
Oslo, 30. August 2022. Vom 2. bis 8. September findet in Kopenhagen der World Tunnel Congress statt. Norwegen wird hier unter anderem eine Lösung für einen Querstollen zwischen Eisenbahn- und Straßentunnel als Fluchtweg präsentieren. Diese Neuheit soll beim Bau eines europäischen Straßen- und eines Eisenbahntunnels von Arna bei Bergen nach Stanghelle in der Gemeinde Vaksdal, dem so genannten Fjellesprojekt, angewendet werden – ein Kooperationsprojekt zwischen Bane NOR und der norwegischen öffentlichen Straßenverwaltung Statens vegvesen. Aufgrund der westlichen Topographie mit steilen Bergen und tiefen Fjorden wird die Trasse hauptsächlich in einem Tunnel verlegt. Insgesamt werden 63 Kilometer Tunnel im landesweit größten Tunnelprojekt aller Zeiten gebaut.
Das Ministerium für Kommunalverwaltung und Modernisierung hat am 1. April den Bebauungsplan für das Projekt verabschiedet. 2024 soll der Bau starten.
Zwischen dem Eisenbahntunnel und dem Straßentunnel sollen auf den parallel verlaufenden Strecken Quertunnel eingefügt werden, die im Notfall als Fluchtweg in den anderen Tunnel genutzt werden. Damit wird der Bau eines eigenen Fluchttunnels für die Evakuierung überflüssig. Bei einem Zwischenfall im Straßentunnel können die Verkehrsteilnehmer durch eine Druckluftschleuse in einen sicheren Bereich mit kontrolliertem Zugang zum Eisenbahntunnel evakuiert werden. Die Schleuse hat Türen, die in beide Richtungen geöffnet werden können.

Die Türen vom sicheren Bereich zum Eisenbahntunnel werden von der Verkehrsleitzentrale der Bahn gesteuert. Vom Eisenbahntunnel aus können die Türen mit einem Notausgangssystem geöffnet werden.
Der Sicherheitsbereich ist mit einer Mindestfläche von 80 Quadratmeter so ausgelegt, dass er Platz für bis zu 140 Personen bietet, um sich dort aufzuhalten, bis der Eisenbahntunnel verkehrsfrei ist und zur Evakuierung geöffnet werden kann. Der Sicherheitsbereich wird mit Kommunikations- und Informationsmitteln ausgestattet und teilt sich die Luft mit dem Eisenbahntunnel.
Im Falle einer Rettung und Evakuierung aus dem Eisenbahntunnel werden die Passagiere auf Gehwegen auf beiden Seiten des Tunnels und dann durch den Quertunnel zum Straßentunnel evakuiert. Der Sicherheitsbereich für Evakuierte der Bahn wird erst erreicht, wenn sie die Schleuse in den Straßentunnel passiert haben. Dies bietet zwar einen längeren Evakuierungsweg, liegt aber deutlich innerhalb der maximal zulässigen Entfernung von 1.000 Metern.
Die Straßentunnel müssen mit dynamischen Verkehrszeichen ausgestattet werden, mit denen die Geschwindigkeit reduziert und die Tunnel während der Evakuierung von der Eisenbahn gesperrt werden können.
„Durch die gemeinsame Planung von Straße und Gleis und durch einen risikobasierten Entwurfsprozess auf Basis des RAMS-Standards haben wir ein sicheres Konzept entwickelt“, sagt Gunnar Levring, von Fellesprosjektet. „Gleichzeitig haben wir sowohl die Kosten als auch die Umweltauswirkungen erheblich reduziert, indem wir den Bau separater Fluchttunnel vermieden haben.“
Bane NOR und die norwegische öffentliche Straßenverwaltung sparen insgesamt 4 Milliarden NOK durch den parallelen Bau von Straße und Gleis auf der Strecke zwischen Arna und Stanghelle. Ein großer Teil dieser Einsparung liegt im Aufbau eines gemeinsamen Fluchtsystems.
Fellesprosjektet hat gemeinsam mit dem Beratungsteam von Rambøll-Sweco das Konzept aus der Konzeptauswahlstudie zum Abschnitt weiterentwickelt und optimiert.
Finden Sie hier mehr Informationen zum Welt-Tunnel-Kongress 2022 in Kopenhagen vom 2. bis 8. September 2022.