
Oslo, 29. Juli 2023. Am 29. Juni wurde zwischen dem staatlichen Eisenbahnbetreiber Vy (ehemals NSB) und der Eisenbahndirektion Jernbanedirektoratet der Zehnjahresvertrag für das Østlandet unterzeichnet. Vy behält somit die lukrative Strecke von Oslo nach Halden, die nach dem anfänglichen Plan der Eisenbahndirektion auf die beiden dem Staat gehörenden Vy und Flytoget aufgeteilt werden sollte. Ein betrieblich unsinniger Plan, der zu einem erbitterten Streit zwischen den beiden staatlichen Gesellschaften geführt hat. Darüber freuten sich die Konsulenten, die 14 Millionen Kronen Beratungshonorare kassiert haben.
Zusammen mit der Vestfoldbanen von Oslo nach Skien behält Vy gänzlich den Lokalverkehr im Großraum von Oslo. Nach Inbetriebnahme der 30 bei Alstom bestellten Coradia Nordic im Jahr 2025 wird Vy innerhalb eines Paketes von Fahrplanverbesserungen das bestehende Angebot von Oslo Sentralstasjon nach Lufthavn Gardermoen in Konkurrenz zu Flytoget auf stündlich neun Züge steigern. Diese Ausweitung zu günstigeren Ticketpreisen wird Flytoget auf derselben Strecke nicht überleben und spätestens nach Ablauf der Konzession im Jahr 2028 abgewickelt. Flytoget hat gerade acht neue Hochgeschwindigkeitszüge des Typs Oaris von der spanischen CAF erhalten.
Allerdings haben die Fahrgäste der Eisenbahn in Norwegen in den letzten zehn Jahren bitter erfahren müssen, dass die unterschiedlichen Anschriften und Farben der Züge als eine Folge der „Eisenbahnrevolution“ unwesentlich sind, solange die Infrastruktur trotz massiven Investitionen störungsanfällig bleibt und große Verspätungen auch weiterhin an der Tagesordnung sind. Der Blix-Tunnel der neuen Follobanen von Oslo nach Ski ist ein besonders trauriges Beispiel dafür. Der im Dezember 2022 eröffnete Blix-Tunnel bleibt nach vielen Störungen und Betriebsunterbrechungen für Nachbesserungen den gesamten Juli geschlossen.
Jürg Streuli, Fachjournalist
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