Der Preikestolen – nur ein Felsplateau im Kaschmir-Gebirge

Tom Cruise hängt als Ethan Hunt am Preikestolen – und niemand weiß es.Tom Cruise hängt am Preikestolen und niemand weiß es.©paramount.com
Der Preikestolen, der berühmtesten Felsen Norwegens, dient als Kulisse für den Countdown im Action-Thriller „Mission Impossible 6: Fallout“. Aber die Zuschauer erfahren es nicht. Im Bild:Tom Cruise alias Ethan Hunt 600 Meter über dem Lysefjord ©paramount.com

Berlin, London, Paris, Kaschmir Gebirge, 2. August 2018. Ganz Norwegen ist im Agentenfieber. Im November vergangenen Jahres drehte Filmstar Tom Cruise alias Ethan Hunt eine Aktion-Szene für seinen neuen Film “Mission Impossible 6: Fallout” auf dem berühmtesten Felsen Norwegens, dem Preikestolen. Die öffentliche Hand spendierte nach Angaben des Senders NRK sechs Millionen US-Dollar zur Unterstützung der Aktion in der Hoffnung, dass der Film weltweit ein starkes Interesse an spektakulärer norwegischer Natur erzeugen werde. Gestern Abend war Premiere in Norwegen – auf dem Preikestolen.

Gleich in der ersten Szene sprudelt ein norwegischer Wasserfall als Hintergrund für eine Traumszene des Agenten Ethan Hunt. Es könnte auch ein Wasserfall irgendwo auf der Welt sein. Aber nein – norwegischer Wasserfälle sind einzigartig, zumindest für Menschen, die norwegische Wasserfälle kennen.

Danach trifft sich der ewig improvisierende Weltenretter zur Übergabe von waffenfähigem Plutonium in einem Tunnel in Berlin. Dass es sich um Berlin handelt, weiß der Zuschauer, weil zweimal “Berlin” gesagt wird. Hunt vermasselt seinen Auftrag – die internationale Terroristenbande behält das Plutonium und verschwindet nach Paris. Also jettet der Superheld hinterher.

Oh, Paris – was für zauberhafte Bilder: Der Eiffelturm, der Louvre, das Arc de Triomphe, die Oper. Bei wilden Verfolgungsjagden durch die französische Metropole wird keine Sehenswürdigkeit ausgelassen. Sogar ein gehauchter Kuss an der Seine von der verführerischen Weißen Witwe (Vanessa Kirby) auf die Lippen des ewig jungen Tom Cruise darf nicht fehlen. (Ja, nach Paris müsste man auch mal wieder reisen.)

Aber in Paris kommt die Crew der Impossible Missions Force (IMF) immer noch nicht an das gefährliche Plutonium heran. Also geht es weiter nach London. Alle sagen “London” im Film, auch Vanessa Kirby. Auch hier: Fantastische Luftaufnahmen über der Themse, Westminster Abbey und dem Tower, überwältigende Sprint-Einlagen des Hauptdarstellers über die Dächer von London. Nur geht in der britischen Hauptstadt wieder alles schief. Die Bösewichte büchsen erneut aus.

Für Ethan Hunt und seine Freunde kein großes Problem. Sie entdecken die Sprengsätze in einem kleinen Dorf im Kaschmir-Gebirge. Dass es sich um das Kaschmir-Gebirge handelt, weiß der Zuschauer, weil es extra erwähnt wird. Hunts Freunde kümmern sich um die Bomben, Hunt verfolgt in einem Helikopter den Verräter, der mit dem Zünder verschwinden will. Der Zünder nämlich wird gebraucht, um eine Atomexplosion zu verhindern, die das Wasser in der Region verseuchen würde. Millionen Menschen wären betroffen.

Genau 15 Minuten hat Hunt Zeit, der Countdown läuft. Eine wilde Verfolgungsjagd im Helikopter beginnt. Die Hubschrauber fliegen, stürzen, rotieren, explodieren, knallen in eine Felsspalte und rutschen schließlich in die Tiefe. Der Actionheld und sein Kontrahent kämpfen auf einem Felsplateau weiter. Viermal hin- und hergeschlagen, dann finden sich beide an einem Seil über dem Abgrund wieder. Schließlich stürzt der Bösewicht in die unendliche Tiefe.

Nun hängt der Held allein an einer Felswand. Im Kaschmir. Wo sonst sollte er  von einem Dorf im Kaschmir aus innerhalb von 15 Minuten gelandet sein? Tolle Felskanzel, herrlicher Ausblick, spektakuläre Natur, soweit man das nach vier Minuten Kampfszenen beurteilen kann. Hunt hält den Zünder in der Hand – er hat die Welt gerettet.

Die deutschen Medien geben dem Film gute Kritiken und promoten die Locations, an denen gedreht wurde. Sie erwähnen Berlin, London, Paris, die Weiten Kaschmirs und heroische Landschaftsaufnahmen. Darüber hinaus ist von einem Felsplateau, Felswänden und Felsklippen die Rede. Norwegen und den Preikestolen erwähnen sie nicht.

Sollte der Film tatsächlich weltweit ein starkes Interesse an spektakulärer Natur geweckt haben, wie es die Norweger erhofften, ist wohl damit zu rechnen, dass im nächsten Jahr Naturliebhaber aus aller Welt in das Kaschmir-Gebirge reisen, um den Preikestolen zu besuchen. Die dortige Tourismusindustrie wird es freuen.  Jutta Falkner

 

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