
Oslo, 5. Mai 2022. Der Ausschuss für Geldpolitik und Finanzstabilität der Norges Bank hat einstimmig beschlossen, den Leitzins unverändert bei 0,75 Prozent zu belassen. Bereits im März hatte die Gouverneurin der norwegischen Zentralbank Ida Wolden Bache eine weitere Anhebung für den kommenden Juni angekündigt. Bis Ende 2023 könnte der Leitzinses auf rund 2,5 Prozent steigen.
Als Begründung für dies jetzige Entscheidung schreibt Norges Bank in einer Pressemitteilung: Der Aufschwung der norwegischen Wirtschaft habe auch im Winter angehalten. Der Arbeitsmarkt sei angespannt und die Arbeitslosigkeit niedriger als geschätzt. Die Inflation sei international weiter gestiegen. In Norwegen seien die Preise in letzter Zeit etwas weniger gestiegen als erwartet, aber ein steigendes Lohnwachstum und ein höheres Preiswachstum für die importierten Waren dürften die zugrunde liegende Inflation in Zukunft anheben.
Die Geldpolitik sei expansiv. Steigende Zinssätze würden den Druck auf die norwegische Wirtschaft verringern, aber die Beschäftigung werde voraussichtlich hoch bleiben. Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung und die Anpassung der Haushalte an ein höheres Zinsniveau deuteten darauf hin, dass die Zinsen allmählich steigen werden.
„Da wir jetzt die Aussichten und das Risikobild beurteilen, wird der Leitzins höchstwahrscheinlich im Juni angehoben“, sagt Gouverneurin Ida Wolden Bache.
Bei der Erörterung des Risikobilds zeigte sich der Ausschuss besorgt darüber, dass große Unsicherheit über die Folgen des Krieges in der Ukraine für die Wirtschaft besteht. Es bestehe das Risiko, dass die internationale Inflation bei gleichzeitiger Abschwächung des Wachstums weiter anzieht. Die Leitzinserwartungen im Ausland seien stark gestiegen, und es bestehe Unsicherheit darüber, wie sich ein rascher Zinsanstieg auf die Finanzmärkte und die Aktivität der Handelspartner auswirken werde. Besorgt zeigte sich der Ausschuss auch über die Gefahr, dass das Lohn- und Preiswachstum hin Norwegen an Fahrt gewinnt. Wenn Aussichten auf eine anhaltend hohe Inflation bestehen, könne der Zinssatz möglicherweise schneller angehoben werden, als die Zinsprognose im letzten geldpolitischen Bericht anzeigt.