
Oslo, 30. Juni 2023. Mehrere norwegische Unternehmen haben in den vergangenen Monaten angekündigt, Investitionen in den USA zu tätigen, wenn Norwegen nicht ähnliche Vergünstigungen für eine grüne Umstellung gewährt wie das amerikanische Inflation Reduction Act. Norwegens Regierung antwortete auf dieses Gesetz nun mit umfangreichen neue Maßnahmen, um den grünen Wandel in der Geschäftswelt zu beschleunigen.
Die Regierung hat im Juni 2022 einen Fahrplan zur Förderung grüner Industrie vorgelegt. Der Fahrplan gibt die Richtung für eine grüne Industrieoffensive vor. Ziel ist es, im ganzen Land Mehrwert und profitable Arbeitsplätze zu schaffen, grüne Investitionen zu steigern, die Exporte vom Festland zu steigern und die Treibhausgasemissionen auf dem Weg zu einer emissionsarmen Gesellschaft zu senken.
„Norwegen erlebt den größten Wandel in der Geschichte. Wir müssen die Emissionen schnell reduzieren und sicherstellen, dass Norwegen ein attraktiver Standort für Investitionen und die Schaffung grüner Industrie bleibt. Es geht um die Zusammenarbeit zwischen Akteuren, sowohl kommerziell als auch um die Lösung gemeinsamer Probleme durch die staatliche Förderung der grünen Industrie. Jetzt verstärken wir diese Arbeit noch weiter“, sagt Wirtschaftsminister Jan Christian Vestre bei der Präsentation neuer Maßnahmen.
Die Regierung schlägt fünf Maßnahmen vor, die zur Schaffung einer umweltfreundlicheren Industrie in Norwegen beitragen werden.
Eine Milliarde NOK für Innovationszuschüsse für große Batterieprojekte
Die Regierung schlägt im kommenden Staatshaushalt einen Innovationszuschuss für große Batterieprojekte mit IPCEI-Charakter vor. Der Innovationszuschuss hat einen Rahmen von etwa einer Milliarde NOK über einen Zeitraum von fünf Jahren und wird von Innovation Norway vergeben.
Norwegen wird der Wasserstoffbank der EU beitreten
Die Regierung strebt an, dass norwegische Projekte an der bevorstehenden Wasserstoffauktion im Rahmen des EU-Innovationsfonds teilnehmen können. Das Programm sieht eine fünfjährige Förderung der Produktion von grünem Wasserstoff vor, soll Ende 2023 umgesetzt werden und ist mit einem Budget von 800 Millionen Euro ausgestattet.
Stärkung der Kapitalinstrumente in der Grünen Industrieförderung
Die Regierung will die Kapitalinstrumente der grünen Industrieförderung unter anderem dadurch stärken, dass sie den Instrumentenapparat in eine grüne Richtung lenkt. Dies könne durch Investitionen in Unternehmen, Industriegebäude oder Prozessanlagen geschehen. Darauf will die Regierung im Zusammenhang mit dem Staatshaushalt im Herbst dieses Jahres zurückkommen.
Staatskredite für mehrere grüne Projekte
Die Regierung will Vorkehrungen treffen, dass der Staat marktbasierte Kredite gewährt, um mehr Projekte innerhalb grüner Wertschöpfungsketten, auch in frühen Phasen, zu finanzieren. Darauf werde die Regierung im Zusammenhang mit dem Staatshaushalt im Herbst dieses Jahres zurückkommen.
Kartierung von Risiken und Schwachstellen in globalen Lieferlinien
Die Regierung will Risiken und Schwachstellen im Zusammenhang mit den globalen Versorgungslinien für wichtige Inputfaktoren, Rohstoffe und Produkte, die nach Norwegen importiert werden, kartieren.
„Indem wir eine umfassende Politik zur Förderung der grünen Industrie vorlegen, zeigen wir der Welt unsere Ziele, was Norwegen an Fachwissen, natürlichen Ressourcen, Kapitalinstrumenten und einer Reihe anderer Rahmenbedingungen zu bieten hat und welche politischen Prozesse, Initiativen und Maßnahmen wir umsetzen. Wir werden alles tun, um diese Ambitionen zu verwirklichen. Ziel ist es, Investoren und Akteuren die Sicherheit zu geben, ihre Projekte in Norwegen zu realisieren. Obwohl sich die Arbeiten noch in der Anfangsphase befinden, sind wir mit dem grünen, industriellen Wandel gut vorangekommen. Die überwiegende Mehrheit der einhundert Maßnahmen, die wir letztes Jahr in der Roadmap auf den Weg gebracht haben, haben wir umgesetzt oder eingeleitet“, sagt Vestre.
Bezüglich der Zuschüsse, die die USA mit dem IRA für die grüne Umstellung bereitstellt, rechnet die Regierung vor:
Umgerechnet auf die Größe der norwegischen Wirtschaft belaufen sich die Subventionen der Amerikaner durch die IRA auf etwa 5,5 Milliarden NOK pro Jahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hat die Regierung beispielsweise 5,6 Milliarden NOK für Enova, 3,6 Milliarden für der CCS-Projekt Langskip und insgesamt 2,5 Milliarden für Klimatechnologie und den grünen Wandel unter der Schirmherrschaft von Innovation Norway und Siva bereitgestellt.
In diesen Zuschüssen stecke somit mehr als doppelt so viel für den grünen Wandel in der Wirtschaft als im IRA. Darüber hinaus werde es Unterstützung für die Entwicklung von Offshore-Windenergie sowie Zuschüsse für Eksfin und den norwegischen Forschungsrat geben.
„Wir begrüßen den grünen Übergang in den USA, aber wenn wir die Investitionen vergleichen, ist es wichtig zu betonen, dass Norwegen im Verhältnis zur Größe der Wirtschaft bereits mehr investiert und wirksamere Maßnahmen für den grünen Übergang einsetzt als die USA“, sagt der Industrieminister. Norwegen sei auch führend bei der Bepreisung von Treibhausgasemissionen. In den USA würden weniger optimale Instrumente genutzt, etwa Subventionen.