
Oslo, 1. Januar 2021. 2020 war ein wirklich schlechtes Jahr. Mit dieser Feststellung begann Norwegens Premierministerin Erna Solberg ihre diesjährige Neujahrsansprache. Verantwortlich dafür seien das Coronavirus sowie die Zerstörung, die der Erdrutsch in Gjerdrum in Romerike angerichtet hat.
Das Coronavirus habe die Gesellschaft das ganze Jahr über infiziert, Leben genommen, Krankheit verbreitet, Arbeitsplätze vernichtet, Einsamkeit und Entfremdung gebracht. Die Regierung habe schnell Entscheidungen treffen müssen, oft unter großer Unsicherheit. Beim ersten Versuch sei nicht alles richtig gelaufen. Aber man habe gelernt.
Insgesamt habe Norwegen den Infektionswellen besser widerstanden als viele andere Länder. Norwegen hatte weniger Krankenhausaufenthalte und weniger Todesfälle. Die Wirtschaft habe sich besser entwickelt.
Als Grund dafür sieht Solberg das schnelle Handeln der Regierung. Sie habe die Maßnahmen frühzeitig umgesetzt. “Ich bin zutiefst dankbar, stolz und berührt, wie das norwegische Volk die größte Herausforderung für unsere Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg bewältigt hat. Wir stellten uns für einander auf, wenn es darauf ankam. Selbst wenn 2020 ein wirklich schlechtes Jahr war, werden die Bemühungen der Menschen etwas sein, auf das wir für immer mit Stolz zurückblicken können”, sagte Solberg.
Solberg erinnerte an die Memoiren des Widerstandshelden Tore Gjelsvik, die vor zwanzig Jahren veröffentlicht wurden. Der Titel des Buches bringe auch die Hoffnung in Worte, die sie für 2021 empfinde: „Bald wird unser Tag kommen“. „Bald werde der Tag kommen, an dem wir uns wieder umarmen können“, sagte Solberg.
Allerdings müsse Norwegen noch einige Zeit mit den Beschränkungen leben.
Die Tatsache, dass so schnell völlig neue Impfstoffe entwickelt wurden, sei ein Triumph für die Wissenschaft und für die internationale Zusammenarbeit. Die Pandemie habe gezeigt, dass kein Land diese Herausforderungen allein lösen kann. Für Norwegen sei das EWR-Abkommen wichtig, um den Zugang zu Impfstoffen zu gewährleisten. Besondere Hilfe habe Norwegen von seinen guten Nachbarn Schweden erhalten. Dafür sollte Norwegen dankbar sein.
Solberg erinnerte daran, dass auch Norwegen Verantwortung übernommen habe. Das Land haben die Initiative ergriffen, um 2016 CEPI zu etablieren, einen internationalen Mechanismus, der zur raschen Entwicklung von Impfstoffen gegen seltene und neue Viren beiträgt. Darauf sollten Norwegen stolz sein.
Die Premierministerin verwies in ihrer Neujahrsansprache auch auf den Beitrag Norwegens bezüglich der Entwicklung eines Impfstoffes. “Forscher an der Technischen Universität Trondheim NTNU haben eine Methode entwickelt, mit der täglich Tausende getestet werden können. Sie wurde unter anderem nach Dänemark und Indien exportiert.”
Norwegen könne viel erreichen, aber mit fünf Millionen Einwohnern werde das Land niemals in der Lage sein, alle Sicherheitsbedürfnisse allein zu decken. Die Norweger werden sich in ihrem Land immer viel besser und sicherer fühlen, wenn sie auch von den Fortschritten profitieren können, die fast acht Milliarden Menschen außerhalb Norwegens erbringen.
Bezüglich der Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft sagte Solberg: “Der Staat kann nicht alle Risiken übernehmen. Aber wir müssen gute Pläne haben, damit wir viele der lebensfähigen Unternehmen retten können….Wir sind es jungen Menschen schuldig, alles zu tun, um ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen – sichere Arbeitsplätze. Eine Klimapolitik, die funktioniert. Und nicht zuletzt eine starke Investition in Wissen und Kompetenz.”
Wichtig sei es, auch in der Pandemiezeit Arbeitsplätze zu schaffen. Das Arbeitsleben der Zukunft müsse intelligent und innovativ sein. Aber auch grün.
In Zukunft werde Norwegen insbesondere mit Wasserstoff als Energieträger arbeiten. Unter anderem würden mehr Fähren gebaut, die Wasserstoff verwenden.
In den nächsten Tagen werde die Regierung den ersten Klimaplan vorlegen, der zeigt, wie Norwegen die Ziele einer Emissionsreduzierung im Nichtquotensektor durch eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen erreichen kann.
Solberg erklärte, dass die größten Herausforderungen vor der Pandemie auch nach der Pandemie bestehen bleiben: die Inklusion, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Einbeziehung aller in das gesellschaftliche Leben,
Die Premierministerin dankte allen, die sich besonders um die Bekämpfung der Pandemie bemüht haben, aber auch denjenigen, die die Ratschläge und Regeln zur Infektionskontrolle befolgen. Dem Königspaar, das im vergangenen Jahr zeitweise unter Quarantäne stand, sprach sie ihren besonderen Dank aus. Sie erinnerte an die Rede des Königs am 15. März 2020, in der er feststellte, dass alle etwas mehr Freundlichkeit brauchen.
Erna Solberg beendete ihre Neujahrsansprache mit den Worten:“Wir müssen etwas länger durchhalten. Denn so haben wir 2020 geschafft: Gemeinsam. Und so werden wir auch den Beginn des Jahres 2021 schaffen…Unser Tag kommt bald.”