
Am 26. April präsentierten CEO Mario Mehren und Hugo Dijkgraaf, Chief Technology Officer, die Quartalsergebnisse von Wintershall Dea und erläuterten den Stand der Umsetzung ihrer Dekarbonisierungs-Strategie. Links: Michael Sasse, Senior Vice President Corporate Communications©Screenshot
Kassel, 26. April 2023. “We are on the Trek”. Mit diesen Worten leitete Mario Mehren, Vorstandsvorsitzender der Wintershall Dea, den Media Roundtable zur Vorstellung der Ergebnisse des ersten Quartals 2023 ein. Obwohl der Konzern zum Jahresstart mit niedrigeren Öl- und Gaspreise konfrontiert war und der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Explorationskosten (Ebitdax) im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro zurückging, zeigt sich der Vorstandsvorsitzende optimistisch. Das Unternehmen sei auf gutem Weg, die Produktionsprognose für das Gesamtjahr in Höhe von 325.000 bis 350.000 Barrel/Tag zu erreichen. Das E&P-Geschäft wachse moderat und der Aufbau des Carbon Management- und Wasserstoffgeschäftes gehe gut voran, erklärte Mehren. Insbesondere aus Norwegen gibt es Gutes zu berichten.
Das Land bleibe für das Unternehmen der wichtigste Markt, sowohl bei der Erschließung und Produktion von Öl und Gas als auch im Bereich Dekarbonisierung, erklärt Mehren. Das Njord-Feld befindet sich in der Hochlaufphase und liegt mittlerweile nahe am geplanten Produktionsniveau, das Öl- und Gasfeld Dvalin wird voraussichtlich im zweiten Quartal in Betrieb gehen, und vor wenigen Wochen erhielt Wintershall Dea bereits die zweite Lizenz zur Speicherung von Kohlendioxid in der in der norwegischen Nordsee („Havstjerne“). “Das Unternehmen entwickelt sich zu einem führenden unabhängigen Gas- und Carbon Management-Unternehmen“, erklärte Hugo Dijkgraaf, Chief Technology Officer der Wintershall Dea. Er verwies dabei auf das Greensand-Projekt in Dänemark, bei dem am 8. März 2023 erstmals aus einem Industrieunternehmen abgespaltenes CO2 unter dem Meeresboden in der Nordsee gespeichert wurde. Das aus 23 Partnern bestehende Konsortium wird von Wintershall Dea gemeinsam mit Ineos Energy geführt. Dies sei für Wintershall Dea „der bisher größte Meilenstein“ im Bereich Carbon Capture and Storage (CCS) gewesen sei.
Norwegen, Belgien und Dänemark sind die Vorreiter bei der Abspaltung und Lagerung von Kohlendioxid. In Deutschland vermisst das Unternehmen noch immer die rechtlichen Rahmenbedingungen, um beispielsweise CO2 exportieren zu dürfen. “Wir warten alle auf die Rahmenbedingungen”; sagte Dijkgraaf, “das ist in den kommenden Monaten der wichtigste Punkt.”
Wintershall Dea hat verschiedene Vorhaben angeschoben, unter anderem gemeinsam mit dem norwegischen Konzern Equinor den Bau einer Pipeline für die Lieferung von CO2 von Wilhelmshaven nach Norwegen. Dabei handelt es sich momentan lediglich um Projekte. “Wenn Investitionsentscheidungen gefällt werden müssen, sind wir gut vorbereitet”, erklärte Mehren.
Ziel von Wintershall Dea ist es, eine vollständige Wertschöpfungskette für CCS zu schaffen. Der Emissionshandel (ETS) spielt dabei eine wichtige Rolle. Carbon Capture Storage als Geschäftsmodell funktioniert dann, wenn die Preise für den Ausstoß von Treibhausgasemissionen steigen. Dijkgraaf bewertet den Handel mit CO2-Zertifikaten als wichtiges Tool zur Realisierung von CCS. Die kürzlich angekündigten Maßnahmen der EU-Kommission zur Stärkung des europäischen Ökosystems sieht er positiv. Allerdings würden Ankündigungen nicht ausreichen. Es brauche vor allem Aktionen, die Vorhaben müssten endlich in die Praxis umgesetzt werden.
“Wenn wir uns die deutschen Player anschauen, die ihren Ausstoß an CO2 dringend reduzieren müssen, sehen wir ein gewaltiges Interesse an CCS. Wir warten nun auf den Moment, da die deutsche Regierung den Export und die Speicherung CO2 von erlaubt.”