
Oslo, 24. August 2023. Norwegischen Rentieren ist es strengstens verboten, die Grenze nach Russland zu überqueren. Sie halten sich aber nicht daran. Wie die norwegische Landwirtschaftsdirektion jetzt mitteilt, soll ein langer Zaun die norwegischen Rentiere nun auf der norwegischen Seite der Grenze halten. Der Grenzzaun sei wichtig, da der Umgang mit Rentieren, die die Grenze überqueren und auf der russischen Seite grasen, sowohl teuer als auch zeitaufwändig ist, teilt die Landwirtschaftsdirektion mit.
Teile des Grenzzauns stammen aus dem Jahr 1954 und müssen ersetzt werden. Die norwegische Landwirtschaftsdirektion hat mit dem Unternehmen HT Gjerde Finnmark AS einen Vertrag über den Bau eines neuen Zauns auf der sieben Kilometer langen Strecke zwischen Storskog und Hamborgvatnet abgeschlossen. Bis 1. Oktober muss der Zaun fertig sein.
Die strengen Regeln für den Grenzübertritt stellen sowohl die Rentiere als auch diejenigen, die den neuen Zaun installieren, vor Herausforderungen. „Die Monteure müssen während der Errichtung des Zauns auf der norwegischen Seite der Grenze bleiben, was die Arbeit besonders anspruchsvoll macht“, sagt Magnar Evertsen, Fachdirektor in der Abteilung für Rentiermanagement der norwegischen Landwirtschaftsdirektion. Wenn norwegische Rentiere auf russischer Seite landen, bringe das sowohl finanzielle als auch bürokratische Herausforderungen mit sich.
Bisher haben in diesem Jahr 42 norwegische Rentiere die Grenze überquert und in einem Nationalpark auf russischer Seite gegrast. Nach Kontaktaufnahme mit den russischen Behörden wurden 40 davon nach Norwegen zurückgebracht, die letzten beiden werden voraussichtlich folgen.
„Es ist ein paar Jahre her, seit die russischen Behörden das letzte Mal die Rückführung norwegischer Rentiere zugelassen haben. Das ist also ein sehr positives Signal von russischer Seite in einer Zeit geopolitischer Spannungen“, so Evertsen. Für die Rentiere gebe es in Russland jedoch keine kostenlose Mahlzeit. Die russischen Behörden verlangen etwa 50.000 NOK für jedes Tier, das im Nationalpark Pasvik Zapovednik auf russischer Seite weidet.
Nach ihrer Rückkehr nach Norwegen droht den Rentieren allerdings grausames Schicksal. „Wir haben ein Schreiben der norwegischen Lebensmittelsicherheitsbehörde erhalten, in dem es heißt, dass die Rückkehr von Rentieren nach Norwegen nach geltendem Recht nicht zulässig ist. Die 40 Rentiere wurden alle geschlachtet, aus Angst, sie würden nach Russland zurückkehren. Es ist möglich, dass die Sicherheitsbehörde auch künftig die Schlachtung der Tiere fordern wird“, sagt Evertsen. „Sobald der neue Zaun steht, bleiben die Rentiere hoffentlich auf der richtigen Seite der Grenze.“