Floating Windfarms – ein neues Kapitel für Norwegens Industrie

Der norwegische Gemeinschaftsstand in Halle B2.©BPN
Der norwegische Gemeinschaftsstand in Halle B2.©BPN

Hamburg, 26. September 2018. Norwegens Kompetenz im Bereich Windenergie beruht auf dem Wissen und der Erfahrung der norwegischer Öl- und Gasindustrie und der maritimen Wirtschaft. Zur internationalen Messe WindEnergy vom 25. bis 28. September in Hamburg präsentieren sich vorwiegend etablierte Unternehmen aus diesen Bereichen. Einzigartiges Know-how bietet das Land vor allem für schwimmende Windparks. Beim Norwegian Morning Seminar, zu dem der Verband Norwegian Energy Partners auf der Messe eingeladen hatte, diskutierten Entwickler und Zulieferer das Potenzial sowie die Herausforderung bei der Entwicklung von Offshore-Windparks.

“Mit schwimmenden Windparks wird ein neues Kapitel der Entwicklung der erneuerbaren Energien aufgeschlagen”, sagte Kjell-Børge Freiberg, Norwegens Minister für Petroleum und Energie, zur Eröffnung des Seminars. Der Bau und der Betrieb von Offshore-Windanlagen sei für viele norwegische Unternehmen inzwischen ein bedeutender Teil des Geschäftes. Norwegen habe bereits in den 1970er Jahren mit der Erforschung von Offshore-Windparks begonnen. Im Regierungsprogramm werde der Forschung und Entwicklung der Offshore-Windenergie große Bedeutung beigemessen, so Freiberg.

Offshore-Wind-Strategie fördert Norwegens Zulieferindustrie

Entsprechend der im vergangenen Herbst verabschiedeten Offshore-Wind-Strategie ist die Unterstützung der Regierung für den Bau von Windparks nicht in erster Linie auf die Stromversorgung ausgerichtet, sondern will die Industrie in einem Segment entwickeln, in dem sie ein großes globales Potenzial sieht. In diesem Herbst sollen zwei Offshore-Zonen für Pilot- und Demonstrations-Offshore-Windprojekte identifiziert werden. Dabei geht es vor allem darum, die Zulieferindustrie zu stärken.

Im Gespräch als Pilot-Entwicklungsfelder in der Nordsee sind zum einen ein schwimmender Windpark, genannt Tampen, der die Plattformen Snorre und Gullfaks des Energiekonzerns Equinor mit Strom versorgen soll. Zum anderen hatte Aker BP, einer der größten norwegischen Zulieferer für die Öl- und Gasindustrie, im Frühjahr angekündigt, die erste emissionsfreie Energieversorgung eines Förderfeldes vor Norwegen verwirklichen zu wollen. Das Unternehmen will die Plattformen des Förderprojektes Noaka (North of Alvheim Krafla Askja), das 2023 in Betrieb gehen soll, unter anderem mit einem Offshore-Windpark mit Strom versorgen.

Kjell-Børge Freiberg, Öl- und Energieminister Norwegens (3.v.l.) und die Veranstalter und Unterstützer der Messebeteiligung (das Norwegen-Team), v.l.: Qu Lei, Senior Advisor Energy Markets, Innovation Norway China, Manuel Kliese, Director, Innovation Norway Deutschland, Jon Dugstad, Director Wind & Solar, Norwegian Energy Partners, Detlef Palm, Norwegischer Konsul Hamburg@ Innovation Norway
Kjell-Børge Freiberg, Öl- und Energieminister Norwegens (3.v.l.) und die Veranstalter und Unterstützer der Messebeteiligung (das Norwegen-Team), v.l.: Qu Lei, Senior Advisor Energy Markets, Innovation Norway China, Manuel Kliese, Director, Innovation Norway Deutschland, Jon Dugstad, Director Wind & Solar, Norwegian Energy Partners, Detlef Palm, Norwegischer Konsul Hamburg, und Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter HMC@ Innovation Norway

Die Entwicklung der Floater-Technologie ist ein zentraler Bestandteil in der Konzernplanung des größten norwegischen Energiekonzerns Equinor. “Je weiter wir rausgehen, umso mehr kommt die Kompetenz der Öl- und Gasindustrie ins Spiel”, erklärte Sebastian Bringsværd, Leiter des Hywind-Projektes des norwegischen Energiekonzerns Equinor. Das Unternehmen eröffnete Ende des vergangenen Jahres den weltweit ersten schwimmenden Windpark, Hywind, vor der Küste Schottlands.

