
Oslo, 9. November 2022. Der Stromverbrauch in Norwegen wird in den kommenden Jahren erheblich steigen. Die Stromerzeugung hält damit nicht Schritt. Das bedeutet, dass Norwegen im Jahr 2027 ein Stromdefizit haben könnte, stellt der norwegische Netzbetreiber Statnett ASA in seiner kurzfristigen Marktanalyse fest, die das Unternehmen auf seiner Herbstkonferenz in Oslo vorstellte.
„Die Industrie der Zukunft braucht viel Power. Wir sehen, dass die Pläne für den Aufbau neuer Industrien und die Elektrifizierung immer größer und konkreter werden. Dies fordert das Netz heraus, erfordert aber auch Zugang zu neuer Stromerzeugung. Wir werden bis 2030 Netze für 60 bis 100 Milliarden NOK bauen, und wir müssen die Entwicklung der Stromerzeugung beschleunigen“, sagt Hilde Tonne, CEO von Statnett.
Es wird erwartet, dass der Stromverbrauch in Norwegen in den nächsten fünf Jahren von heute etwa 140 TWh auf bis zu 164 TWh im Jahr 2027 wachsen wird. Für diesen Zeitraum ist eine Anstieg der Stromproduktion um sechs TWh geplant. Dies führt zu einem Stromdefizit in Südnorwegen von sieben TWh und in Norwegen insgesamt von zwei TWh.
Grundprognose für die norwegische Verbrauchsentwicklung

Der größten Zuwachs verursachen die Batterieproduktion und die Erdölindustrie, aber auch andere Branchen würden beträchtliches Wachsen generieren. Der allgemeine Verbrauch werde voraussichtlich nicht entsprechend zunehmen. „Im Moment sehen wir, dass der Stromverbrauch der Menschen aufgrund der hohen Strompreise sinkt, aber wir sehen auch, dass die Pläne für die industrielle Entwicklung und die Elektrifizierung immer reifer werden. Dabei handelt es sich um Planungen, die nicht im gleichen Maße von der außergewöhnlichen Situation auf dem Strommarkt betroffen sind. Anderswo in der nordischen Region sind große Steigerungen der Stromerzeugung geplant. Auch hier zu Hause brauchen wir kurz- und mittelfristig mehr Stromerzeugung und einen verbesserten Zugang zu mehr Strom“, betont Tonne.
Die Analysten gehen davon aus, dass sich die Strompreise in den nächsten fünf Jahren normalisieren. Im Jahr 2027 werde der durchschnittlichen Jahrespreis in Südnorwegen zwischen 50-70 Euro/MWh liegen. Allerdings müsse man bei den Schätzungen eine große Fehlerquote einkalkulieren – sowohl in Bezug auf die Wetterbedingungen als auch bezüglich der Unsicherheit beim Preis und bei der Abhängigkeit von Gas in Europa. Der Stromüberschuss in Skandinavien und die Flexibilität des norwegischen Systems in Kombination mit einer guten Austauschkapazität würden dazu beitragen, dass der Durchschnittspreis in Südnorwegen das ganze Jahr über voraussichtlich niedriger sein werde als die deutschen Preise.
Für Norwegen sei es jetzt wichtig, dass der Ausbau des Netzes und der Stromerzeugung beschleunigt wird, damit das Land den Wettbewerbsvorteil, den der Zugang zu grüner Energie verschafft, behalten wird, sagt Executive Director Gunnar Løvås.
Finden Sie hier die Marktanalyse zum Herunterladen (in norwegischer Sprache).