
Narvik, 8. März 2022. In der letzten Aprilwoche wird vom Hafen Narvik der erste Güterzug über Haparanda-Tornio nach Finnland abfahren, wo die Container zu verschiedene Destinationen weitertransportiert werden. Beladen wird der Zug, der wöchentlich verkehrt, hauptsächlich mit Meeresfrüchten. Für Narvik eröffnet sich damit der angestrebte direkte Transportkorridor nach China. Für den norwegischen Schienengüterverkehr ist die Inbetriebnahme des Güterzuges ein großes, seit Langem erwartetes Ereignis. Dahinter stehen jahrelange, von zahlreichen Rückschlägen begleitete gemeinsame Anstrengungen des norwegischen Logistikunternehmens Cargonet und des Hafens Narvik, unterstützt durch die Stadt Narvik. Narvik ist der größte Logistikknotenpunkt in Nordnorwegen.
Die Beförderung von Narvik zum schwedischen Grenzbahnhof Haparanda übernimmt die norwegische Güterbahn Cargonet. In Haparanda oder Tornio müssen die Container von der Normalspur auf die finnische Breitspur umgeschlagen werden. Die Disposition des Zuges in Finnland liegt in den Händen von Nurminen Logistics. Diese Spedition betreibt auch einen Containerzug von Helsinki und Kuopio via Russland und Kasachstan nach China. In Schweden ist man über die neuen Transporte auf der schwach ausgelasteten Haparandabahn erfreut.
Geplatzt ist hingegen das erste, allzu ambitionierte Projekt unter der Bezeichnung Northern East-West Freight Corridor, mit dem ein Transportweg zwischen den USA, Kanada und China geplant war, der über Narvik führen sollte. Vor zehn Jahren kam sogar das FBI nach Narvik, um die Sicherheitslage abzuklären. Heute geht es vorwiegend um den Export von Fisch aus Nordnorwegen. Seit über zehn Jahren verkehren bereits der Arctic Rail Express von Cargonet und der North Rail Express von DB Cargo mit Meeresfrüchten von Narvik nach Oslo und seit 2021 auch nach Padborg in Dänemark. Die Endtransporte zu den Fischmärkten besorgt weiterhin der Lkw.
Trotz des Überfalls Russland auf die Ukraine ist Børge Edvardsen Klingan vom Hafen Narvik optimistisch, dass die neuen Transporte gelingen werden. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass die meisten westlichen Speditionen die Transporte über die Transsibirische Eisenbahn aus Protest gegen Russland trotz eklatanten Nachteilen infolge längerer Transportzeiten und Kapazitätsengpässe auf dem Seeweg eingestellt haben. Wir wünschen dem norwegischen Projekt ein gutes Gelingen !!!
Jürg Streuli, Fachjournalist
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