
Oslo, 16. März 2022. Der Hüttenbau in Norwegen ist außer Kontrolle geraten. Darauf macht der norwegische Hüttenverband Norges Hytteforbund in einer Pressemitteilung aufmerksam. Als Folge des ungezügelten Neubaus würden die Verschmutzung von Angelseen und Flüssen zunehmen, die Lärm- und Lichtbelastung wachsen und Lebensräume für Tiere zerstört werden. Der Verband bezieht sich dabei auf den Bericht der Artsdatabanken von 2021, wonach knapp 3.000 Tierarten in Norwegen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere stehen. 70 Prozent von ihnen lebten in Gebieten, in denen Windkraftanlagen gebaut oder Flächen für den Bau neuer Hütten erschlossen werden.
„Es ist höchste Zeit, langsamer zu fahren“, sagt Trond G. Hagen, der Vorsitzende des norwegischen Kabinenverbands. Viele Eigentümer, die bereits Ferienhäuser besitzen, stünden einer umfassenden Bebauung und Verdichtung von Hütten ablehnend gegenüber. „Für lange Wanderungen muss man nun von einem Hüttengebiet zum anderen fahren, weil durch die Verdichtung das Tourennetz eingeschränkt wurde. Nun sucht man neue Wandergebiete in Gebieten, in denen die Natur noch unberührt ist – und das geht wieder zu Lasten der Tierwelt“, so Hagen. Entwickler und Kommunen seien nicht allzu besorgt über die langfristigen negativen Folgen einer fortgesetzten umfangreichen Cottage-Entwicklung.
Hohe Strompreise hätten zudem in den letzten Monaten zu einem explosionsartigen Anstieg des Absatzes von Gasherden und Dieselgeneratoren geführt. Auch der verstärkte Einsatz von Öl- und Gasprodukten infolge hoher Strompreise sei nicht besonders umweltfreundlich.
Neben dem massiven Kabinenausbau sorgten die extrem hohen Strompreise dafür, dass die Elektrifizierung ins Stocken gerät. Eine unter Mitgliedern des NHF durchgeführte Umfrage zeigt, dass über 70 Prozent einen Benziner oder Diesel-Pkw für das Ferienhaus nutzen. Hagen sieht den Grund dafür in den steigenden Energiepreisen. „Das Elektroauto muss geladen werden und trägt zu einem steigenden Stromverbrauch bei, der sich mit der Einführung eines neuen Netzmietmodells am 1. April stark bemerkbar machen wird.“ Der verstärkte Einsatz von Benzin- oder Dieselautos auf dem Weg zu den Hütten stehe nicht im Einklang mit der Umweltpolitik der Regierung.
Nie zuvor wurden in Norwegen so viele Hütten gebaut wie im Jahr 2021. Nach aktuellen Zahlen von Statistics Norway erteilten die Behörden 8.762 Baugenehmigungen für Freizeitgebäude. Dies entspricht einer Steigerung von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
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