
Oslo, 10. Juni 2022. Am 9. Juni haben der Infrastrukturbetreiber Bane NOR und Repräsentanten aus der Politik das neue Fernsteuerzentrum in Oslo feierlich eröffnet. Etwa 150 Angestellte haben die Zuglenkung und die Steuerung der Sicherungsanlagen übernommen und überwachen die Stromversorgung des Eisenbahnnetzes. Deutlich verbessert werden soll bei Abweichungen vom Fahrplan auch die Information der Fahrgäste an Bildschirmen und Lautsprecheranlagen. Der Bereich des neuen Fernsteuerzentrums umfasst die Linien von Hove bis Asker, von Hønefoss und Gjøvik nach Oslo, die Kongsvingerbanen und die Strecke bis zur schwedischen Grenze bei Charlottenberg sowie die Østfoldbanen bis zum Grenzbahnhof Kornsjø. Täglich verkehren auf diesem Liniennetz etwa 1.040 Reisezüge und Güterzüge.
Bane NOR hat 2018 Siemens Mobility mit der Installation der Stellwerkstechnik und der Außenanlagen mit dem digitalen European Train Control System Level 2 im gesamten norwegischen Bahnnetz beauftragt. Der Auftragswert beläuft sich auf rund 800 Millionen Euro und umfasst 4.200 Streckenkilometer. Dies ist die Flucht nach vorn angesichts der veralteten und schlecht gewarteten Sicherungsanlagen auf dem Streckennetz, welche einen hohen Anteil der vielen Betriebsstörungen verursachen.

Auf der Østre linje von Ski nach Mysen hat sich das ETCS als mehrjährige Versuchsstrecke bewährt. Doch bis es in Etappen im gesamten Norwegen installiert ist, werden bis 2034 noch viele Jahre vergehen, und auch moderne Fernsteuerzentralen vermögen die Störungen und Ausfälle von maroden Sicherungsanlagen nicht zu kompensieren. Der Anspruch besteht jedoch, dass mit den erneuerten Zentralen das Störungsmanagement rasch verbessert wird und sich die Unannehmlichkeiten für die Reisenden spürbar reduzieren. Auch deshalb wurden zur besseren Koordination die bisherigen acht Fernsteuerzentralen von acht kleineren auf drei große Einheiten konzentriert. Die Erste davon wurde 2020 in Bergen eröffnet, während das bestehende Fernsteuerzentrum in Trondheim Marienborg modernisiert wird. Das jedem Reisenden bekannte „Buss for tog“ soll an Schrecken verlieren.
Allerdings verzögert sich die Implementierung auf dem nördlichen Abschnitt der Nordlandsbanen sowie auf der Gjøvikbanen als erste reguläre Strecken wegen Lieferschwierigkeiten der erforderlichen Komponenten auf noch unbestimmte Zeit. Als Erklärung werden die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine vorgeschoben. Damit droht auch der Zeitplan bis 2034 ins Wanken zu geraten.
Jürg Streuli, Fachjournalist
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