
Oslo, 15. Mai 2023. Einmal jährlich informiert der CEO der norwegischen Wirtschaftsförderagentur Innovation Norway bei einem sogenannten Innovation Talk über den Stand der Innovation in Norwegen und gibt Ratschläge an Institutionen und Unternehmen, wie Innovationen unterstützt und vorangetrieben werden sollen. In seiner diesjährigen Innovationsrede sieht CEO Håkon Haugli Norwegen in einer Situation, in der sich das Land zu Beginn der Ölförderung befand. „Wir stehen jetzt vor einem entscheidenden Wendepunkt“, erklärte er. Norwegen sei weltweit führend in zahlreichen Technologiebereichen, habe aber Schwierigkeiten bei der Skalierung.
Um den weltweiten Bedarf an Energie und Nahrungsmitteln zu decken, seien schnelle und leistungsstarke Innovationen erforderlich. Die EU beschleunige den grünen Wandel und investiere stark in erneuerbare Energien. Gleichzeitig sei eine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln wichtiger denn je. Für Norwegen bedeute dies sowohl Herausforderungen als auch Chancen. „Die norwegische Wirtschaft verfügt über viele der Lösungen, die die Welt braucht, aber wir sind zu schlecht in der Skalierung“, sagte Haugli. „Norwegen verfügt möglicherweise über die weltweit beste Ausgangslage sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Energieerzeugung, um der weltweit wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen gerecht zu werden. Der Beitrag von Innovation Norway in den Bereichen Offshore-Wind, Batterien, Wasserstoff und umweltfreundliche Schifffahrt führt zu Ergebnissen in Form von Entwicklung, Tests und Pilotversuchen, hört jedoch auf, wenn die Unternehmen produzieren und wachsen müssen.“
Haugli kritisierte die Tatsache, dass die Exporte nach wie vor zum allergrößten Teil aus Rohstoffen bestehen und dass die unternehmerischen Aktivitäten im Lande vor allem bei der jungen Generation gering sind. „Es gibt nur sehr wenige Menschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren, die sich in der Frühphase des Unternehmertums engagieren. Auf einer Liste vergleichbarer Länder liegt Norwegen mit einem Aktivitätsprozentsatz von zwei am Schlusslicht, während Kanada mit 31 Prozent an der Spitze steht.“
Haugli benannte vier Herausforderungen:
- Der Kapitalmarkt ist angespannter geworden und immer mehr junge Menschen scheuen sich davor, einen eigenen Arbeitsplatz zu schaffen. Die unternehmerische Aktivität ist derzeit geringer als im Jahr 2019.
- Der Mangel an Arbeitskräften ist eine große Herausforderung. Wenn wir den Trend nicht umkehren, werden wir in etwa zehn Jahren einen Punkt erreichen, an dem die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter in absoluten Zahlen sinken wird.
- Die technologische Entwicklung schreitet mittlerweile in rasender Geschwindigkeit voran. Künstliche Intelligenz wirft sowohl Bedenken als auch neue Chancen für unsere Innovationsfähigkeit auf.
- Der grüne Übergang findet jetzt statt. Im Jahr 2021 wurde mehr ausländisches Kapital in andere Branchen als in Öl und Gas investiert .
Haugli forderte unter anderem eine stärkere Kommerzialisierung der Forschung, eine vielfältigere Unternehmensstruktur, einen neuen Unternehmer- und Wachstumsplan, deutlich größere Investitionen in die grüne Industrie und mehr Menschen, die norwegische Unternehmen in neuen Märkten unterstützen.
Finden Sie hier den Innovationsstatus Norwegens nach Einschätzung von Innovation Norway.