
Stockholm, 8. November 2022. Der Zugverkehr zwischen Stockholm und Oslo wird nach mehreren Jahren Gleisbauarbeiten auf norwegischer Seite wieder aufgenommen. Wie die schwedische Eisenbahngesellschaft SJ mitteilt, erhöht sich mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember der Verkehr zwischen Stockholm und Oslo. An Wochentagen gibt es dann fünf Abfahrten in jede Richtung, samstags drei und sonntags vier. Mehr als die Hälfte der Verkehre soll mit Schnellzügen erfolgen, bei denen man zwischen zwei Klassen wählen kann. Eine Fahrt mit den komfortablen Triebzügen des Typs X2000 und X3000 der SJ zwischen den Hauptstädten dauert etwas mehr als fünf Stunden.
Im Sommer 2023 muss der Verkehr zwischen Oslo und Stockholm allerdings aufgrund geplanter Gleisarbeiten zwischen Laxå und Kristinehamn umgeleitet werden. Damit kommt es zu längeren Fahrzeiten.
„Nach langer Zeit mit diversen Gleisbauarbeiten auf dem norwegischen Streckenabschnitt wird dies eigentlich die letzte größere Baumaßnahme sein, und wir freuen uns sehr, dass wir nun langfristig in diese ebenso wichtige wie beliebte Bahnstrecke investieren können“, so Martin Drakenberg, Geschäftsführer bei SJ.
Die Tickets von SJ können ab 9. November auf sj.se oder in der App von SJ gekauft werden.
Die erfreuliche Aufstockung des Verkehrs wird aber durch die Tatsache getrübt, dass die neue konservative Regierung in Schweden die noch von der vorherigen Regierung beschlossenen Investitionen für den Unterhalt der über Jahrzehnte vernachlässigten Eisenbahninfrastruktur zu Gunsten des Straßenbaus kürzt. Es handelt sich um 750 Millionen Kronen, die dem Budget für die Eisenbahn entzogen und – aufgestockt um zusätzliche 250 Millionen – zu Gunsten der Straße verwendet werden. Die neue Regierung versucht mit dem Hinweis zu beschwichtigen, die der Eisenbahn entzogenen Finanzmittel würden gemäß Planung erst nach 2023 für Bahnprojekte zur Anwendung kommen. Für den Straßenbau werde das umgebuchte Geld hingegen sofort benötigt. Schweden rühmt sich gerne seiner vorbildlichen Klimapolitik.
Die ungenügende Wartung von weiten Teilen des schwedischen Bahnnetzes haben die früheren Regierungen unter sozialdemokratischer Dominanz zu verantworten. Die Folgen zeigen sich in Schienenbrüchen, herabstürzenden Fahrleitungen und Weichenstörungen, was zu häufigen Verspätungen und Zugsausfällen führt. In den letzten zehn Jahren sind die Investitionen in die Infrastruktur der Eisenbahn jedoch deutlich erhöht worden, was aber dennoch nicht ausreicht, um die Funktionsfähigkeit der Bahnanlagen insgesamt zu verbessern. Der trotz höherer finanzieller Zuwendungen ständig größer werdende Rückstand beim Unterhalt und der Modernisierung wird letztlich zu noch höheren Instandhaltungskosten führen. Umso mehr, als jetzt von der neuen Regierung sogar bereits zugesprochene Finanzen kurzerhand gestrichen werden.
Jürg Streuli, Fachjournalist
juerg.streuli@swissonline.ch