
Oslo, 6. Februar 2023. Im Frühjahr 2020 hat das norwegische Ministerium für Petroleum und Energie das Genehmigungsverfahren zum Bau der Überseeverbindung NorthConnect zwischen Norwegen und Großbritannien mit der Begründung ausgesetzt, dass keine ausreichende Entscheidungsgrundlage in dem Fall vorliege. Jetzt nimmt das Ministerium die Genehmigungsbearbeitung des Antrags zur Errichtung der Stromleitung wieder auf.
„Fast drei Jahre sind vergangen, seit die Bearbeitung dieses Falles ausgesetzt wurde. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass nun eine ausreichende Grundlage für die Bearbeitung des Falls besteht. Alle beim Ministerium eingereichten Lizenzanträge müssen natürlich ordnungsgemäß bearbeitet werden. Damit fangen wir jetzt an“, sagt Öl- und Energieminister Terje Aasland. Im Hinblick auf eine schnelle Entscheidung wird nun die Lizenzabwicklung von NorthConnect wieder aufgenommen.
Das Ministerium für Erdöl und Energie hat ein Schreiben an NorthConnect KS geschickt und darum gebeten, dass alle neuen Informationen oder andere Eingaben, die für die Bearbeitung des Falls relevant sein könnten, bis zum 24. Februar an das Ministerium gesendet werden.
„Im Jahr 2018 sorgte die Labour Party dafür, dass der Antrag auf die Entwicklung von NorthConnect vorübergehend zurückgestellt wurde, auch weil wir mehr über die Auswirkungen einer erhöhten Austauschkapazität auf das norwegische Stromsystem wissen wollten. Der Grund, warum wir die Behandlung wieder aufnehmen, ist, dass wir jetzt über eine bessere Wissensbasis verfügen, um die Auswirkungen einer erhöhten Austauschkapazität auf das Stromsystem abzuschätzen“, sagt Aasland.
Das Projekt wird von der Europäischen Kommission gefördert und steht seit Oktober 2013 auf der Liste von „Projekten von gemeinsamem Interesse“ (PCI), auf der insgesamt 248 Infrastrukturprojekte im Bereich Energie aufgelistet sind.
Der NorthConnect-Interkonnektor wird eine Kapazität von 1400 MW haben, ungefähr 665 km lang sein und soll den Energiehandel mit Norwegen, Großbritannien und Kontinentaleuropa erleichtern.

NorthConnect ist derzeit ein Joint Venture von vier skandinavischen Unternehmen in öffentlichem Besitz: Lyse, Agder Energi, Hafslund E-Co und Vattenfall. Die vier Energieunternehmen wiederum gehören 47 Kommunen in Süd-Rogaland und in Agder sowie der Kommune Oslo. Darüber hinaus haben der norwegische und der schwedische Staat Eigentumsanteile über Agder Energi (indirekt über Statkraft) bzw. Vattenfall.
Bei der Verabschiedung des 3. Energiepaketes im vergangenen Jahr hat das norwegische Parlament auch festgelegt, dass Statnett eine Mehrheitsbeteiligung am Betrieb der norwegischen Hälfte der Verbindungsleitung haben sollte. Wie dies geschehen kann, wird derzeit diskutiert.
Das Stromkabel ist in Norwegen stark umstritten, da verschiedene Prognosen eine Versorgungslücke bei Strom voraussagt, wenn die Stromproduktion nicht massiv ausgebaut wird. Erst im Januar dieses Jahres hat die Regierung Maßnahmen zur Versorgungssicherheit vorstellt, die unter anderem vorsehen, Stromexporte zu begrenzen, wenn ein hohes Risiko einer Stromknappheit besteht.
Industri Energi, Norwegens größte Gewerkschaft für Beschäftigte in der Öl-, Gas- und Agrarindustrie, lehnt den Bau von NorthConnect ab. „Wir erwarten, dass Aasland NorthConnect die kürzeste Fallbearbeitung in der Geschichte ermöglicht. NorthConnect müsse gründlich und endgültig abgelehnt werden, und zwar bevor der Minister heute Nachmittag das Büro verlässt“, sagt Verbandschef Frode Alfheim bei Bekanntwerden der Fortsetzung der Lizenzvergabe.