Auftauen des Permafrosts auf Spitzbergen bricht in diesem Sommer alle bisherigen Rekorde

Die Messstation des Meteorologischen Instituts in Janssonhaugen auf Spitzbergen. Seit Beginn der Messungen vor 25 Jahren haben die Forscher noch nie zuvor eine so hohe Temperatur in den oberen Teilen des Bodens und eine so dicke aktive Schicht gemessen.©MET

Oslo, 4. September 2023. In Gebieten mit Permafrost taut jeden Sommer die oberste Bodenschicht (die aktive Schicht) auf. Auf Spitzbergen ist diese Schicht typischerweise ein bis zwei Meter dick, abhängig unter anderem von der Bodenart, der Luftfeuchtigkeit und den Vegetationsbedingungen. Im darunter liegenden Permafrost wird die Temperatur von Null Grad Celsius gewöhnlich nicht überschritten. Allerdings heizt sich der Permafrost immer schneller auf. Nirgendwo sonst auf der Welt steigt die Temperatur schneller als in der Region Spitzbergen. Und im diesjährige extrem heiße Sommer in Teilen Spitzbergens habe sich die Situation weiter zugespitzt, erklärt das Meteoroligische Institut Norwegens, MET. Die größte Gefahr beim Auftauen des Permafrost-Bodens besteht darin, dass große Mengen Kohlenstoff freigesetzt werden können.

Seit 25 Jahren verfolgen Forscher aufmerksam die Entwicklung des Permafrosts auf Spitzbergen. „Es macht mich immer unruhiger zu sehen, dass sich der Permafrost immer schneller aufheizt und auftaut“, sagt Ketil Isaksen, Klimaforscher am Meteorologischen Institut. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1998 in Janssonhaugen hat sich die aktive Schicht in die darunter liegende Permafrostschicht „gefressen“. Im Durchschnitt ist sie nach Angaben des Instituts heute 25 Zentimeter tiefer als vor 25 Jahren. Zehn Meter unter der Erdoberfläche ist die Temperatur im Permafrost um mehr als zwei Grad gestiegen.

Die Messungen in diesem Jahr brachte neue Rekorde hervor. „Es ist die konstant hohe Temperatur in der Bodenoberfläche ab Mitte Juni, die in diesem Jahr für neue Rekorde sorgt. Seit Beginn der Messungen in Janssonhaugen haben wir noch nie zuvor eine so hohe Temperatur in den oberen Teilen des Bodens und eine so dicke aktiven Schicht gemessen“, erklärt Isaksen.

Auch andere Permafroststationen auf Spitzbergen und in anderen Teilen der Arktis hätten in diesem Jahr neue Rekorde aufgestellt. Das führe dazu, dass sich an immer größeren Landflächen Wasser an der Oberfläche ansammelt und es mehr Erdrutsche an Berghängen gibt.

Eine noch größere Sorge bereitet dem Klimaforscher die große Menge an Kohlenstoff, die potenziell durch das Auftauen von Permafrost freigesetzt werden kann. Derzeit werde viel geforscht, um abzuschätzen, wie groß die Emissionen aus den Permafrostgebieten der Welt sind, so Isaksen.  Bessere Beobachtungs- und Modellierungswerkzeuge würden diese Schätzungen verbessern, doch es gebe immer noch große Herausforderungen, diese richtig zu skalieren. „Auf globaler Ebene werden Episoden schnellen Auftauens des Permafrosts zusammen mit Bränden in den nördlichen Regionen wahrscheinlich zunehmend zur Emission von Kohlenstoff aus dem Permafrost in die Atmosphäre beitragen. Obwohl sich die Erwärmung in den oberen Teilen des Permafrosts bis 2023 seit dem Rekordjahr 2016 etwas verlangsamt hat, setzt sich die Erwärmung weiter unten fort.“

Die Abbildung zeigt den Durchschnitt der aufgetauten obersten Schicht des Permafrostes.©MET

Neue Satellitensysteme, deren Betrieb in den kommenden Jahren geplant ist, sollen in der Lage sein, aktuellere und kontinuierlichere Daten zu liefern und die Kohlenstoffemissionen aus den nördlichen Regionen besser zu überwachen.

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