Kostenreduzierung als Herausforderung

Die Herausforderung beim Bau neuer schwimmender Windanlagen, die ab einer Tiefe von 60 Metern Sinn machen, bestehe in der Reduzierung der Kosten. Gegenüber Hywind soll die Tampen-Windfarm 50 Prozent weniger Kosten verursachen. “Wir drehen jeden Stein um, um dieses Ziel zu erreichen”, sagte Bringsværd. Ziel sei es, die Produktionskosten bis zum Jahr 2030 auf  40 bis 60 Euro/MWh zu senken. Auch soll der Ausstoß von CO2 beträchtlich reduziert werden.

Bei der Umsetzung der Pläne sei der Konzern abhängig von der Unterstützung der Regierung. Ein schwimmender Windpark sei nicht sehr profitabel, so Bringsværd. Die Regierung habe aber verstanden, dass es jetzt darauf ankomme, die nächste Ebene der Technologie zu erreichen. “Jetzt ist der entscheidende Moment für die norwegischen Zulieferer, in das Windpark-Geschäft einzusteigen.”

Als Gebiete mit den besten Voraussetzungen für den Bau schwimmender Windparks hat Equinor die Westküste der USA, die Küsten vor Frankreich, Japan und Schottland identifiziert. Um in Japan rechtzeitig einen Fuß in der Tür zu haben, eröffnete Equinor kürzlich ein Büro in Tokio.

Hoher Local Content als wichtiger Faktor

Knut Vassbotn, Leiter des Bereiches Geschäftsentwicklung der Aker Solutions, ist davon überzeugt, dass Mitte 2020 die Projekte für schwimmende Windparks weltweit kommen werden. “Wir müssen die Vertragspartner nur finden”, so Vassbotn.

Seit 2017 arbeitet Aker Solutions in einem Konsortium mit der amerikanischen Energiebehörde RCEA zum Bau eines schwimmenden Offshore-Windparks vor der Küste des Humboldt Counte in Nordkalifornien zusammen. Das Projekt ist als öffentlich-private Partnerschaft konzipiert. Der Windpark mit einer Leistung von 100 bis 150 Megawatt (MW) wird mehr als 30 Kilometer vor der Küste von Eureka liegen und soll 2024 in Betrieb gehen. “Unseren amerikanischen Partnern gefällt vor allem, wie wir die lokale Industrie in Offshore-Projekte einbeziehen”, sagte Vassbotn. Ein hoher Anteil local content sei bei solchen Vorhaben sehr wichtig zur Kostenreduzierung. Technologie und Kompetenz könne man exportieren, local content nicht.

In einem Panel diskutierten Knut Vassbotn von Aker Solutions, Dennis Jul Pedersen, CEO, NSG Wind und Vidar Bergli, VP Sales, Wirescan, über Anforderungen des Marktes, Technologietrends und Herausforderungen der Offshore Windindustrie.

Veranstaltet wurde das Norwegian Morning Seminar von Norwegian Energy Partner, Innovation Norway und der Norwegischen Botschaft.

Gemeinschaftsstand unter dem Dach von Norwegian Energy Partners

Norwegen ist auf der diesjährigen Messe WindEnergy wieder mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Alle Unternehmen, die unter dem Dach von Norwegian Partner ausstellen, sind Zulieferer oder Dienstleister der Öl- und Gasindustrie und der maritimen Wirtschaft.

