Deutsche Tochter der norwegischen Fosen Yard AS stellt Insolvenzantrag

Im September vergangenen Jahres fand der Stapellauf der neuen Salmon Ocean Seafarm AOF 1 statt. Ein Teil der Konstruktion wurde von der Fosen Seafarm Construction auf dem Gelände der Fosen Yard Emden gebaut, ein Teil bei Aker Verdal. Außerhalb von Levanger wurde der Koloss zu Wasser gelassen.©Fosen Yard

Emden, 8. Juni 2022. Die Fosen Yard Emden GmbH hat Medienangaben zufolge Anfang Juni einen Insolvenzantrag gestellt. 2018 wurde die Nordseewerke Emden Shipyard GmbH von der norwegischen Fosen Yard AS, Rissa, übernommen und 2019 in die Fosen Yard Gruppe eingegliedert. Wie das Unternehmen mitteilt, sollte in Emden eine neue LNG-Tanktechnologie entwickelt werde, um rechteckige LNG-Tanks in mehreren Größen und Formen für eine effiziente Raumnutzung an Bord von Schiffen zu bauen. Das Unternehmen selbst hat sich zur Insolvenz noch nicht geäußert.

Die Schiffsbautraditionen der Fosen Yard in Norwegen reicht bis in das Jahr 1918 zurück. Mit der Übernahme eines Teils der Nordseewerke GmbH, Emden, erhielt die Werft am Standort Emden acht Produktionshallen. Dort wurden seit 2019 zwei große Meereskäfige für die Offshore-Lachszucht mit Abmessungen von 80 x 22 Metern und einem Gewicht von ca. 3.600 Tonnen hergestellt. Vertraglich zugesichert war ein Auftrag für den Bau einer Reihe von 3600-DWT-Massengutfrachtern.

Aufgrund des Ukraine-Krieges würden diese sechs Frachter nicht gebaut, erklärte der Werft-Geschäftsführer Carsten Stellamanns nach Angaben des NDR bei einer Versammlung der Belegschaft in Emden, da die Stahlpreise in Folge des Krieges um 80 Prozent gestiegen sind. Ursprünglich sollte im März Baubeginn für die Frachter sein. Ein Großteil der fast 100-köpfigen Belegschaft sei schon seit September in Kurzarbeit.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Christian Kaufmann, Rechtsanwalt der PLUTA Rechtsanwalts GmbH aus Oldenburg, hat den Investorenprozess für die Fosen Yard Emden GmbH gestartet. Er wird nun Gespräche mit möglichen Investoren führen, die Interesse an der Fortführung des Betriebes in Emden haben, teilt die Kanzlei mit.

Im Rahmen des strukturierten Investorenprozesses, den Dr. Kaufmann zusammen mit den Experten der WAYES GmbH & Co. KG um Falk Schnurbusch durchführt, wurden in den vergangenen Tagen die internen Dokumente geprüft und die erforderlichen Unterlagen erstellt. Diese werden potenziellen Investoren zur Verfügung gestellt, die im Anschluss in den kommenden Wochen erste Angebote abgeben können.

Am 9. Juni fand zudem eine erste Sitzung des Gläubigerausschusses statt. Hier wurden erste wichtige Details des vorläufigen Verfahrens erläutert und die kommenden Schritte besprochen. Der Geschäftsbetrieb der Werft läuft vorerst weiter. 

Zudem gibt es einen Wechsel in der Geschäftsführung des Unternehmens. Carsten Stellamanns wird das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Der Restrukturierungsberater Detlev Bremer wird als Interimsmanager die Geschäftsleitung der Gesellschaft übernehmen.

Die Insolvenz der Fosen Yard Emden betreffe nicht den Standort in Stralsund. Das teilt die Stadtverwaltung als Eigentümer der Flächen der ehemaligen Stralsunder Werften mit. Die Hansestadt Stralsund hatte im Februar dieses Jahres das Gelände der Werft zusammen mit allen darauf befindlichen Gebäuden und Anlagen zur Entwicklung eines maritimen Industrie- und Gewerbeparks gekauft. Ende April habe die Stadt einen Pachtvertrag mit einer anderen Tochter der norwegischen Fosen Werft abgeschlossen. Diese Pächterin sei von Emden vollständig unabhängig.

Die norwegische Holding Fosen Yard AS sei stabil und gut aufgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung. Außerdem habe Fosen Yard in Deutschland eine Ausschreibung für den Bau von vier LNG-Bunkerschiffen gewonnen. Die weitere Umsetzungsphase laufe. Nach den neuen Plänen des Unternehmens und aufgrund der Insolvenz in Emden könnte das gesamte Programm vollumfänglich in Stralsund umgesetzt werden, teilt die Stadtverwaltung mit. Damit wäre die Werft mehrere Jahre ausgelastet. Die Hansestadt am Stralsund sehe keinen Grund, am Erfolg von Fosen in Stralsund zu zweifeln. Und auch Anders Straumsheim, CEO der Fosen Yard AS im norwegischen Rissa, sei zuversichtlich: „Wir werden in Stralsund Schiffe bauen. Darauf freue ich mich.“

Fosen Yard ist nach Ostseestaal der zweite Pächter auf dem Gelände. Die Norweger wollen in Stralsund Schiffe bauen, reparieren und umrüsten. Bei den Projekten sollen umweltfreundliche Technologien im Fokus stehen. Pachtbeginn sei der 1. Juni.

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