Wieder erfolgreiche Cargo Net beschafft zwei hochmoderne Lokomotiven


Die erste Eurodual für Cargo Net steht vor dem Stadler Werk im spanischen Albuixech und wartet noch auf das endgültige Erscheinungsbild. Im Dezember folgt die Verschiffung von Spanien nach dem schwedischen Göteborg und die Überführung auf dem Schienenweg nach Oslo.©Werkfoto von Stadler Rail

Oslo, 21. Oktober 2022. Noch vor fünf Jahren steckte der norwegische Schienengüterverkehr in einer tiefen Krise. Die Transportvolumina gingen zurück, die staatliche Cargo Net strich immer mehr Güterzüge und sprach von drohender Betriebseinstellung. Der Staat sah sich gezwungen, über zwei Jahre mit Finanzspritzen das Überleben zu sichern. Er hat gut investiert. Seit 2020 beträgt das Wachstum des Schienengüterverkehrs zwölf Prozent.

Für 2023 erwarten die Speditionen eine noch größere Steigerung. Allerdings setzt die ungenügende Schieneninfrastruktur in Norwegen deutliche Grenzen. Cargo Net begegnet der Herausforderung mit der Beschaffung von zwei Eurodual-Lokomotiven von Stadler Rail, die bereits auf das Jahresende mit der implementierten ETCS-Ausrüstung abgeliefert werden. Der nördliche Abschnitt der Nordlandsbanen wird zuerst mit dem digitalen Sicherungssystem ausgerüstet. Als Besonderheit kann dieses Triebfahrzeug als leistungsstarke elektrische Lokomotive mit 6150 kW wie auch als Diesellokomotive mit 2800 kW eingesetzt werden. Diese Kombination von derart hohen Leistungen zweier Traktionsarten ist einzigartig. Zudem weist das Fahrzeug sechs angetriebene Achsen auf. Ein großer Vorteil bei Laub, Schnee und Eis auf den Geleisen.

Die Theorie hat sich im praktischen Betrieb nicht bestätigt, dass ausgeklügelte Computertechnik die vierachsigen Lokomotiven bei schwierigen Bedingungen zu gleichen Beförderungsleistungen befähigt. Mit der Beschaffung der beiden Eurodual erlangt Caro Net zwei Vorteile. Ab 2023 können direkte Güterzüge vom Rangier- und Umschlagsbahnhof Oslo Alnabru über die Dovrebanen und Nordlandsbahnen über 1.280 Kilometer direkt nach Bodø geführt werden. Der Lokwechsel in Trondheim ist nicht mehr erforderlich. Immer wieder ist die störungsanfällige Dovrebanen zwischen Oslo und Trondheim als Hauptlinie und Gebirgsbahn wegen Naturereignissen und Reparaturarbeiten unterbrochen. Die Ausweichlinien über die flachen Solørbanen und Rørosbahnen via Kongsvinger- Elverum sind nicht elektrifiziert. Doch stets wird es zum Problem ersatzweise genügend Diesellokomotiven bereitzustellen, was mit den beiden Eurodual entschärft wird.

Ebenfalls zwei Eurodual bestellt hat die kleine innovative Güterbahn Onrail, die sich bisher auf die Güterzüge von Åndalsnes nach Oslo Alnabru beschränkt. Künftig möchte Onrail jedoch als Konkurrentin von Cargo Net auftreten, muss jedoch bis 2023 auf ihre beiden neuen Lokomotiven warten. Als Grund werden die unter Druck geratenen Lieferketten genannt. Bereits zwei Eurodual im Einsatz hat die schwedische Green Cargo Norge auf der Bergensbanen.

Gefertigt werden die stark nachgefragten und technisch verwandten Lokomotiven der Baureihen Eurodual, Euro 6000 und Euro 9000 im Stadler Werk im spanischen Albuixech bei Valencia. Diese Triebfahrzeuge können entweder direkt gekauft oder über flexible Leasinglösungen der European Loc Pool im schweizerischen Frauenfeld beschafft werden. In Deutschland stehen bereits zahlreiche Eurodual im Einsatz, hauptsächlich bei privaten Güterbahnen und seit kurzer Zeit auch bei DB Cargo.

Jürg Streuli, Fachjournalist
juerg.streuli@swissonline.ch

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