DNV-Energy Transition Outlook 2022: Weit von den Klimazielen entfernt

Oslo, 13. Oktober 2022. Die Energiekrise in Europa führt zu einer schnelleren Entwicklung erneuerbarer Energiequellen. Im Rest der Welt schreitet die Energiewende langsamer voran. Hohe Lebensmittel- und Energiepreise lenken von den Klimazielen ab, und vielerorts wird der Umstieg von Kohle auf Gas rückgängig gemacht. „Insgesamt sind wir weit vom Pariser Abkommen entfernt und steuern auf 2,2 Grad Erwärmung im Jahr 2100 zu“, heißt es in der sechsten Ausgabe des ETO (Energy Transition Outlook), die heute vorgestellt wurde. Die Studie analysiert die Energiewende bis 2050 und enthält Empfehlung von der Zertifizierungs- und Klassifizierungsgesellschaft DNV, wie die Welt die Klimaziele erreichen kann (The Pathway to Net Zero Emissions).

Hauptergebnisse:

  • Das Modell von DNV zeigt erstmals, dass erneuerbare Energiequellen den Energiemix im Jahr 2050 dominieren werden (51 Prozent).
  • Wind- und Solarenergie werden sich in den nächsten 30 Jahren verzehnfachen bzw. verzwanzigfachen.
  • Die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern wird bis 2050 von 59 Prozent auf zwölf Prozent reduziert.
  • Ein Jahr nach der Warnung von UN-Generalsekretär António Guterres vor dem „Code Red for Humanity“ sind die Treibhausgasemissionen auf Rekordniveau. Die Prognose von DNV zeigt, dass sich der Globus bis 2100 um 2,2 Grad erwärmen wird.

Die Energiekrise und die hohen Energiepreise motivieren Europa jetzt, neue erneuerbare Energien aufzubauen und das Energiesystem schneller als erwartet und schneller als der Rest der Welt zu dekarbonisieren. Trotz einiger Rückschläge, so dem Ersatz von fast zehn Prozent des russischen Gases durch Kohle, behält Europa seine Führungsrolle bei der globalen Energiewende.

Auch der Gasverbrauch in Europa geht deutlich zurück. Im Vergleich zur letztjährigen Prognose hat DNV die Erwartung für den Gasverbrauch in Europa im Jahr 2050 halbiert. Dies ist hauptsächlich auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen. Gas wird im Jahr 2050 nur noch zehn Prozent des europäischen Energieverbrauchs ausmachen, verglichen mit 25 Prozent heute.

In vielen einkommensschwachen Ländern lenken hohe Energie- und Nahrungsmittelpreise von den Klimazielen ab. Investitionen in die Dekarbonisierung werden hinausgezögert und die positive Entwicklung, wo Erdgas Kohle ersetzt, kehrt sich vielerorts um. In Indien wird der Gasverbrauch in den nächsten fünf Jahren von elf auf sieben Prozent des Energiemixes reduziert, während der Kohleverbrauch steigt.

Zunehmender Inflationsdruck und Probleme in den Lieferketten stellen das erneuerbare Wachstum kurzfristig vor eine Herausforderung. Die DNV-Prognose zeigt, dass sich ein wichtiger Meilenstein für die globale E-Mobilität, in der Elektroautos den Großteil des Neuwagenabsatzes ausmachen, um ein Jahr auf 2033 verzögern wird. Langfristig wird die Energiewende davon jedoch nicht berührt.

„Die Turbulenzen auf den Energiemärkten ändern langfristig nichts an der Prognose“, sagt Remi Eriksen, CEO von DNV. „Der stärkste Motor der globalen Energiewende ist, dass Solar- und Windenergie schnell günstiger werden. Das hat viel größere Wirkung als die Unruhen, die wir heute erleben.“

10 Mal mehr Wind

Das Modell von DNV zeigt erstmals, dass erneuerbare Energiequellen im Jahr 2050 mehr als die Hälfte (51 Prozent) des Energiemixes ausmachen werden. Solar- und Windenergie sind bereits die billigsten Stromquellen und werden bis 2050 um das 20- bzw. 10-fache wachsen und dominieren damit mit 38 bzw. 31 Prozent der Stromerzeugung weltweit.

