Netzbetreiber fordert Senkung des Energieverbrauchs

Das Kabelverlegeschiff Skagerrak von Nexans im Einsatz©Nexans Norway AS
Das Kabelverlegeschiff Skagerrak von Nexans im Einsatz©Nexans Norway AS

Oslo, 31. Januar 2018. Durch eine bessere Nutzung des Stromnetzes kann die Gesellschaft Milliarden einsparen. Das stellten die Autoren des Berichtes “Alternativen zum Ausbau des Stromnetzes” fest, der auf der Enova-Konferenz 2018 am 31. Januar in Oslo vorgestellt wurde. Hier werden Möglichkeiten aufgezeigt, den Energieverbrauch an den kältesten Tagen zu reduzieren oder zu verschieben. Solche Maßnahmen könnten den Bau neuer Stromleitungen verzögern oder ersetzen, was zu Einsparungen von mehreren Milliarden Kronen führen könnte.

“Es  ist wichtig, sich auf eine breite Palette von Optionen zu konzentrieren, damit wir die Stromversorgung auf die kostengünstigste Art und Weise sichern können”, sagte Jan Bråten, Sonderberater bei Statnett. “An einigen Orten könnte dies neue Stromleitungen bedeuten. An anderen Orten könnte sich eine Änderung des Konsumverhaltens als sinnvoll erweisen.“

Statnett und Enova beauftragten Vista Analysis mit der Erstellung von Berichten zur Energieeinsparung als Alternative zum weiteren Netzausbau.

„Wenn jeder zur selben Tageszeit Strom verbraucht, erfordert das eine hohe Kapazität in der Stromversorgung. Durch die Verlagerung unseres Energieverbrauchs und die Verbindung und Trennung der Stromversorgung von energieintensiven Produkten können wir die Gesamtlast während der kältesten Stunden reduzieren“, sagte Gunnel Fottland, Entwicklungsleiterin bei Enova.

an Bråthen von und Gunnel Fottland von Enova während der Präsentation auf der Enova Conference.
Statnett-Berater Jan Bråthen und Gunnel Fottland , Entwicklungsleiterin bei Enova während der Präsentation des Berichtes zu Alternativen des Netzausbaus auf der Enova-Konferenz 2018©Enova

Da der Spitzenverbrauch an den kältesten Tagen bestimmt, wie viel Kapazität im Netzwerk benötigt wird, sollten  Spitzen reduziert werden. Auch private Haushalte könnten dazu beitragen, beispielsweise indem Elektroautos an den kältesten Tagen außerhalb der Spitzenzeiten geladen werden.

Der Forschungsbericht hat Oslo und Akershus als Beispiel herangezogen, wo die Verbrauchsprognosen von Statnett bis 2030 und 2050 eine erhöhte Stromnachfrage aufweisen.

Norwegen versteht sich als die grüne Batterie Europas. Energie ist preiswert und es gibt wenig Anreize zur Einsparung von Energie. Für den Ausbau des Stromnetzes im Lande werden hohe Summen investiert. Auch will das Land noch mehr Strom ins Ausland exportieren. Ein Unterwasserkabel in die Niederland (NorNed) existiert bereits, ein Kabel nach Deutschland (NordLink) ist im Bau, ein Kabel nach Großbritanniens (NorthSeaLink) und ein Kabel nach Schottland ( NorthConnect) sind in Vorbereitung.

In einem Bericht „NorthConnect – eine Beurteilung der Systembetriebsfolgen und Systembetriebskosten“, der BusinessPortal Norwegen vorliegt, beschäftigt sich Statnett mit einigen Probleme des Netzbetriebes im Norden Norwegens, wenn das Kabel nach Schottland an das norwegische Stromnetz angeschlossen wird. So wird empfohlen, den Bau des geplante Stromkabels zwischen Norwegen und Schottland, das bis 2023 in Betrieb sein soll, zu verschieben, da es die bestehende Infrastruktur der nordischen Region überlasten könnte. 

Die 1,4-Gigawatt (GW) -Verbindung NorthConnect ist ein Gemeinschaftsprojekt der drei norwegischen Stromversorger Agder Energi, Lyse, E-CO und des schwedischen Unternehmens Vattenfall.Die EU beteiligt sich an der Finanzierung des Vorhabens. 

Mit dem neuen Kabel soll ein Viertel des Spitzenbedarfs Schottlands mit Energie aus norwegischen Wasserkraftdämmen und Windturbinen gedeckt werden. Statnett hat erklärt, dass zusätzliche Export- und Importkapazitäten den Betrieb im nordischen Netz erschweren würden.  Das größte Risiko, NorthConnect in das nordische Netz zu integrieren, bestehe darin, das Angebot und die Nachfrage in der Region auszugleichen.

NorthConnect habe mit der Opposition des Landes und mehreren Gewerkschaften seine Kritiker in Norwegen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Sie hätten sich dagegen ausgesprochen, in der Befürchtung, dass es die heimischen Strompreise erhöhen würde.

Norwegens durchschnittlicher Spot-Strompreis für die Hauptstadt Oslo lag 2017 bei 29,04 Euro pro Megawattstunde, einer der niedrigsten in Europa.

Der Projektleiter von NorthConnect, Odd Oeygarden, sagte gegenüber Reuters, dass die Partner des Kabelunternehmens dem Statnett-Bericht nicht zustimmten und den Fall vor einer erwarteten Entscheidung über die Erteilung einer Lizenz mit der norwegischen staatlichen Aufsichtsbehörde erörtern würden. „Wir haben unsere Pläne nicht geändert“, so Oeygarden. Allerdings fügte er hinzu, dass er eine Verzögerung des Projektes nicht ausschließen könne. 

Die Berichte „Alternativen zu Netzinstitionen am Beispiel Oslo und Akerhus“ sowie „Beitrag zu einer Strategie für Alternativen zum Netz“ sind in norwegischer Sprache auf der Internetseite von Enova veröffentlicht.

 

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