
Oslo, 2. März 2022. Der norwegische Netzbetreiber Statnett hat seine Stromverbindung zwischen Kirkenes und der Ortschaft Boris Gleb in Russland auf unbestimmte Zeit stillgelegt. Der Zugang zur Anlage, die nach Angaben von Statnett nur selten genutzt wird, sei nun aufgrund von Reisehinweisen des norwegischen Außenministeriums zu Russland erschwert. Da Statnett aber Zugriff auf die alte Anlage zur Wartung und Fehlerbehebung brauche, wenn die Verbindung genutzt werden soll, habe das Unternehmen entschieden, den Anschlusses aus Gründen der Personen- und Elektrosicherheit vorerst nicht weiter zu betreiben.
Die Verbindung zwischen Kirkenes und Boris Gleb hat eine Kapazität von knapp über 50 MW. Die Anlage wurde gebaut, um das Flusskraftwerk in Passvikelva auf russischer Seite zu nutzen.
Die Stromleitung zwischen Boris Gleb in Russland und Kirkenes repräsentiert nach Angaben der Norwegische Direktion für Wasserressourcen und Energie (NVE) eine einzigartige Strom- und Industriekooperation zwischen Ost und West mitten im Kalten Krieg. Die Leitung wurde als Folge akuter Stromknappheit in der Gegend gebaut und die Bauarbeiten wurden daher im Rekordtempo durchgeführt. Die erste in Betrieb genommene Leitung in der Gegend wurde von der norwegischen Seite hinüber zu Boris Gleb gebaut, um die sowjetische Seite mit Baustrom zu versorgen. Bereits zwei Jahre später, 1962, als das Kraftwerk Boris Gleb betriebsbereit war, konnte Varanger Kraftlag den dortigen Strom an sein Stromnetz anschließen.

©Kjell Arne Kjeldsberg, Statnett
Die Leitung zwischen Boris Gleb und Kirkenes ist 10,7 km lang, davon 8,6 km in Norwegen und die restlichen 2,1 km in Russland. Es gibt insgesamt 79 Mastpunkte, aufgeteilt in 16 Masten in Russland und 63 Masten in Norwegen. Die gesamte Übertragungslinie wurde vom Bauunternehmen AS Linjebygg gebaut.
Ursprünglich war die Leitung direkt an das russische Netz angeschlossen, aber nach einer Neuordnung der Anlagen im Kraftwerk im Jahr 1985 wurde die Leitung Teil des norwegischen Hauptnetzes. Bis in die 2000er Jahre gab es sowohl auf der norwegischen als auch auf der russischen Seite Leitungsschalter. Später wurde der russische Schalter demontiert und auf der norwegischen Seite ein gemeinsames Schalterfeld hinzugefügt. (Quelle NVE)
Finden Sie hier weitere Informationen zur Geschichte der norwegisch-sowjetischen und russischen Stromverbindung.
Statnett besitzt und betreibt rund 11.000 Kilometer zentrales Netz und 150 Stationen in Norwegen sowie Verbindungen nach Russland, Finnland, Schweden, Dänemark und in die Niederlande.