Oaris-Triebzüge für Airport-Express Flytoget mit vierjähriger Verspätung geliefert

Probefahrt eines Triebwagens Oaris 78-02 von Flytoget am 25. November 2021, nachdem die Flytoget wegen Rissen an den Drehgestellen außer Betrieb gesetzt wurden.©Erland Rasten

Oslo, 9. Januar 2023. Seit dem 9. Januar 2023 – und damit einer Verspätung von insgesamt vier Jahren – steht der erste von acht von der spanischen CAF an die norwegische Flytoget AS gelieferten Triebzügen des Typs Oaris im dauerhaften fahrplanmässigen Betrieb. Die weiteren sieben Einheiten werden sukzessive folgen. Nach der bereits um zwei Jahre verspäteten Auslieferung der ersten vier Züge waren diese im Juni 2021 lediglich zwei Wochen im Einsatz. Wegen Rissen an den Drehgestellen mussten die in Norwegen als Type 78 bezeichneten Züge aus dem Verkehr gezogen werden. Seither wurden die schadhaften Fahrwerke ausgetauscht, wobei nicht der Eindruck entstand, dass sich der Hochgeschwindigkeitszug Flytoget bei den Spaniern auf der Prioritätenliste befunden hat. Doch hat CAF für die Kosten infolge der Mängel Entschädigungen bezahlt.

Flytoget hat das Glück, dass sich die in den 1990er Jahren beschafften 16 Triebzüge der Reihe 71 von ADtranz als sehr zuverlässig erweisen. Aber für den wieder zugenommenen Flugverkehr und die Expansionspläne auf der Østfoldbanen ist Flytoget auf die Oaris-Triebzüge angewiesen. Derzeit bedient Flytoget die Strecke vom Flughafen Oslo Gardermoen über Oslo Sentralstasjon nach Drammen. Für diesen Transfer benutzen 70 Prozent der Passagiere die Eisenbahn. Das ist der höchste Anteil in Europa, den sich die staatliche Flytoget mit den weniger häufig verkehrenden Flirt-Zügen der staatlichen Vy (ehemals NSB) teilen muss.

Der Auftragswert für die vierteiligen, für 250 km/h ausgelegten neuen Fahrzeuge beträgt 118 Millionen Euro. Die Flytoget hätte die Gelegenheit gehabt, sich den umfangreichen Lieferungen von Stadler an die NSB anzuschließen. Jedoch sollten sich die Züge als exklusiv von den erprobten Flirt-Zügen abheben.

Die jetzt gelieferten Oaris-Züge verfügen über 238 Sitzplätze und zehn Klappsitze sowie zwei Toiletten, wovon eine mobilitätsbehinderten Personen vorbehalten ist. Die Stauräume für die häufig mit viel Gepäck reisenden Flugpassagiere sind wie bisher sehr geräumig dimensioniert. Die Fahrzeugbreite von 3,3 Meter nützt das großzügige skandinavische Lichtraumprofil aus.

Für den spanischen Hersteller CAF dagegen erweisen sich die Oaris-Triebzüge nicht als Erfolg. Sie wurden in Serie lediglich von Norwegen bestellt. Um über ein Jahr hat sich in Oslo infolge technischen Problemen auch die Inbetriebnahme der ersten von 87 neuen Straßenbahnen des Typs Urbos 100 von CAF verzögert. Inzwischen jedoch funktionieren sie zuverlässig.

Jürg Streuli, Fachjournalist
juerg.streuli@swissonline.ch

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