
Stavanger, 17. November 2020. Die Energiewende schreitet zu langsam voran. Um die Klimaziele zu erreichen, seien wirksame Maßnahmen dringend erforderlich. Dazu müsste ein neues Gleichgewicht zwischen den Prioritäten Wirtschaftswachstum, Wohlstandszuwachs und Klimaschutzmaßnahmen geschaffen werden. Darauf wies Eirik Wærness, Senior Vice President und Chefökonom von Equinor, bei der Vorstellung der 10. Ausgabe der Energy Perspectives von Equinor hin. Allerdings stellt die Prognose auch eine Lösung vor, wie die Klima- und Nachhaltigkeitsziele durch eine gerechtere Verteilung des Wirtschaftswachstums als auch durch Beiträge der Industrieländer zu Klimaschutzmaßnahmen in den Schwellenländern erreicht werden können.
Die Energy-Perspectives-Studie präsentiert drei Entwicklungsszenarien – Reform, Rivalry und Rebalance – für die Weltwirtschaft, den globalen Energiemix, die Energienachfrage und die Treibhausgasemissionen bis 2050. Das Rebalance-Szenario wird im diesjährigen Bericht neu eingeführt. Es zeigt auf, wie die Ziele des Pariser Abkommens noch erreicht und die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden können.
Im Rebalance-Szenario wurde die Prämisse eines anhaltend hohen globalen Wirtschaftswachstums in allen Regionen geändert. „Wir wissen nicht mit Sicherheit, wie die Entwicklung nach der Pandemie aussehen wird. Gerade in Zeiten großer Unsicherheit ist die Planung verschiedener Szenarien wichtiger denn je. Die Spanne möglicher Ergebnisse ist groß und die Entscheidungen der nächsten Jahre sind ausschlaggebend dafür, ob und wie sich die Welt in eine ausreichend nachhaltige Richtung entwickeln wird“, sagt Wærness. Klar sei nur, dass die Welt immer mehr Energie brauche.
Das Rebalance-Szenario beschreibt einen Entwicklungspfad bis 2050, auf dem sich das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern beschleunigt, während die Volkswirtschaften der Industriestaaten langsamer wachsen, und:
- die globalen energiebedingten CO2-Emissionen nie wieder das Niveau erreichen, das sie vor der Covid-19-Pandemie hatten.
- Dder absolute weltweite Energiebedarf im Vergleich zum Stand von 2019 um 15 Prozent sinkt.
- das Maximum des globalen Ölbedarfs 2019 zwar potenziell überschritten wurde, es jedoch weiterhin Bedarf an Öl und Gas im Energiemix gibt.
- der Strombedarf um 80 Prozent und die Windkraftproduktion gegenüber dem heutigen Niveau etwa um das Neunfache steigt.
- durch „Carbon Capture and Offshore Storage“ (CCOS) etwa zwei Milliarden Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr gespeichert werden. Das entspricht circa 400 Northern-Lights-Projekten.
- nur 10 Prozent der Privat-PKW weltweit mit Benzin oder Diesel betrieben werden.
Das Reform-Szenario basiert auf einer markt- und technologiegetriebenen Entwicklung. Die Klimapolitik wird im Einklang mit den Verpflichtungen des Pariser-Abkommens weiter verschärft, dies genügt jedoch nicht zur Erreichung der Klimaziele. Die Industrieländer sind die Hauptantriebskräfte der Entwicklung. Emissionsfreie Technologien, wie CCOS, und neue Energieträger, wie Wasserstoff, sind nur begrenzt erfolgreich.
Das Rivalry-Szenario geht davon aus, dass die Klimapolitik nicht ausreichend priorisiert wird und folglich die Energiewende nicht genügend an Dynamik gewinnt. Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass die Welt sich aktuell in diese Richtung entwickelt. Handelskriege, soziale und politische Unruhen und regionale politische Konflikte mit Potenzial für eine weitere Eskalation sind Beispiele dafür. Im Rivalry-Szenario setzen sich diese Trends fort und führen zu Protektionismus, Autokratie, geringerer globaler Zusammenarbeit, langsamerer Technologieentwicklung und schwachem Wirtschaftswachstum.
Equinor hat kürzlich das Ziel bekannt gegeben, die Netto-CO2-Emissionen der Aktivitäten und der Nutzung der Produkte des Unternehmens bis 2050 auf Null zu senken.
Finden Sie hier die Energy Perspectives 2020 zum Herunterladen.