
Preissteigerungen für Ausrüstungen überschreiten das Budget zum Bau der CO2-Abscheidungsanlage im Müllverbrennungswerk Klemetsrud. Jetzt will das Unternehmen eine Pause einlegen, um neu zu kalkulieren.©Hafslund Oslo Celsio
Klemetsrud, 26. April 2023. Dem norwegischen Fernwärmekraftwerk Hafslund Oslo Celsio (Celsio) wachsen die Kosten für das CO2-Abscheidungsprojekt in seinem Müllaufbereitungswerk in Klemetsrud über den Kopf. Das Vorhaben, Kohlendioxid im Prozess der Müllverbrennung abzuscheiden und unter dem Meeresboden zu lagern, ist Teil des von der Regierung geförderten norwegischen CO2-Abscheidungs- und Speicherprojekts Langskip. Das Unternehmen zieht jetzt die Reißleine. Es kündigt in einer Pressemitteilung eine „kostensenkende Phase“ an. Eine aktualisierte Schätzung zeige, dass ein starker Anstieg der Preise für Ausrüstungslieferungen aufgrund von Inflation, geopolitischer Instabilität und einem gesunkenen Kronenkurs dazu führen werde, dass das Vorhaben den geplanten Investitionsrahmen überschreitet. „Unser klares Ziel ist es immer noch, die CO2-Abscheidung in der Müllverbrennungsanlage Klemetsrud zu etablieren, aber wir müssen den Weg zum Ziel anpassen“, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens, Knut Inderhaug.
Im überarbeiteten Staatshaushalt 2022 hatte die Regierung eine Finanzierungslösung verbunden mit der Bereitstellung staatlicher Unterstützung von 3,4 Milliarden NOK vorgeschlagen, die den Bau des CO2-Abscheidungsprojekts in der Müllverbrennungsanlage in Klemetsrud ermöglicht. Darüber hinaus haben die Gemeinde Oslo und das Wärmekraftwerk Hafslund Oslo Celsio mit den neuen Eigentümern erheblich in das Projekt investiert.
Das Carbon-Capture-Projekt von Celsio wurde im Juni 2022 gestartet. Es sollte eine wichtige Rolle zur Erreichung der Klimaziele der Stadt Oslo spielen. Die Müllverbrennungsanlage verursacht die größten Emissionen in der norwegischen Hauptstadt. Mit der CO2-Abscheidung hätte sich ab 2026 eine jährliche CO2-Reduktion von bis zu 400.000 Tonnen ergeben – fast die Hälfte der geplanten Senkung der CO2-Emissionen in Oslo im Jahr 2026. Nun wird das Vorhaben voraussichtlich auf 2027 verschoben.
Am 5. April informierte Celsio das staatliche Unternehmen Gassnova SF, das zuständig ist für dieCCS-Projekte mit staatlicher Beteiligung, dass aktualisierte Kostenprognosen es wahrscheinlich machten, dass die Kosten des Projekts den Investitionsrahmen überschreiten würden. Das Projekt hat bisher weniger als zehn Prozent des Investitionsrahmens ausgeschöpft. Jetzt müsse eine vollständige Überprüfung des Budgets und der Möglichkeit zur Kostensenkung erfolgen, bevor geplante Gerätebestellungen und -entwicklungen erfolgen können. Für diese Arbeiten ist ein Zeitrahmen von zwölf Monaten angesetzt, der Beginn der CO2-Abscheidung in der Müllverbrennungsanlage Klemetsrud werde sich entsprechend verzögern. Ziel von Celsio ist es, das Projekt ohne erhöhte Investitionsförderung fortzuführen. Celsio werde keine neuen Verpflichtungen und Verträge eingehen, bis ein neuer Projekt- und Investitionsplan von Energieministerium, Gassnova und der Stadt Oslo genehmigt wurde.
Mehr als die Hälfte der berechneten zukünftigen Kostensteigerungen des Projekts basieren auf gemeldeten Kostensteigerungen bei Lieferanten, die größtenteils auf erhöhte Energie- und Materialkosten aufgrund von Inflation, geopolitischer Instabilität und Änderungen des Kronen-Wechselkurses (NOK-EUR) zurückzuführen sind. Zudem sind die Preise unter anderem für neue Hafenlösung, Grundstücke und den Stromzugang gestiegen.
In den kommenden Wochen sollen die Aktivitäten im Projekt deutlich reduziert werden. Die Projektorganisation müsse zunächst die Erdarbeiten abschließen und die Baustelle sichern sowie die Arbeit mit dem neuen Projektplan und laufenden Antragsverfahren fortsetzen.
Celsio will Gespräche mit den Aktionären führen, um Positionen und Prozesse zu überprüfen und Arbeiten zur Änderung des Projekts einleiten, um die Kosten erheblich zu senken.
Die neue Kostenprognose bedeute, dass Celsio nicht über die Finanzierung verfügt, um das Projekt in seiner jetzigen Form abzuschließen. Nach der Fördervereinbarung mit dem Land müssten die Parteien dann die weitere Finanzierung neu verhandeln, wobei keine Partei verpflichtet ist, Kapital über den Investitionsrahmen des Landes hinaus beizusteuern. Beide Parteien seien jedoch verpflichtet, an der Vereinbarung festzuhalten, wenn die andere Partei die weitere Finanzierung garantiert, teilt Celsio mit.