
Oslo, 23. Juni 2022. Der Ausschuss für Geldpolitik und Finanzstabilität der norwegischen Zentralbank Norges Bank hat heute einstimmig beschlossen, den Leitzins von 0,75 auf 1,25 Prozent anzuheben. Wie die Gouverneurin der Zentralbank Ida Wolden Bache ankündigte, werde es im August eine weitere Erhöhung auf 1,5 Prozent geben. Im Sommer nächsten Jahres könne er dann bei drei Prozent liegen.
In der norwegischen Wirtschaft herrsche eine hohe Aktivität und es gebe wenig freie Kapazitäten. Die Arbeitslosigkeit sei stärker als erwartet gesunken und liege auf einem sehr niedrigen Niveau, teilt Norges Bank mit. Die Inflation liege deutlich über dem Ziel. Sie habe schnell zugenommen und liege höher als prognostiziert. Angesichts des steigenden Lohnwachstums und des höheren Preiswachstums für die von Norwegen importierten Waren bestehe die Aussicht, dass die Inflation noch einige Zeit über dem Ziel von zwei Prozent bleibe. Die Norges Bank schätzt, dass die Inflation dieses Jahr 4,6 Prozent, nächstes Jahr 3,6 Prozent und 2024 3,0 Prozent betragen wird. 2025 soll die Inflation dann laut den Prognosen der Zentralbank auf 2,8 Prozent sinken.
Der Leitzins befinde sich weiterhin auf niedrigem Niveau, die Geldpolitik sei expansiv. Nach Einschätzung des Ausschusses sei ein deutlich höherer Zinssatz erforderlich, um die Inflation um das Ziel herum zu stabilisieren. Ein angespannter Arbeitsmarkt bedeute, dass die Beschäftigung wahrscheinlich hoch bleiben werde, selbst wenn die Zinsen in Zukunft steigen.

„Die Aussicht auf eine anhaltend hohe Inflation deutet auf einen schnelleren Anstieg der Zinsen hin als bisher angenommen. Ein schnellerer Anstieg der Zinsen jetzt verringert das Risiko, dass die Inflation hoch bleibt und später eine stärkere Straffung der Geldpolitik erforderlich ist“, erklärt Wolden Bache.
Bei der Erörterung des Risikobilds habe der Ausschuss in Betracht gezogen, dass geringe Kapazitätsreserven in der norwegischen Wirtschaft, anhaltender internationaler Preisdruck und eine schwächere Krone zu einer Inflation führen könnten, die höher als prognostiziert ist. Dann könne der Zinssatz stärker angehoben werden, als es sich die Zentralbank jetzt vorstellen könne. Andererseits bestehe auch das Risiko, dass ein schneller Zinsanstieg im Ausland zu einer abrupten Wachstumsverlangsamung führe und der Preisdruck international schneller als erwartet nachlasse. Der Anstieg der Zinssätze in Norwegen könnte auch den Wohnungsmarkt und den Konsum der privaten Haushalte stärker dämpfen als erwartet. Wenn Inflation und Kapazitätsauslastung schneller als prognostiziert sinken, könnten die Zinssätze weniger stark angehoben werden.
Die Prognose für den Leitzins ist höher als im letzten geldpolitischen Bericht und bedeutet, dass der Leitzins zum Sommer nächsten Jahres auf rund drei Prozent steigen wird.
Die Anforderung an den antizyklischen Kapitalpuffer sollen, wie im März vom Ausschuss für Geldpolitik und Finanzstabilität der Norges Bank beschlossen, mit Wirkung zum 31. März 2023 auf 2,5 Prozent erhöht werden. Die Pufferanforderung wurde mit Wirkung zum 30. Juni 2022 auf 1,5 Prozent, zum 31. Dezember 2022 auf 2 Prozent und ab 2,5 Prozent erhöht 31. März 2023.
Zweck des antizyklischen Kapitalpuffers ist es, die Banken solider zu machen und der Kreditpraxis der Banken entgegenzuwirken, die einen Konjunkturabschwung verstärkt. Die Anforderung für einen antizyklischen Kapitalpuffer wurde im März 2020 von 2,5 auf 1 Prozent gesenkt. Die Pufferanforderung wurde mit Wirkung zum 30. Juni 2022 auf 1,5 Prozent, zum 31. Dezember 2022 auf 2 Prozent und ab 2,5 Prozent erhöht 31. März 2023.
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