
München, 7. November 2023. „Wenn wir zusammenstehen, sind wir stärker“. Diese Aussage zog sich als roter Faden durch die deutsch-norwegischen Verteidigungskonferenz am 7. November in München, zu der die Interessengemeinschaft der norwegischen Verteidigungsindustrie FSI und Innovation Norway anlässlich des Besuchs des norwegischen Kronprinzen Haakon in Deutschland eingeladen hatten. In seiner Begrüßungsrede nannte der Kronprinz seine Erwartungen an die Konferenz: Voneinander lernen, Inspiration gewinnen und Gemeinsamkeiten und neue Synergien finden. „Die Konferenz zur Verteidigungsindustrie ist leider relevanter, als wir gehofft hatten“, sagte der Kronprinz. „Wir versammeln uns hier in München in tiefer Sorge um das menschliche Leid in der Ukraine und im Nahen Osten.“
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine habe die Notwendigkeit deutlich gemacht, die Zusammenarbeit – auf politischer, militärischer und industrieller Ebene – zu verstärken, um die Sicherheit beider Länder zu gewährleisten. Er wies auf die bestehende enge Zusammenarbeit hin, die weiter ausgebaut werden soll. „Deutschland und Norwegen haben ihre Kräfte vor Ort in einer Reihe multinationaler Militäreinsätze gebündelt. Von Afghanistan bis zum Kosovo haben unsere Truppen Seite an Seite gearbeitet. Geleitet von der gemeinsamen Entschlossenheit, das Völkerrecht zu wahren und die Welt sicherer zu machen. Heute stehen sie Seite an Seite in der Enhanced Forward Presence der NATO in Litauen und in der NATO Response Force“, erklärte der Kronprinz. Er sprach darüber, dass in Deutschland Tausende ukrainischer Soldaten im Rahmen der von Deutschland geführten EU-Mission eine militärische Ausbildung erhalten. Die Beteiligung norwegischer Soldaten an dieser gemeinsamen europäischen Anstrengung stärke die Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter.
Die technologische und industrielle Zusammenarbeit sei ein Eckpfeiler der langjährigen Verteidigungspartnerschaft. Sowohl Deutschland als auch Norwegen verfügten über hochmoderne Verteidigungsindustrien.

Die Zusammenarbeit basiere auf dem gemeinsamen Verständnis, dass beide Länder stärker sind, wenn sie zusammenstehen. Die deutsch-norwegische U-Boot-Kooperation sei ein Paradebeispiel – und etwas Einzigartiges. Neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit würden sich auch aus der jüngsten Investition Norwegens in Deutschland, dem Kauf von Leopard-Kampfpanzern, ergeben.
Kronprinz Haakon bedankte sich für den deutschen Einsatz zur Gewährleistung der europäischen Sicherheit und der unerschütterliche Führung in schwierigen Zeiten. Norwegen schätze seine Freundschaft mit Deutschland sehr und sei weiterhin bestrebt, zusammenzuarbeiten, um die strategische Partnerschaft weiter zu stärken.
Im Anschluss an die Eröffnung der Verteidigungsindustriekonferenz besuchte der Kronprinz den Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann + NEXTER Defence Systems (KNDS).
Am ersten Panel der Konferenz nahmen Norwegens Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram, Thomas Hitschler, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Ine Eriksen Søreide, Vorsitzende des Verteidigungskomitees im norwegischen Parlament Storting, und Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungskomitees des deutschen Bundestages, teil. Botschafter Christoph Heusgen moderierte die Diskussion.
Norwegens Verteidigungsminister lobte die engen Beziehungen mit Deutschland im Verteidigungsbereich. „Deutschland ist unser wichtigster europäischer Partner für die Zusammenarbeit bei Verteidigungsmaterial und ein großer und wichtiger Verbündeter in der NATO. Historisch gesehen hat Norwegen viel Material von der deutschen Verteidigungsindustrie erworben. Es beinhaltet u.a. Panzer, U-Boote, Kleinwaffen, gepanzerte und andere Militärfahrzeuge und Raketen“, so der Verteidigungsminister. Momentan würden sehr viele Dinge auf diesem Gebiet passieren. Norwegen würde ebenso wie Norwegen seine Verteidigungsausgaben massiv erhöhen. Søreide hob die Tatsache hervor, dass alle Entscheidungen, die heute im Bereich Verteidigungsindustrie getroffen werden, langfristig zum Einsatz kommen. Man rede hier über 30 Jahre und mehr. Das erfordere auch die Fähigkeit, Allianzen zu schmieden, die über diese Zeit halten würden. Bei jetzigen Zulieferungen in die Ukraine würde sich zeigen, welche Probleme aus der Tatsache entstehen, dass die westlichen Verbündeten mit sehr unterschiedlichen Waffensystemen ausgestattet sind. Diese Fragmentierung müsse überwunde werden. Sie sei ineffektiv und teuer. Strack-Zimmermann kritisierte unter anderem die Zurückhaltung der Bundesregierung bei der Lieferung von Marschflugkörpern in die Ukraine. Man müsse bedenken, in welcher Situation sich die Menschen in der Ukraine befinden.

In verschiedenen Industrie-Panels stellen deutsche und norwegische Unternehmen Projekte der Zusammenarbeit vor und benannten die Herausforderung an den Verteidigungssektor und die Politik für die kommenden Jahre.