UTore Prestjord, Sales Manager der UMOE Mandal@BPNMOE
UTore Prestjord, Sales Manager der UMOE Mandal©BPN

UMOE Mandal AS, eine Werft im Süden Norwegens, baut Service-Schiffe, unter anderem für die norwegische Marine. Seit 2014 liefert das Unternehmen zusätzlich Service-Schiffe für Windanlagen. “Wir arbeiten ständig daran, die Technologien zu verbessern, die wir beim Betrieb unserer Offshore-Windparks einsetzen. Ein schnelleres Serviceschiff bedeutet kürzere Transportzeiten und gibt den Technikern mehr Zeit für ihre Arbeiten an den Windanlagen”, sagt Tore Prestjord, Sales Manager von UMOE Mandal.  Außerdem gehe es darum, ständig den Komfort und die Sicherheit der Crew auf dem Weg zum Arbeitseinsatz zu verbessern, den Betriebsumfang zu erweitern und die Logistikkosten zu senken.

Das Unternehmen UPTIME International AS aus Avaldsnes, ein Unternehmen der Marine Aluminium Group aus Ålesund, entwickelt Teleskop-Gangways für die Öl- und Gas- sowie die Windindustrie. “Eigentlich macht es keinen Unterschied, ob wir Zugang zu einer Plattform, einem Arbeitsboot oder zu einer Windanlage schaffen. Die Anforderungen an Sicherheit und Effizienz unterscheiden sich nicht”, sagt Bjornar Huse, Direktor für Verkauf und Geschäftsentwicklung.

Bernt Fanghot, Sales Director, Telenor Maritime©BPN

Telenor Maritime ist ein globaler Mobilfunkbetreiber auf See. Das Unternehmen bietet nicht nur Gästen von Kreuzfahrtschiffen ein stabiles Mobilfunknetz, um Fotos nach Hause zu schicken – es baut auch stabile 4G-Offshore-Gebiete für die Öl- und Gasindustrie auf. Auf dem Norwegischen Kontinentalschelf gibt es bereits zahlreiche 4G-Gebiete, die die Kommunikation zwischen Plattformen und Schiffen verbessern. Gegenwärtig prüft das Unternehmen, wie die Kommunikation auch für die Windindustrie genutzt werden kann. Die Messe WindEnergy will Verkaufsdirektor Bernt Fanghol vor allem nutzen, um die Vertreter der Windenergie verstärkt darauf aufmerksam zu machen, dass als Voraussetzung der Digitalisierung die Kommunikation funktionieren muss.

Das norwegische Zertifizierungs- und Klassifizierungsunternehmen DNV GL war auf der WindEnergie - wie auch auf der Schiffbaumesse SMM – traditionell mit einem großen Stand gleich am Südeingang der Hamburger Messe vertreten.©BPN
Das norwegische Zertifizierungs- und Klassifizierungsunternehmen DNV-GL war auf der WindEnergie – wie auch auf der Schiffbaumesse SMM – traditionell mit einem großen Stand gleich am Südeingang der Hamburger Messe vertreten.©BPN

“Norwegische Unternehmen, die in das Öl- und Gasgeschäft involviert sind, engagieren sich zunehmend auch im Bereich Windenergie”, erklärt Jon Dugstad, Direktor von Norwegian Energy Partners. “Sie haben eine hohe Kompetenz im Bereich Offshore aufgebaut. Sie geben dieses Geschäft natürlich nicht auf, fördern aber verstärkt auch den Bereich Windenergie.“ Immerhin werde der Markt in den kommenden fünf Jahren auf 160 Milliarden Euro wachsen. Grund genug für norwegische Unternehmen, auf der Weltleitmesse für Windenergie präsent zu sein.

In der Woche vor der WindEnergy-Messe in Hamburg erreichte die Stromproduktion aus Windenergie in den nordischen Ländern übrigens einen Rekord. Nach Angaben des Norwegischen Wasserkraft- und Energiedirektorates NVE erzeugten Windanlagen in der 38. Woche einen Anteil von 20 Prozent an der Stromproduktion Skandinaviens. Grund für die hervorragende Ergebnisse war Sturm Knud, der über den Norden Europas hinwegfegte.  Jutta Falkner

Finden Sie hier Präsentationen der Referenten des Norwegian Morning Seminars.

Mehr Informationen zum Thema Windenergie in Norwegen finden Sie hier.

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