
Narvik, 26. Oktober 2022. Die Hålogaland Ressursselskap (HRS) unterhält in Djupvik nahe Narvik einen großen Miljøpark, ein Entsorgungszentrum für die Stadt Narvik und deren Umgebung. Da Narvik keine Müllverbrennungsanlage besitzt, wurde alles, was nicht recycelbar ist, bisher per LKW ins 170 Kilometer entfernte Tekniska Verken im schwedischen Kiruna transportiert. Es handelt sich jährlich um 30.000 Tonnen Restmüll und 17.000 Tonnen Holz. Ab 11. Dezember nun werden diese Transporte auf der Schiene statt wie bisher auf der Straße erfolgen. Dies ersetzt nicht weniger als 1.500 LKW-Transporte im Jahr. Dafür haben sich mehrere Akteure zusammengetan, um die recht komplexen Probleme der Verlagerung zu lösen.
Diese Straßentransporte nördlich des Polarkreises sind umso weniger zeitgemäß, als direkt entlang der Entsorgungsanlage die berühmte Erzbahn von Kiruna nach Narvik führt und ein wenig genutztes Anschlussgleis vorhanden ist. Doch sind die Erzzüge sogenannte Ganzzüge mit automatischer Kupplung, denen keine anderen Güterwagen angehängt werden.

In einer beispielhaften Initiative haben die HRS und die Straßenbaufirma Taraldsvik Maskin AS in Narvik eine Lösung für den Schienentransport zur Verbrennungsanlage in Kiruna gefunden: Taraldsvik führt Unterhaltsarbeiten auch entlang der Ofotbanen, der nördlichsten Bahnlinie der Welt, von Narvik nach Bjørnfjell aus und besitzt dafür eine Diesellokomotive und einen Triebwagen für die Personaltransporte. Allerdings besitzt die Firma keine Zulassung für das schwedische Eisenbahnnetz. Hier kam Arctic Train zu Hilfe – eine Gesellschaft, die Touristenzüge mit einem ehemaligen Osloer Vorortszug von Narvik ins schwedische Abisko anbietet. Das Reiseunternehmen verfügt seit diesem Jahr über eine schwedischen Zulassung der schwedischen Güterbahn Railcare. So wird der Restmüll ab 1. Dezember mit der Lokomotive von Taraldsvik Maskin und dank der Zulassung von Arctic Train fünfmal die Woche auf der Schiene statt auf der Straße von Djupvik nach Kiruna gebracht.
Einen Wertmutstropfen hat die Geschichte: Das schwedische Versorgungsunternehmen Tekniska Verken in Kiruna will ab April 2024 auf Restmüll als Energieträger verzichten und damit die Lieferungen aus dem Recyclingpark Djupvik nicht mehr annehmen. Doch bleibt noch Zeit, auch dafür eine Lösung zu finden.
Jürg Streuli, Fachjournalist
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