


Oslo, 13. Februar 2023. Norwegische Unternehmen sollen ihrer Sicherheitsarbeit verbessern, da die Bedrohungen immer raffinierter werden. Vorsorge müsse getroffen werden, bevor die Krise eintritt, sagte Sofie Nystrøm, Direktorin der Nationalen Sicherheitsbehörde (NSM) bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der aktuellen Bedrohungs- und Risikobewertungen des norwegischen Nachrichtendienstes, des Sicherheitsdienstes der Polizei PST und der Nationalen Sicherheitsbehörde NSM. Der Verteidigungsminister erklärte, dass Russland die größte Bedrohung für die norwegische und europäische Sicherheit darstelle. Schwachpunkt vieler norwegischer Unternehmen seien Subunternehmer, über die ausländische Akteure versuchen, Zugang zu wichtiger Technologie zu erkaufen, heißt es im Bericht der Nationalen Sicherheitsbehörde.

Im Bericht Risiko 2023 weist die Nationale Sicherheitsbehörde insbesondere auf drei Faktoren hin:
- Die größten Unternehmen und Einrichtungen sind schwer angreifbar. Angriffsversuche werden daher vermehrt auf Subunternehmer abzielen.
- Ausländische Akteure investieren und kaufen in norwegische Unternehmen und Immobilien, um sensible Informationen zu erhalten und strategisch wichtige Technologien zu erwerben. Norwegen erlebte im Jahr 2022 fast 50 solcher Fälle. Etwa zwei Drittel haben Verbindungen zu Russland und China. Im heutigen sicherheitspolitischen Klima mit umfangreichen Sanktionen gegen Russland steigt die Gefahr, dass ökonomische Instrumente in feindseliger Absicht eingesetzt werden.
- Gezielte Beeinflussungsoperationen mit der Verbreitung von Desinformationen sind die dritte Beziehung, die NSM hervorhebt. Langfristig kann Desinformation das Vertrauen in staatliche Institutionen schwächen und damit auch der politischen Stabilität in Norwegen schaden.
„Die heute vorgelegten Berichte betonen, dass die Welt gefährlicher und unberechenbarer ist. Seit dem brutalen Angriff Russlands auf die Ukraine ist fast ein Jahr vergangen. Der Krieg hat die Welt, Europa und Norwegen verändert. Der Krieg hat unseren Alltag verändert. Die Situation stellt hohe Anforderungen an die nationale Zusammenarbeit in Bezug auf Sicherheit und Bereitschaft, und wir müssen das Wissen nutzen, das uns die EOS-Dienste (Geheimdienste) heute hier präsentieren“, sagte Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram. Die Zeiten würde eine größere und modernere Verteidigung erfordern, die zusammen mit Verbündeten Konflikte verhindern und sich im Bedarfsfall verteidigen kann.
Norwegen müsse aktuell mit komplexen Bedrohungen wie Geheimdienstaktivitäten, strategischen Akquisitionen oder möglichen Sabotageaktionen fertig werden, sagte Justiz- und Katastrophenschutzministerin Emilie Enger Mehl. „Norwegen hat im vergangenen Jahr einen möglichen Terroranschlag erlebt. Es hat uns alle betroffen. Wir haben für kurze Zeit erlebt, dass die terroristische Bedrohung auf die höchste Stufe gehoben wurde. Heute wird PST darauf hinweisen, dass die terroristische Bedrohung jetzt auf einem moderaten Niveau ist. Auch das gehört dazu, wogegen wir uns so gut wie möglich schützen müssen. Die Auswertung des Anschlags in Oslo vom 25. Juni, die später in diesem Frühjahr erfolgen wird, könnte für diese Arbeit wichtig sein“, so Mehl.
Die Berichte
In der jährlichen Bedrohungsanalyse „FOCUS“ liefert der norwegische Nachrichtendienst seine Analyse des Status und der erwarteten Entwicklung in thematischen und geografischen Gebieten, die der Dienst als besonders relevant für die norwegische Sicherheit und die nationalen Interessen ansieht.
Die jährliche Bedrohungsanalyse von PST ist eine Analyse der erwarteten Entwicklungen in den Verantwortungsbereichen von PST, einschließlich Terrorismus, Spionage und Bedrohungen gegen Regierungsbeamte.
Im NSM-Bericht „RISK 2023 – Erhöhte Unvorhersehbarkeit – Höhere Bereitschaft“ wird das Risiko bewertet, dass die Gesellschaft durch vorsätzliche Handlungen beeinträchtigt wird, die wichtigen gesellschaftlichen Interessen schaden könnten.
Sehen Sie hier die Aufzeichnung der Pressekonferenz (in norwegischer Sprache).
Lesen Sie hier die Einführung des Verteidigunsministers.
Lesen Sie hier ein Interview mit Kapitän zur See Fredrik Bassøe Borgmann, Militärattaché der Königlich Norwegischen Botschaft in Berlin, zur Rolle Norwegens als Vorposten der NATO im Hohen Norden.