Trondheim, 27.Oktober 2017. Zu den Technologietagen in Trondheim, die Ende Oktober stattfanden, präsentierten Wissenschaftler und Ingenieure zahlreiche neue Technologien zur Überquerung von Fjorden. Die Präsentationen der Konferenz über den Ausbau der Küstenstraße E39, die sechs Fjordüberquerungen vorsieht, hat Statens vegvesen jetzt online gestellt. Sie können hier heruntergeladen werden. Illustrationen zu den verschiedenen Varianten finden Sie hier.
An der Konferenz, die die staatliche Straßenbehörde Statens vegvesen in Zusammenarbeit mit dem Bridges Committee of the Nordic Road Association (NVF) organisierte, nahmen auch Norwegens Minister für Transport und Kommunikation, Ketil Solvik-Olsen, und der Generaldirektor der Norwegian Public Roads Administration (NPRA), Terje Moe Gustavsen, teil. Als erster Redner der Konferenz sprach Professor Shaopeng Wu von der Technischen Universität Wuhan über das Projekt „One Belt One Road“ (OBOR). Dabei zog er Parallelen zum Ausbaus der Route E39. Die Costal Highway Route E39 sei ein großes Transportprojekt für Norwegen, OBOR ein gigantisches Projekt, an dem 65 Länder beteiligt sind. Beide Vorhaben hätten gemeinsame Ziele und Ambitionen. Das OBOR-Projekt basiere auf der historischen „Seidenstraße“, die Handelswege und kulturelle Verbindungen zwischen China, Indien, Persien, den arabischen Ländern, Griechenland, Rom und den Mittelmeerländern bot. Der Ehrgeiz bestehe nun darin, eine dauerhafte Festlandverbindung (Straße und Zug) zwischen China und dem Rest der Welt herzustellen.

Tom Cato Karlsen, Staatssekretär im Ministerium für Verkehr und Kommunikation, betonte in seinen Ausführungen, dass die Zukunft des intelligenten Verkehrs völlig von neuen und revolutionären Technologien abhänge. „Die norwegische Regierung hat massiv in die Infrastruktur investiert. In den letzten Jahren haben wir seit 2013 das Budget für den Transport um 60 Prozent erhöht. Und wenn wir unser Ziel einer Null-Emissions-Gesellschaft bis 2025 erreichen wollen, haben wir eine große und wichtige Aufgabe zu erfüllen – und die Uhr tickt!“, sagte Karlsen. Im September 2017 seien 29 Prozent aller in Norwegen verkauften Autos Elektroautos gewesen. Dies sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass Norwegen auf dem besten Weg ist, sein Ziel zu erreichen. „Eine neue und verbesserte Küstenstraßenroute E39 wird realisiert, aber wir sind vollständig auf eine effiziente Kostenkontrolle angewiesen“, betonte der Staatssekretär.
Terje Moe Gustavsen, Generaldirektor der Norwegian Public Roads Administration (NPRA), sprach über die technologischen Herausforderungen des Ausbaus der Küstenstraße. „Es ist ein großes und herausforderndes Projekt, und Westnorwegen wurde traditionell an den Schiffsverkehr angepasst. Wir haben die Technologie heute auf kurzen Strecken, jetzt besteht die Herausforderung darin, eine Technologie zu entwickeln, die es ermöglicht, Alternativen für die längsten Fjordüberquerungen zu finden. Einfach weiter sparen und wir werden wahrscheinlich Erfolg haben“, so Gustavsen.
Dänemark hat positive Erfahrungen mit festen Verbindungen
Kim Smedegaard Andersen vom Fehmarnbelt-Projekt in Dänemark erläuterte, wie Dänemark die zahlreichen Vorteile der festen Verbindungen zwischen Schweden und Dänemark (Øresundsforbindelsen) genieße. Nun werde die Fehmarn Association Dänemark und den Rest von Skandinavien über einen Tunnel (das Fehmarnbelt-Projekt) mit Deutschland und damit den anderen europäischen Ländern dauerhaft verbinden. Der Fehmarnbelt-Tunnel wird 18 Kilometer lang sein und sowohl für Autos als auch für Züge eine gute Alternative zum bisherigen Fährverkehr bieten. „Nach unserer Erfahrung eröffnen sich durch die Beseitigung von Engpässen und die Verhinderung eines effizienten Verkehrs neue Transportmöglichkeiten. Sie müssen nicht auf Fährzeiten angewiesen sein, und Sie können reibungsloser von A nach B reisen“, sagte Andersen. Andersen konnte auch Erfahrungen über Beschaffungsverträge, Formen der Zusammenarbeit sowie den Betrieb und die Instandhaltung von Straßenkonstruktionen bei großen Infrastrukturvorhaben einbringen. Diese seien für die Vorhaben in Norwegen von großem Nutzen, schloss Andersen.
Schwimmende Brücke zur Überquerung des Bjørnafjords
Eine schwimmende Unterwasserbrücke scheint die bevorzugte Wahl für die Überquerung des etwa 4,5 Kilometer breiten Bjørnafjords zu sein. Die Brücke wird fünf Kilometer lang sein und könnte die erste schwimmende Brücke der Welt sein.
Wissenschaftler der Chalmers Technical University, Stavanger, der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) Trondheim und der NPRA, die das Projekt ausgearbeitet haben, präsentierten erste Forschungsergebnisse zur Auswirkung der fährenfreien Küstenstraße auf Märkte, Branchen, Bevölkerungsentwicklung und Wohnungsmärkte. Darüber hinaus erforschten sie das Verhalten der Brückenkonstruktion auf verschiedene Windstärken. Sehen Sie hier Animationen zum Projekt. Die Forscher kartografieren die verschiedenen Faktoren so, dass in einer frühen Phase des Designprozesses eine Lösung gewählt werden kann, die die Kriterien für Qualität, Kosten, Lebensdauer, Verkehrssicherheit und nachhaltige Infrastruktur erfüllt. Im Workshop ging es außerdem um die geeignetsten Vertragsstrategien für die Beschaffung. Verschiedene Alternativen wurden vorgestellt.
Josef Johnsson von der Chalmers Technical University, Stavanger, beschäftigt sich mit dem Einsatz erneuerbarer Energien, um Straßen eisfrei zu halten. Giuseppe Marinelli von der Technischen Universität Trondheim hat unter anderem die Entwicklung energieeffizienter Straßen als Forschungsschwerpunkt. Beide Wissenschaftler stellten Resultate ihrer Arbeiten zur Konferenz vor.
Breiten Raum nahmen in der Diskussion Umweltfragen ein. Vor allem interessierte die Frage, welche Materialien Verwendung finden können, um die Umwelt zu schonen, die Wiederverwendung zu ermöglichen, den Befall mit Algen- und Schimmelpilzsporen zu verhindern und Wartungsarbeiten zu erleichtern.
Zum Abschluss der Konferenz lobte Kjersti Kvalheim Dunham, Projektmanager bei der NPRA, das hohe Niveau der Forschungsarbeiten zum Ausbau der Küstenstraße: „Die Herausforderungen sind vielfältig, aber die Forscher sind auf dem richtigen Weg und das Niveau ihrer wissenschaftlichen Forschung ist ausgezeichnet.“ Die Konferenz habe Besucher aus der ganzen Welt angezogen, die mehr über die spannenden Herausforderungen und die interdisziplinäre Forschung erfahren möchten. Wir haben allen Grund, stolz zu sein.“