
Oslo, 19. Juni 2023. In Norwegen sollen künftig mindestens 40 Prozent der Vorstände mittlerer und großer Unternehmen ein anderes Geschlecht vertreten. Darauf einigte sich die Regierung mit dem Arbeitgeberverband NHO und dem Gewerkschaftsdachverband LO. Etwa 20.000 Unternehmen werden von den neuen Vorgaben betroffen sein. Bereits ab dem nächsten Jahr sollen entsprechende Regeln schrittweise eingeführt werden. In norwegischen Aktiengesellschaften sind gegenwärtig 20 Prozent der Vorstandsmitglieder Frauen. Vor 20 Jahren waren es noch 15 Prozent.
„Gleichheit und Vielfalt in der Wirtschaft können zu mehr Innovation, einem besseren Arbeitsumfeld, intelligenteren Entscheidungen und einer höheren Wertschöpfung führen. Wenn uns der Übergang gelingen soll, müssen wir all unsere guten Energien freisetzen. Viele arbeiten aktiv daran, das Geschlechtergleichgewicht in den Vorstandsetagen zu verbessern, aber die Entwicklung geht leider viel zu langsam voran“, sagt Wirtschaftsminister Jan Christian Vestre.
Der Vorschlag besteht darin, Anforderungen an die geschlechtsspezifische Zusammensetzung der Vorstände norwegischer Unternehmen ab einer bestimmten Größe einzuführen. Verfügen diese Unternehmen über mehr als drei Vorstandsmitglieder, dürfen davon je nach Anzahl der Vorstandsmitglieder höchstens zwischen 67 und 50 Prozent das gleiche Geschlecht haben. In der Praxis werde dies eine 40-Prozent-Anforderung sein, teilt das Industrieministerium mit. Für die Zusammensetzung der Geschlechter der stellvertretenden Vorstandsmitglieder, die von und aus der Belegschaft gewählt werden, gelten gesonderte Anforderungen.
Im kommenden Jahr werden die neuen Regeln rund 8.000 Unternehmen betreffen, in erster Linie Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Millionen NOK. Danach werden die Regeln schrittweise ausgeweitet. 2028 müssen dann Unternehmen mit mehr als 30 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als 50 Millionen NOK ihre Vorstände entsprechend der Vorgaben zusammensetzen. Dies gilt dann für etwa 20.000 Unternehmen.
Die Anforderung würden dazu führen, dass mehrere Unternehmen Änderungen in der Zusammensetzung des Vorstands vornehmen müssen. Der Umfang dieser Arbeit variiere von Unternehmen zu Unternehmen, beispielsweise danach, ob sie regelmäßig die Zusammensetzung des Vorstands überprüfen und den Vorstand wechseln, welche Expertise sie benötigen und wie ihr Netzwerk aufgebaut ist, heißt es in einer Presseinformation der Regierung.
Berechnungen würden zeigen, dass bis 2028 knapp 13.000 neue Vorstandsvertreter rekrutiert werden müssen. Mit der Einführung der ersten Stufe im nächsten Jahr würden rund 6.600 neue Vorstandsvertreter benötigt, die meisten davon Frauen.