Investitionen und Ausgaben für Erneuerbare Energien sollen sich in den nächsten zehn Jahren auf mehr als 1.300 Milliarden US-Dollar verdoppeln, entsprechende Zahlen für Stromnetze liegen bei über 1.000 Milliarden US-Dollar jährlich ab 2030. Die Gesamtstromerzeugung aus Kernkraft steigt nur moderat, und der Anteil der Kernenergie an der gesamten weltweiten Stromerzeugung wird daher von heute zehn auf fünf Prozent im Jahr 2050 sinken.

Die Nutzung fossiler Energieträger nimmt bis 2050 ab. Dies gilt sowohl für Kohle als auch für Öl und Gas. Öl befindet sich seit vielen Jahren auf einem stabilen Hoch, aber der Verbrauch wird ab 2030 deutlich sinken. Auch der Gasverbrauch wird reduziert, aber Gas wird auch 2050 im Energiemix dominieren.

Roadmap zu den Klimazielen

„The Pathway to Net Zero“ ist Teil des diesjährigen Berichts. Dies ist die Empfehlung von DNV, wie die Welt null Emissionen erreichen und die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen kann. Trotz der Warnung des UN-Generalsekretärs António Guterres während der COP-26 vor dem „Code Red for Humanity“ steuern wir auf 2,2 Grad Erwärmung im Jahr 2100 zu. Wenn das 1,5-Grad-Ziel erreicht werden soll, müssen die globalen CO₂-Emissionen jedes Jahr um acht Prozent reduziert werden. Dies steht in krassem Gegensatz zu dem, was tatsächlich passiert. Die Treibhausgasemissionen nähern sich jetzt dem Niveau vor der Pandemie. Im Jahr 2022 können wir möglicherweise eine Reduzierung der globalen Emissionen um ein Prozent erreichen. In der Praxis bedeutet dies, dass wir im Kampf gegen die Klimakrise zwei Jahre verloren haben.

Länder mit hohem Einkommen müssen mehr tun

Wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen wollen, müssen alle Länder und alle Sektoren ihren Beitrag leisten, aber einige müssen mehr tun als andere. Die OECD-Länder müssen bis 2043 Netto-Null-Emissionen haben und auf diesem Niveau bleiben, unter anderem mit Hilfe von CO2-Abscheidung und -Speicherung. China muss die Emissionen bis 2050 auf null reduzieren und nicht bis 2060, was das Ziel des Landes ist. Einige Sektoren, wie die Energiewirtschaft, müssen vor 2050 Netto-Null-Emissionen haben, während andere Sektoren, wie die Zementherstellung und die Luftfahrt, immer noch Emissionen haben werden. Der maritime Sektor muss seine Emissionen bis 2050 um bis zu 95 Prozent reduzieren.

Laut „The Pathway to Net Zero“ wird es nach 2024 in den OECD-Ländern und im Jahr 2028 im Rest der Welt keine Notwendigkeit zur Exploration oder Erschließung neuer Öl- und Gasfelder geben. Investitionen in erneuerbare Energiequellen müssen sich innerhalb von zehn Jahren verdreifachen und Investitionen in Netze müssen im gleichen Zeitraum um 50 Prozent wachsen. 

Politisches Handeln notwendig

„The Pathway to Net Zero“ erfordert weitaus stärkere politische Maßnahmen als das, was wir heute sehen. Das gesamte politische Instrumentarium muss genutzt werden, und die Behörden müssen Steuern, CO2-Steuern, staatliche Beihilfen, Mandate und finanzielle Anreize nutzen, um die Energieeffizienz und den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energiequellen zu fördern.

„Wir nähern uns der COP-27, und es ist wichtig, dass die Politik versteht, welche Chancen der grüne Wandel bietet, auch angesichts der enormen Kosten, die der Klimawandel mit sich bringt. Die Technologien sind da, aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Wir müssen jetzt handeln, und die Behörden müssen alle Instrumente des politischen Instrumentariums nutzen“, sagt Eriksen.

Quelle: DNV

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