Immer mehr Firmen boykottieren Mondelez-Produkte – Norwegen mit Freia-Schokolade betroffen

Freia-Schokolade, die in Norwegen mit norwegischer Milch hergestellt wird, wird von immer mehr norwegischen Unternehmen boykottiert, weil der Mutterkonzern weiterhin Werke in Russland unterhält.©BPN

Oslo, 11. Juni 2023. Nachdem die Fluggesellschaften Widerøe und SAS keine Schokolade von Freia, Tochterunternehmen des Lebensmittelkonzerns Mondelez mehr an Bord anbieten, boykottieren nun auch Fährgesellschaften, Hotels, die Bahn und Handelsunternehmen alle Mondelez-Produkte. Grund des Boykotts sind die Aktivitäten der Muttergesellschaft Mondelez International in Russland, die hier weiterhin Werke betreibt. Der Konzern steht auf einer schwarzen Liste des ukrainischen Antikorruptionsbehörde, nicht aber auf der EU-Sanktionsliste. Freia produziert in Norwegen unter anderem den beliebten Scholokadenriegel Kvikk Lunsj. Die norwegische Regierung hat sich inzwischen zu dem Fall geäußert.

Gegenüber der norwegischen Nachrichtenagentur NTB erklärte die Pressesprecherin im nordischen Büro laut Medienberichten: „Wir sind uns bewusst, dass dies eine emotionale Angelegenheit ist und respektieren voll und ganz, dass es zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen gibt. Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass Freia und Kvikk Lunsj norwegische Marken sind, die in Rodeløkka in Oslo auf Basis norwegischer Milch hergestellt werden. Die Produktion findet nicht in Russland statt und wir verkaufen in Norwegen keine Produkte, die in Russland hergestellt wurden.“ Mondelez International würde sich an alle politischen Entscheidungen und Sanktionen halten und ziehe weiterhin notwendige Anpassungen des Betriebs in Betracht, um eine vollständige Einhaltung sicherzustellen.

„Tatsache ist, dass internationale Lieferanten, die für einen erheblichen Teil der täglichen Waren in Norwegen verantwortlich sind, immer noch in unterschiedlichem Umfang in Russland tätig sind, ohne gegen die Sanktionen zu verstoßen. Dies muss bei unserem weiteren Vorgehen berücksichtigt werden“, sagt Chris Callanan, CEO von Mondelēz Norge AS. „Wir glauben, dass die offizielle Politik auf dem formellen Sanktionsregime und etwaigen künftigen Anpassungen darauf basieren sollte und dass alle Richtlinien und offiziellen Richtlinien auf objektiven Kriterien basieren sollten, die alle Unternehmen gleich behandeln.“

Bei Freia arbeiten in Norwegen mehr als 250 Menschen, 130 davon in der Fabrik in Rodeløkka.

Wie mehrere andere Unternehmen habe Mondelēz International eine begrenzte Geschäftstätigkeit in Russland aufrechterhalten. Der Lebensmittelhersteller beschäftigt heute in Russland 3.000 Mitarbeiter. 10.000 Landwirte sind nach Angaben des Unternehmens von Mondelēz abhängig. Die Kapitalinvestitionen und Werbung seien eingestellt und das Unternehmen habe den brutalen Krieg verurteilt. Die langlebigen Lebensmittel trügen dazu bei, die Lebensmittelversorgung für normale Menschen aufrechtzuerhalten, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Muttergesellschaft von Freia, halte alle Richtlinienentscheidungen und Sanktionen ein und werde weiterhin notwendige Anpassungen des Betriebs in Betracht ziehen, um eine vollständige Einhaltung sicherzustellen. Bis Ende dieses Jahres sollen die Werke in Russland aus der Gruppe ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen betrieben werden.

Auf Bitte des Handelskonzerns Coop Norge fand am 14. Juni ein Treffen mit 20 norwegischen Unternehmen und Verbandsvertretern im Außenministerium statt, um Informationen über den aktuellen Sachverhalt zu bekommen. Hier wies die Regierung darauf hin, dass die Regierung die Sanktionsbestimmungen durchsetzt und weder Freia noch Mondelez auf der Liste der von der EU und Norwegen sanktionierten Unternehmen stehen. Darüber hinaus müsse es in einer Gesellschaft wie Norwegen an den Menschen, Unternehmen und Organisationen liegen, ihre eigenen ethischen Bewertungen vorzunehmen.

 „Das Richtige ist, dass der Einzelne selbständig entscheidet, was er kaufen möchte und bei wem er einkaufen möchte“, sagt Staatssekretär Eivind Vad Petersson. Er betonte, dass es wichtig sei, zwischen den von Norwegen verhängten Sanktionen und der ukrainischen Unternehmensliste zu unterscheiden, die dazu geführt habe, dass sich bestimmte norwegische Unternehmen für einen Boykott von Freia entschieden hätten. Die ukrainische Liste sei nicht Teil der Sanktionsbestimmungen Norwegens und der EU, sondern eine Liste, die auf der Website der ukrainischen Antikorruptionsbehörde veröffentlicht wird. Norwegen habe die Sanktionen in Verordnungen umgesetzt, die auf norwegischem Recht basieren. 

Auf der ukrainischen Liste stehen steht unter anderem der deutsche Handelskonzern Metro und die österreichische Raiffeisen Bank International.

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