
Oslo, 17. Februar 2023. Das norwegische Bahn-Beschaffungsunternehmen Norske tog hat dem Schweizer Unternehmen Stadler heute den Zuschlag für die Lieferung von 17 Fernverkehrszügen erteilt – mit einer Optionen zum Kauf von bis zu einhundert Zügen. Der Vertrag hat einen Kostenrahmen von acht Milliarden NOK. Die Züge werden 2024 in Produktion gehen und 2025 zu Testzwecken in Norwegen eintreffen. Die ersten Züge sollen ab 2026 auf der Bergen-Linie in Betrieb genommen werden, wo sie Züge ersetzen, die sich dem Ende ihrer Lebensdauer nähern.
Um den Auftrag haben sich Stadler, Alstom, CAF und Talgo beworben. Die neuen Züge werden in zwei Versionen entweder elektrisch fahren oder Hybridzüge sein, die sowohl mit Strom als auch mit Diesel betrieben werden können.Die neue für 200 km/h ausgelegte Baureihe weist Mitteleinstiege nach dem Beispiel der Giruno und Traverso in der Schweiz auf. Eine Zuggarnitur besteht aus acht Wagen mit klassischen Drehgestellen und mit einer Gesamtkapazität von 542 Sitzplätzen.





Von den 17 Flirt Nex sind sieben für die Bergensbanen von Oslo nach Bergen vorgesehen, drei für die Sørlandsbanen von Oslo nach Stavanger, drei für die Dovrebanen von Oslo nach Trondheim und vier für die nicht elektrifizierte Nordlandsbanen von Trondheim nach Bodø. Im Jahr 2027 werden die neuen Züge als Erstes auf der Bergensbanen eingesetzt, um die dort fahrenden Wagen des TpysB7 mit immer häufigeren Rissen in den Wagenkästen abzulösen. Damit wird das nach einer Entgleisung geltende Prinzip umgestossen, dass auf der bis 1237 Meter hinauf führenden Bergenbahn im Winter aus Sicherheitsgründen nur mit Lokomotiven bespannte Züge fahren. Die Flirt Nex werden danach im Fernverkehr auf dem gesamten Streckennetz sukzessive die mit Lokomotiven der Reihe El 18 beförderten Wagenzüge verdrängen. Bei den El 18 besteht schon heute ein Überbestand.
Norske tog möchte den Reisenden mit den neuen Zügen einen besonders hohen Komfort anbieten. In diesem Jahr laufen die endgültigen Entscheidungen für das Design der Inneneinrichtung, wonach dann 2024 die Fertigung beginnen wird. Für Triebzüge eine Innovation und Besonderheit ist die Kombination von Tageszug und Nachtzug. Für den Ersatz der heutigen Schlafwagen werden die neuen Einheiten auch Schlafabteile mit zwei Betten sowie Liegeabteile für vier Personen erhalten. Tagsüber lassen sich die Schlafabteile in geschlossene Sitzbereiche für Familien sowie Geschäftsreisende umwandeln. Die Liegeabteile können als solche auch bei Tagesfahrten gebucht werden. Für die gehobene Klasse sind weit ausziehbare Ruhesessel vorgesehen. Die Flirt Nex erhalten auch ein elegantes Bistro für Selbstbedienung. Für die sportbegeisterten Norweger sind großzügige Stauräume im Eingangsbereich wie für Skis und Fahrräder vorgesehen. Im vergangenen Jahr hat Stadler den letzten von 150 bestellten Flirt-Zügen nach Norwegen abgeliefert.
Jürg Streuli, Fachjournalist
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