Norwegens Regierung legt Handlungsplan zum Ausbau und zur besseren Nutzung des Stromnetzes vor

Die Zeiten zur Bearbeitung von Anträgen für Netzanschlüsse sollen in Norwegen verkürzt werden. Außerdem gibt es Kriterien dafür, welche Anträge bevorzugt behandelt werden sollen.©Vegard Aasen, NVE

Oslo, 19. April 2023. „Wer zuerst kommt, malt zuerst!“ Nach diesem Prinzip wurden in Norwegen bisher Genehmigung für Stromanschlüsse für Neubauten in der Industrie erteilt. Das führte unter anderem dazu, dass die geplante Erweiterung der Munitionsfabrik des Verteidigungskonzerns AS in Raufos in der Warteliste für den Stromanschluss hinter einem Rechenzentrum stand, das unter anderem TikTok-Daten speichern soll. Das schreckte die Behörden auf. Die Regierung hat jetzt einen „Aktionsplan für einen schnelleren Netzausbau und eine bessere Netzauslastung“ mit mehrere Maßnahmen vorgelegt, die zu einer schnelleren Genehmigungsbearbeitung von Fällen bei den Energiebehörden, einer effizienteren Anbindung an das Stromnetz und einer besseren Auslastung der vorhandenen Netzkapazitäten beitragen sollen.

Viele Spieler, die ans Stromnetz angeschlossen werden wollen, müssen sich anstellen, räumt die Regierung ein. Kurzfristig gilt es sicherzustellen, dass die Netzkapazität möglichst effizient und zum Nutzen der Gesellschaft eingesetzt wird. Die Regierung schlägt daher vor, dass die Netzgesellschaften bei der Vergabe von Netzkapazitäten die Reife der Projekte berücksichtigen sollen. Bei gleicher Reifegradbewertung zweier Projekte geht die Regierung davon aus, dass bestehende Betriebe vorrangig behandelt werden.

„Es ist eine politische Verantwortung sicherzustellen, dass wir die Infrastruktur haben, die wir brauchen, um die Gesellschaft in die von uns gewünschte Richtung zu entwickeln. Für unsere Regierung ist die Richtung klar: sichere Arbeitsplätze, geringere Emissionen und eine neue, grüne Industrie, von der wir und zukünftige Generationen leben können“, sagt Premierminister Jonas Gahr Støre bei der Vorstellung des Berichtes.

Von der Feststellung eines Maßnahmenbedarfs im Netz durch ein Netzunternehmen bis zur Umsetzung der Maßnahme dauert es heute zu lange, teilt die Regierung mit. Nun werden weitere Maßnahmen angekündigt, um den Herausforderungen zu begegnen. 

Der beschleunigte Weg zur Genehmigungsbearbeitung einfacher und gut vorbereiteter Fälle soll weiterentwickelt und präzisiert werden. Ziel sei es, solche Fälle schnell zu bearbeiten. Gleichzeitig ermutigt die Regierung die Netzunternehmen, gegebenenfalls vorab eine Genehmigung für Netzmaßnahmen zu prüfen und zu beantragen.

„Die Herausforderungen sind groß und der Aktionsplan ist nicht das Ende der Effizienzarbeit. In Zukunft müssen weitere Maßnahmen in Betracht gezogen werden, aber es ist wichtig, mit der Arbeit zu beginnen“, sagt Öl- und Energieminister Terje Aasland.

Die Regierung kündigt auch detailliertere Leitlinien dazu an, was zum „normalen Verbrauch“ gehört, die vorrangig versorgt werden, beispielsweise Haushaltskunden, kritische Infrastrukturen sowie kleinere Unternehmen und Dienstleistungen mit begrenzter Leistung.

Niemand darf künftig mehr Kapazität beanspruchen, als er tatsächlich benötigt.

Viele der Empfehlungen des Komitees für Stromnetze Strømnettutvalget richten sich an die Netzbetreiber. Die Branche sei mit den Arbeiten auf einem guten Weg, teilt die Regierung mit. Nicht zuletzt werde die digitale Transformation für eine bessere Interaktion zwischen Online-Unternehmen, Behörden und Kunden sorgen.

„In meinem Dialog mit der Industrie nehme ich wahr, dass wir in die gleiche Richtung gehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Digitalisierung zu schnelleren und besseren Prozessen rund um die Netzplanung, Lizenzabwicklung und Anbindung führen wird und dass dies im operativen Betrieb zu guten Ergebnissen führen kann. Dann können wir die Übertragungskapazität im Netz noch besser auslasten als heute“, sagt Aasland.

Das norwegische Stromnetz umfasst etwa 330.000 Kilometer Kabel, die sich über das ganze Land erstrecken. Dennoch warnen die Netzgesellschaften nach Angaben des Verbandes Fornebybar Norge nun vor einer fehlenden Kapazität von mehr als 21 Gigawatt. Dies erfordert eine Verdoppelung der aktuellen Kapazität. Renewable Norway ist daher der Ansicht, dass der heutige Aktionsplan nur den Beginn der Modernisierung und Effizienz bei der Verwaltung des Stromnetzes markiert.

„Im ganzen Land sehen wir heute Industrieprojekte, die nicht in Gang kommen, weil sie nicht an das Stromnetz angeschlossen werden können. Das sind die grünen Arbeitsplätze, die alle unsere Politiker wollen, aber ihnen wird gesagt, dass es für sie in den nächsten acht bis zwölf Jahren keinen Platz mehr geben wird. So kann es nicht sein, wenn uns die grüne Wende gelingen soll. Dann muss das System kontinuierlich verbessert werden. Der Netzwerk-Aktionsplan ist ein Schritt in die richtige Richtung, sagt Kristin Lind, Leiterin des Netz- und Energiesystems bei Fornybar Norge.

Finden Sie hier den Bericht zum Netzausbau (in norwegischer Sprache).

Finden Sie hier einen Überblick über die Prioritäten.

Finden Sie hier die Voraussetzung für beschleunigte Verfahren.

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