
Stavanger/Leipzig, 4. Juli 2022. Das norwegische Energieunternehmen Equinor ASA und der deutsche Gaskonzern VNG AG haben vereinbart, ihre bestehende Zusammenarbeit im Gassektor auf die Bereiche CO2-armer Wasserstoff, CO2-armer Ammoniak sowie die Abscheidung, Nutzung und Offshore-Speicherung von CO2 (CCU und CCS) auszuweiten. Beide Partner prüfen außerdem die Herstellung von CO2-armen, sogenannten blauen Wasserstoff in Rostock. Dabei wird das CO2 vom Erdgas, das Equinor aus Norwegen liefert, in Rostock abgeschieden und nach Norwegen zurück zur Offshore-Speicherung unter dem norwegischen Festlandsockel transportiert oder an Industrieunternehmen zur Nutzung geliefert.
Die Machbarkeitsstudien sollen zeitnah starten. Ziel ist es, die Projektplanung in den nächsten Jahren zu konkretisieren, das heißt Rahmenbedingungen wie Genehmigungsprozesse zu klären und Wertschöpfungsketten für Wasserstoff und CO2 auszubauen. Eine finale Investitionsentscheidung soll 2025/26 getroffen werden. Die Bauzeit veranschlagen Equinor und VNG mit etwa drei Jahren.
Wie die Unternehmen mitteilen, werde über den konkreten Standort in Rostock im Zuge der Machbarkeitsstudien und Projektplanung entschieden.
Gegenstand der erweiterten Zusammenarbeit sind:
- der Direktimport von CO2-armem Wasserstoff und CO2-armem Ammoniak aus Norwegen für den deutschen Wasserstoffmarkt;
- die Planung, der Bau und Betrieb einer Anlage im Gigawatt-Maßstab in Rostock mit einer jährlichen Wasserstoffproduktionskapazität von bis zu 230.000 Tonnen – das entspricht 8 bis 9 TWh oder fast 20 Prozent des derzeitigen deutschen Wasserstoffmarktes;
- die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks des CO2-armen Wasserstoffs um mehr als 95 Prozent verglichen mit Wasserstoff ohne CO2-Abscheidung und -Speicherung;
- die Abtrennung und Verflüssigung von jährlich fast 2 Millionen Tonnen CO2 aus der Wasserstoffproduktion;
- die Verschiffung des verflüssigten CO2 von Rostock zur dauerhaften und sicheren Offshore-Einspeicherung in Norwegen.
Der Raum Rostock soll sich mit diesem Projekt zu einer Wasserstoff- und CO2-Drehscheibe entwickeln. Damit verbunden seien der Bau und Umstellung von bis zu 400 Kilometern Pipeline für Wasserstoff zwischen Rostock, Berlin und den Industrieclustern in der Umgebung von Leipzig (IPCEI-Projekt “doing hydrogen”) mit Anschluss an das nationale Wasserstoffnetz. Die Industrie in dieser Region werde mit Industrien mit CO2-armen Wasserstoff versorgt, der die C02-Emissionen der Unternehmen um Millionen Tonnen jährlich verringern kann, teilt VNG mit. Der Wasserstoff soll in großen Salzkavernen der Untergrundgasspeicher in Bernburg und Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt gespeichert werden. Ziel sei es, eine Grundlastversorgung mit großen Mengen CO2-armen Wasserstoffs zu sichern, um die Zeit zu überbrücken, bis genügend Wasserstoff aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht.
„Wir sind sehr erfreut, mit unserem langjährigen Partner Equinor den nächsten Schritt in Richtung eines sicheren und klimafreundlichen Energiesystems zu gehen. Wir brauchen großtechnische Lösungen im Wasserstoff- und Kohlenstoffmanagement. Bereits mit der gemeinsamen Erschließung des Erdgasmarktes in Ostdeutschland in den 1990er Jahren haben die Partner einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Verbesserung der Luftqualität durch die Umstellung von der traditionellen Braunkohleheizung auf Erdgas geleistet. Jetzt gehen wir mit Wasserstoff und Carbon-Management einen weiteren bedeutsamen Schritt weiter“, sagt Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender der VNG AG.
VNG und Equinor hätte komplementäre Fähigkeiten, Stärken und Positionen, die für den Erfolg des Projekts entscheidend sind, erklärte Irene Rummelhoff, Executive Vice President, Marketing, Midstream & Processing (MMP), verantwortlich für die Verarbeitung und Vermarktung von Erdgas sowie für Low Carbon Solutions, von Equinor.