Erstmals CO2 aus europäischem Industriebetrieb abgespalten, über die Grenze transportiert und unter der Nordsee gespeichert

Norwegens Kronprinz Frederik (r.) gab von einer Festveranstaltung in Esbjerg aus das „Go“ zur Injektion von CO2 in das ausgeförderte Ölfeld Nini West in Dänemark.©©Event-Film Greensand/Screenshot

Esbjerg, 8. März 2023. Am 8. März 2023 wurde erstmals aus einem Industrieunternehmen abgespaltenes CO2 unter dem Meeresboden in der Nordsee gespeichert. Dänemarks Kronprinz Frederik gab von Esbjerg aus den Startschuss zur Einspeicherung. Das ausgeförderte Ölfeld Nini West in der dänischen Nordsee dient als Lagerstätte für das CO2. Erstmalig wird damit in der EU grenzüberschreitend die gesamte CCS-Wertschöpfungskette umgesetzt. Hinter dem Projekt, genannt Greensand, steht ein Konsortium aus 23 Partnern. Geführt wird das Konsortium von Wintershall Dea und Ineos Energy. Beim Festakt war auch der dänische Energie- und Klimaminister Lars Aagaard anwesend. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hielt eine Videoansprache.

Das Projekt Greensand gehört zu den am weitesten fortgeschrittenen CCS-Projekten in der EU. Bis Anfang April 2023 sollen nach Angaben von Wintershall Dea in der aktuellen Demonstrationsphase insgesamt bis zu 15.000 Tonnen CO2-Restemissionen aus einem belgischen Industriebetrieb eingespeichert werden. Ab 2025/26 könnten im Projekt Greensand 1,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr gelagert werden. In der letzten Ausbaustufe ab 2030 sind jährlich bis zu acht Millionen Tonnen CO2 geplant. Das sind mehr als 13 Prozent der gesamten jährlichen Emissionen Dänemarks. Ziel des Konsortiums ist es, vor allem die Industrie-Emissionen einzuspeichern, die sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen.

Dänemarks Kronprinz Frederik (Mitte) mit Konsortiumsmitgliedern des Projektes Greensand.©©Lasse Lagoni, Greensand

„Projekt Greensand ist ein Meilenstein für den Aufbau einer europaweiten CCS-Infrastruktur und damit für den Klimaschutz. Wir zeigen, dass der Transport und die Einspeicherung von CO2 sicher und zuverlässig über Ländergrenzen hinweg möglich ist und schon in naher Zukunft einen Beitrag zu einer dekarbonisierten Zukunft leisten kann. Gemeinsam mit unseren Partnern sind wir Vorreiter bei dieser wegweisenden Technologie“, sagt Mario Mehren, Vorstandsvorsitzender von Wintershall Dea, zur Festveranstaltung in Esbjerg.

Wintershall Dea CEO Mario Mehren auf der Festveranstaltung: „Wir Deutschen sind zwar langsam, aber nicht dumm.“©Event-Film Greensand/Screenshot

Er dankte vor allem der dänischen Regierung für die Unterstützung des Projektes. Der CO2-Transport von Belgien nach Dänemark ist dank eines bilateralen Abkommens möglich, das die beiden Staaten im vergangenen Jahr geschlossen haben. Er hoffe, dass auch der größte Emittent Europas, Deutschland, diese Verantwortung übernehmen und rechtliche Rahmenbedingungen schaffen werde, die es erlauben, diese Art der Technologie zu nutzen und bilaterale Verträge abzuschließen.

In Deutschland sind sowohl der Export von Kohlendioxid als auch die Lagerung verboten. Auf die Frage der Moderatorin, ob Mehren zuversichtlich sei, dass auch Deutschland den Markt betreten werde, sagte der CEO. „Kurze Antwort: Ja. Wir Deutschen sind zwar langsam, aber nicht dumm. Wir werden das lernen, ich bin zuversichtlich, dass die deutsche Regierung, die gegenwärtig an der Gesetzgebung arbeitet, den Export von CO2 möglich macht, und ich hoffe, sie werden auch die Lagerung möglich machen. Aber daran müssen sie noch arbeiten.“

DIe Nordsee werde auch eine der CO2-Lagerstätten für Deutschland. Dänemark habe mit der Lagerung begonnen. Alle Länder, die Zugang haben, sollten das nutzen. „Das ist nicht nur gut für das Klima – das ist auch eine Geschäftsmöglichkeit für Dänemark.“

Für Wintershall Dea ist Greensand ein wegweisendes CCS-Projekt. Das Unternehmen plant, mit CCS- und kohlenstoffarmen Wasserstoffprojekten ab 2040 bis zu 30 Millionen Tonnen CO2 jährlich zu vermeiden. Das ist ein erheblicher Teil der dann erwarteten Restemissionen in Deutschland. Wintershall Dea ist unter anderem an CCS-Projekten in Norwegen, den Niederlanden und Großbritannien beteiligt.

Finden Sie hier weitere Informationen zur Lagerung von CO2 in Dänemark und Norwegen.

Finden Sie hier Informationen zu grenzüberschreitenden CCS-Projekten.

Lesen Sie hier den Global Status Report des Global CCS Institute.

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