
Oslo, 14. Juli 2022. Die norwegische Direktion für Wasserressourcen und Energie (NVE) hat den Netzbetreiber Statnett und die Stromerzeuger angewiesen, ein vorübergehendes Meldesystem für die regulierte Stromerzeugung in Südnorwegen einzurichten. Zweck der Berichterstattung ist es, eine bessere Übersicht über die für die Versorgungssicherheit relevante Produktion für den Winter und das Frühjahr 2023 zu erhalten.
In Südnorwegen steige der Füllungstand der Stauseen, aber das Niveau sei für die Saison noch sehr niedrig, erklärte NVE. Gleichzeitig sei die Energiesituation in Europa turbulent und sehr unübersichtlich. Die Berichterstattung werde Teil der Grundlage für die laufenden Bewertungen weiterer Maßnahmen durch Statnett, NVE und das Ministerium für Erdöl und Energie sein.
„Wir sehen, dass die Stromerzeugung in Südnorwegen in letzter Zeit stark zurückgegangen ist. Das ist gut. Es ist jedoch wichtig, dass die Energieversorger in Südnorwegen jetzt weiterhin Wasser zurückhalten, das für den Winter gespeichert werden kann. Es wird noch etwas Produktion geben, zum Beispiel in Bezug auf Mindestwasserdurchfluss, Hochwasserrisiko und Systemdienstleistungen“, sagt NVE-Direktor Kjetil Lund.
Das vorübergehende Berichtssystem beginnt am 1. August 2022 und dauert bis zum 1. Juni 2023.
Da es sich bei den Inhalten der Berichterstattung der einzelnen Wasserkraftproduzenten um marktsensible Informationen handelt, sollen sie nicht veröffentlich werden. Der Bericht von Statnett für jede Preiszone dagegen werde öffentlich sein. Dieser Bericht wird zeitgleich mit der Wasserspeicherstatistik und dem Stromlagebericht vorgelegt.
Die Stromerzeugung in Südnorwegen (NO1, NO2, NO5) ging in der Woche vom 6. bis 13. Juli gegenüber der Vorwoche um 20 Prozent zurück. Vorläufige Zahlen zeigen, dass vor allem die Wasserkraftproduzenten im Südwesten Norwegens (NO2) ihre Produktion reduzierten. In mehreren europäischen Ländern und in den nordischen Ländern war die Windenergieproduktion letzte Woche hoch, was zu Perioden niedriger Strompreise in mehreren der Länder beitrug, mit denen Norwegen internationale Verbindungen unterhält. Niedrigere Strompreise in den Nachbarländern und eine geringere Produktion in Südnorwegen führten zusammen zu weniger Exporten und mehr Importen. Für Südnorwegen galten die Nettoexporte für die ganze Woche, aber die Exporte waren 90 Prozent niedriger als in der Woche zuvor.
Wenn die Stromproduktion zurückgeht, ist dies nach Angaben von NVE ein Hinweis darauf, dass mehrere Wasserkraftproduzenten in Südnorwegen die Füllstände höher bewertet haben als die Strompreise in den Nachbarländern. Indem man die Produktion jetzt zurückhält, habe man später mehr Wasser für die Stromerzeugung, teilt NVE mit. Der Füllstand der Stauseen sei in der vergangenen Woche in allen Preisregionen in Südnorwegen gestiegen, aber für die Saison immer noch sehr gering.
Der Preis in Südwestnorwegen (NO2) lag im Wochendurchschnitt bei 192 Øre / kWh, 37 Øre / kWh geringer als in der Woche zuvor. Der Wochendurchschnitt wurde aufgrund niedrigerer Strompreise am Wochenende stark reduziert. Die niedrigen Preise kommen von Stromimporten aus Nachbarländern, die über eine sehr umfangreiche erneuerbare Stromerzeugung verfügten. Obwohl es das ganze Wochenende über zeitweise niedrige Strompreise gab, lag der Strompreis in Südwestnorwegen an einzelnen Wochentagen für mehrere Stunden über 200 Öre / kWh. Der Wochenpreis in Westnorwegen (NO5) und Südostnorwegen (NO1) lag im Durchschnitt bei 146 Öre / kWh, was 46 Öre unter dem Wochendurchschnitt in Südwestnorwegen liegt. Mittel- und Nordnorwegen (NO3, NO4) hatten einen Wochendurchschnitt von 1,7 Øre / kWh. Das ist ein sehr niedriger Strompreis, der auf dem Niveau der Preise im Sommer 2020 liegt.
Die anhaltenden Turbulenzen auf den Energiemärkten trugen derzeit zu großen Schwankungen und hoher Unsicherheit sowohl bei den Strompreisen als auch bei den Brennstoffpreisen bei. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die Ungewissheit über die Folgen könnten sich in Zukunft stark auf die Preise auf den Energiemärkten auswirken.
Am Ende der 27. Woche lag der Füllungsgrad der norwegischen Reservoirs bei 62,2 Prozent. In den Jahren 2002-2021 lag er im Durchschnitt bei 70,7 Prozent. In der vergangenen Woche stieg der Füllgrad um 2,8 Prozent. Mittelnorwegen (Preiszone 3) hatte mit 86,3 Prozent die höchste Stauseefüllung, während Südwestnorwegen (Preiszone 2) mit 47,5 Prozent die niedrigste Füllung aufwies. Lesen Sie hier mehr über Wasserreservoir-Statistiken.
Finden Sie hier Informationen zur Stromproduktion und zum Stromaustausch in den nordischen Ländern.
Finden Sie hier Fragen und Antworten der norwegischen Regierung zu den Energiepreisen in Norwegen.