Endgültiges Aus für Stromkabel zwischen Norwegen und Schottland

Norwegen will seine Wasserkraft nicht für weitere Stromexporte zur Verfügung stellen. Den Bau des Seekabels zwischen Norwegen und Schottland lehnte das Energieministerium jetzt ab. ©NorthConnect

Oslo, 16. März 2023. Das norwegische Ministerium für Erdöl und Energie hat den Genehmigungsantrag für den Bau eines Stromkabels NorthConnect zwischen Norwegen und Schottland abgelehnt. Als Begründung erklärte Energieminister Terje Aasland: „Es ist wichtig, dass die Regierung dafür sorgt, dass wir ein Stromsystem haben, das die grundlegenden Ziele der Stromversorgung jederzeit erfüllt. Wir brauchen die Produktionskapazität in der Wasserkraft und werden sie nicht für weitere Exporte verwenden.“ Das norwegische Wasser- und Energiedirektorat NVE hatte das NorthConnect-Projekt 2019 als sozioökonomisch rentabel bewertet. Allerdings hatte die Behörde auch festgestellt, dass das NorthConnect-Projekt nicht zu einer erhöhten Versorgungssicherheit in Norwegen beiträgt. 

Auch wenn das Projekt noch wirtschaftlich rentabel sein sollte, reiche das allein nicht aus, um eine Genehmigung zu erteilen, teilt das Energieministerium mit. Das Ministerium habe bei seiner Entscheidungen Kriterien wie die Einschränkungen der Netzkapazität zwischen den nördlichen und südlichen Teilen des Landes, die Ungewissheit und die Folgen einer zunehmenden Belastung des norwegischen Stromsystems mit Energiesystemen in anderen Ländern sowie die großen Veränderungen, die bezüglich der norwegischen und europäischen Energiesystem und des Strommarktes im Gange sind, einbezogen.

NorthConnect hatte 2017 eine Lizenz zur Errichtung einer neuen Übertragungsverbindung nach Schottland beantragt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich jeweils zwei neue Auslandskabel nach Deutschland und Großbritannien im Aufbau. Diese Kabel wurden in den Jahren 2020 und 2021 in Betrieb genommen und führten zu einer Erhöhung der Austauschkapazität im Ausland um 2.800 MW. Die gesamte Austauschkapazität beträgt nun rund 9.000 MW.

„Wir müssen norwegische Energie nutzen, um die norwegische Industrie aufzubauen und zu wettbewerbsfähigen Preisen in Norwegen beizutragen. Die Erfahrungen mit den letzten beiden Auslandskabeln deuten darauf hin, dass wir jetzt keine weiteren Exporte planen sollten. Deshalb sagen wir Nein zu diesem privaten Auslandskabel“, erklärt Forschungs- und Hochschulminister Ola Borten Moe. 

Es könne in Zukunft relevant werden, die Austauschkapazität zu erhöhen, aber dies wird mehrere Jahre dauern. Im Zusammenhang mit den umfangreichen Investitionen der Regierung in die Offshore-Windenergie könnten in Zukunft auch Offshore-Wind-Hybridkabel relevant werden. Eine Entscheidung darüber sei jedoch noch nicht gefallen, so das Ministerium.

North-Connect wurde im Oktober 2013 von der Europäischen Kommission als „Projekt von gemeinsamem Interesse“ (PCI) eingestuft. Das Vorhaben sollte von dem Gemeinschaftsunternehmen NorthConnect KS umgesetzt werden, dem vier öffentlichen Energie-Versorgungsunternehmen angehören: die kommunalen Energieversorger Lyse, Agder Energi und Hafslund E-Co sowie der schwedische staatliche Energiekonzern Vattenfall. 47 norwegische Kommunen stimmten dem Bau von NorthConnect zu.

Finden Sie hier das Schreiben des Ministeriums für Erdöl und Energie an NorthConnect KS vom 16. März 2023 zur Ablehnung des Antrags auf Lizenzen der Erleichterung des Stromaustauschs mit Großbritannien.

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