel der Entwicklung der Windparks, niedrige Strompreise für die Menschen in Norwegen zu haben. Die Regierung habe energische Maßnahmen ergriffen, um der Situation auf dem Strommarkt zu begegnen, durch Stromförderung, reduzierte Stromsteuer, erhöhte Wohnbauförderung, erhöhte Sozialhilfe, verstärkte Unterstützung für Studenten und mehr Unterstützung für Energieeffizienzmaßnahmen für Haushalte. „Wenn Norwegen jetzt die Offshore-Windenergie ausbauen, werden wir keine neuen internationalen Kabel ermöglichen, die die Exportkapazität vom norwegischen Festland erhöhen“, sagt Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum.

Die Regierung werde nun mit den regulatorischen Änderungen an der Auktionslösung und dem Gebietszuweisungsverfahren fortfahren. Im Frühjahr soll dem Storting im Laufe ein Gesetzentwurf mit Änderungen des Meeresenergiegesetzes vorgelegt werden.

Das Ministerium für Erdöl und Energie erarbeitet derzeit einen Vorschlag zur Aufteilung in ein Ankündigungsgebiet sowohl für Utsira Nord als auch für die Südliche Nordsee II, der zur Konsultation vorgelegt wird. Die Aufteilung berücksichtigt sowohl Umweltwerte als auch die Koexistenz mit anderen Geschäftsinteressen. Das Ministerium werde von der Offshore-Windindustrie, anderen Nutzern des Gebiets und anderen interessierten Parteien Informationen zu etwaigen Anpassungen des Gebiets und der Frage, welches Gebiet am besten geeignet ist, einholen.

Die Kritik an der Entwicklung des Windparks zielt vor allem darauf ab, dass in der ersten Phase keine Stromkabel ins Ausland verlegt werden. Es wird befürchtet, dass unter diesen Umständen nicht genügend Kapital akquiriert werden kann und der Bau von staatlicher Seite subventioniert werden müsse. „Einer gesamten Offshore-Windindustrie sei klar gewesen, dass nur ein hybrides Netz eine Entwicklung im industriellen Maßstab ohne die Notwendigkeit öffentlicher Unterstützung gewährleisten könne“, erklärte Ole Erik Almlid, Chef des Unternehmerverbandes NHO gegenüber e24.no.

Knut Kroepelien, CEO von von Energi Norge, erklärt: W“ir befürchten, dass der nun vorgelegte Plan die Investitionsbereitschaft bremsen wird. Es ist auch sehr unklar, wie viele Subventionen benötigt werden, um die erste Phase zu realisieren.“

Außerdem sollte nicht eine Auktion allein über die Vergabe entscheiden. Man befürchtet, dass die Regierung ein reines Auktionssystem ermöglichen wird, ohne Anforderungen zu stellen, die Arbeitsplätze für die norwegische Zulieferindustrie sichern können. „Ich glaube auch, dass es neben der Auktion einige qualitative Anforderungen geben sollte, um sicherzustellen, dass wir Arbeitsplätze in der norwegischen Industrie bekommen“, sagt Syvertsen von  Agder Energi.

Lesen Sie hier den Standpunkt der norwegischen Regierung zum Stromexport.

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