
Oslo, 1. Januar 2022. Laut vorläufigen Zahlen der norwegischen Straßenverwaltung Statens vegvesen forderten norwegische Straßen im Jahr 2022 118 Menschenleben. Das sind 38 mehr als 2021 mit 80 Verkehrstoten. Nach mehreren Jahren des Rückgangs ist die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 2022 gestiegen. Auch die Zahl der Schwerverletzten nahm stark zu.
Vor allem in den Sommermonaten kam es zu vielen Unfällen mit tödlichem Ausgang. 67 Menschen starben im Straßenverkehr in den Monaten Mai (19), Juni (18), Juli (11 ) und August (19). Im Dezember 2022 starben acht Personen im Straßenverkehr, im Dezember2021 waren es fünf.
Fast der gesamte Anstieg der Zahl der Verkehrstoten von 2021 auf 2022 entfällt auf Getötete ab 45 Jahren. Jeder dritte Getötete im Jahr 2022 war 65 Jahre oder älter. „Angesichts einer alternden Bevölkerung ist dies eine besorgniserregende Entwicklung“, sagt Straßenverkehrsdirektorin Ingrid Dahl Hovland.
Im Vergleich zu den Vorjahren gab es 2022 deutlich mehr Todesfälle auf Fahrrädern, davon fünf Todesfälle auf Elektrorollern und zwei auf Elektrofahrrädern. Mit elf tödlichen Unfälle hat sich die Zahl mit gewöhnlichen Fahrrädern gegenüber den vorangegangenen drei Jahren verdoppelt.
„Wir müssen sowohl ein Nullwachstum als auch eine Nullvision im Verkehr erreichen. Wenn wir wollen, dass mehr Menschen Rad fahren und zu Fuß gehen, müssen wir uns anschauen, wie wir in Zukunft gemeinsam mit den verschiedenen Verkehrsteilnehmern besser gestalten können“, so Hovland.
Besonders auffällig seien 2022 auch mehr Unfälle mit Geländewagen und Traktoren, teilt Statens vegvesen mit. Sechs tödliche Unfälle seien viel im Vergleich zu den Vorjahren. Drei Menschen starben 2022 in solchen Fahrzeugen, und in den Vorjahren gab es wenige oder keine Todesfälle.
Auch die Zahl der tödlichen Unfälle auf Motorrädern hat 2022 mit 21 Todesfällen gegenüber 15 im Vorjahr zugenommen. 2016 gab es letztmalig eine ähnlich hohe Zahl. In der Hochsaison Mai bis August machten Motorradtote 25 Prozent aller Verkehrstoten aus.
Die Erfassung der Zahl der Schwerverletzten im Straßenverkehr hinkt dem Zeitplan einige Monate hinterher. Die Zahl schwankt, aber Ende August 2022 wurden für die letzten 12 Monaten (Sept. 2021 – Aug. 2022) etwa gleich viele Schwerverletzte registriert wie im gesamten Jahr 2021 (575 versus 569). Das heißt, die Entwicklung bei den Schwerverletzten ist positiver als bei den Getöteten.
Statens vegvesen zieht bei der Veröffentlichung der Statistik in Betracht, dass Corona das Verkehrsbild in den vergangenen Jahren beeinflusst hat. In den Jahren 2020 und 2021 gab es in Norwegen ungewöhnlich wenige Verkehrstote. Dies sei auch ein Trend in anderen Ländern Europas. Weniger Verkehr erkläre einen Teil der Entwicklung, aber nicht alles. Verkehrsteilnehmer müssten sich mehr auf den Verkehr konzentrieren. Das werde helfen, Leben zu retten und Norwegen der Nullvision im Straßenverkehr näher bringen, so Hovland. Die Nullsicht ist das Ziel der Arbeit im Bereich Verkehrssicherheit, dass niemand im Verkehr getötet oder schwer verletzt wird.
Gemessen an der Bevölkerungszahl hat Norwegen im europäischen Kontext die wenigsten Verkehrstote. 2021 gab es nach Angaben der EU in Norwegen 15 Verkehrstote pro Million Einwohner, im EU-Durchschnitt 44. In Deutschland wuchs die Zahl der Verkehrstoten 2022 gegenüber dem Vorjahr laut ADAC um 8,1 Prozent.
Finden Sie hier die Statistik zu Verkehrsunfällen in Norwegen 2022.