
Oslo, 31. Oktober 2023. Das Jahr 2023 wird in Norwegen wahrscheinlich ein schwaches Jahr für Neuwagenverkäufen sein. Wie der Rat für Verkehrsinformationen OFV mitteilt, setzte sich der Rückgang der Neuwagenverkaufe im Oktober fort. Insgesamt wurden 8.925 Pkw neu zugelassen, das sind 28,9 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Der Anteil der Elektroautos lag im Oktober bei 84,2 Prozent. Das ist zwar ein Rückgang im Vergleich zum September mit einem Rekordanteil von 87 Prozent, liegt aber auf dem Niveau der meisten Monate im Jahr 2023.
Auch im bisherigen Jahresverlauf zeigen die Zulassungszahlen eine fallende Kurve: Anfang November wurden insgesamt 104.422 Pkw neu zugelassen. Das sind 9,4 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Die gestiegenen Zinsen und der starke Preisanstieg seien für viele Norweger ein großes Problem, das sich seit einigen Monaten auch beim Absatz von Neuwagen zeigt, teilt OFV mit.
„Gleichzeitig zeigt die Verteilung der Marken und Modelle, dass einige mit Angebotsaktionen und niedrigen Zinsen gute Erfolge bei der Kreditaufnahme für den Neuwagenkauf erzielen konnten. Andere haben neue Modelle entwickelt, die den Markt erobern“, sagt Øyvind Solberg Thorsen, Direktor des OFV.
Den spürbaren Rückgang der Neuwagenverkäufe bestätige auch die Branche, die von sehr geringen Vertragseingängen berichtet. Er schätzt, dass die Gesamtzahl im Jahr 2023 bei knapp 130.000 Pkw-Neuzulassungen liegen werde. Im vergangenen Jahr wurden über 174.000 Pkw neu zugelassen.
Die Automarken, die in der Zulassungsstatistik die ersten zehn Plätze belegen, sind in Norwegen seit vielen Jahren fest etabliert. Mit Ausnahme von Tesla und Toyota sind alle europäisch.
Die 10 meistverkauften Automodelle im Oktober (Anzahl und Anteil)

Mit einem Elektroauto-Anteil am Neuwagenabsatz im Gesamtjahr 2023 von 83,5 Prozent liegt Norwegen weiterhin an der Weltspitze. Ab 2025 sollen alle neuen Personenkraftwagen und leichten Transporter emissionsfreie Fahrzeuge sein.
„Wir müssen uns daran erinnern, dass dies ein Ziel ist. Das bedeutet nicht, dass es ab dem 1. Januar 2025 verboten sein wird, Autos mit Verbrennungsmotor zu verkaufen oder zu kaufen, wie viele vielleicht denken. Wir nähern uns langsam dem Ziel und vielleicht werden wir im nächsten Jahr bei rund 90 Prozent Elektroautos sein“, so Solberg Thorsen. Es werde schwierig, 100 Prozent zu erreichen, wenn mehrere Anreize für Elektroautos gestrichen und die Gebühren erhöht werden. Gerade die Summe aller Vorteile habe dazu geführt, dass Norwegen heute einen so hohen Anteil an Elektroautos habe. Wäre das Steuersystem für alle Neuwagen unabhängig vom Antriebsstrang gleich gewesen, dann wären die Zusammensetzung der Fahrzeugflotte und die Neuwagenverkäufe sicherlich anders ausgefallen, sagt er.
Norwegen brauche tatsächlich einen Antriebsmix, insbesondere aus Notfällen. Der Zivilschutz (Samfunnssikkerheten) fordere, sich nicht auf eine einzige Energiequelle zu verlassen, da dies die Notfallvorsorge gefährden würde. Und die geografischen Unterschiede in Norwegen führten dazu, dass viele Menschen aus praktischen Gründen immer noch etwas anderes als ein Elektroauto benötigen, sagt Solberg Thorsen. Es bestehe jedoch kaum ein Zweifel daran, dass bald fast alle Neuwagen elektrisch sein werden.
Auch wiederaufladbare Hybridfahrzeuge würden derzeit vom Markt genommen. Plug-in-Hybride erfreuten sich großer Beliebtheit, allerdings mache diese Antriebsform mittlerweile nur noch sieben Prozent der Neuwagenverkäufe aus und liege 35 Prozent hinter dem Vorjahr. Darüber hinaus würden Benzin- und Dieselautos langsam aber sicher auslaufen, sagt er.
Im Vorschlag für den Staatshaushalt 2024 ist eine deutliche Steuererhöhung für Plug-in-Hybride durch den Wegfall des Gewichtsabzugs von zehn Prozent vorgesehen. Wenn dieser Vorschlag angenommen wird, werde es im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich zu einem starken Rückgang der Verkäufe von Plug-in-Hybriden kommen, sagt Solberg Thorsen. Mehrere der Plug-in-Hybride können einhundert Kilometer elektrisch und emissionsfrei fahren.
Die 10 meistverkauften Automarken im Oktober 2023 (Anzahl und Anteil)

Der Verkauf gebrauchter Autos liegt mit ca. 435.000 Fahrzeugen in diesem Jahr knapp über dem Vorjahresniveau. Die Gebrauchtwagenimporte sind fast zum Erliegen gekommen. Nur 3.532 Gebrauchtwagen wurden in diesem Jahr importiert, das sind 73,6 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Die Zahl der neu zugelassenen Transporter ist in diesem Jahr bisher im Vergleich zum Vorjahr nur leicht zurückgegangen. Insgesamt wurden 21.974 Transporter neu zugelassen. Davon sind 7.122 elektrisch, das ist ein Anteil von 32,4 Prozent – im Vergleich zu einem Anteil von 22 Prozent im Vorjahr. Der Anteil der Elektrobusse an den gesamten Neuverkäufen betrug von Januar bis Oktober 2023 52 Prozent.
Auch auf dem Transportermarkt gibt es eine deutliche Verschiebung hin zu Elektroautos. Das hänge unter anderem damit zusammen, dass Auswahl, Sortiment, Ausstattung und Preis nun besser auf die Bedürfnisse der Käufer eingehen, sagt Øyvind Solberg Thorsen.
Es ist gut, dass Elektrotransporter in der Geschäftswelt stärker als eine gute Alternative gesehen werden, aber es müssen wahrscheinlich mehr Anreize geschaffen werden, um das Ziel für leichte Transporter für 2025 zu erreichen. Dass Enova Anfang des Jahres die Unterstützung für Elektrotransporter eingestellt hat, war viel zu früh, wenn wir eine Chance haben wollen, das Ziel für 2025 zu erreichen.