
Oslo, 27. Oktober 2021. Zwischen dem 1,5-Grad-Ziel und der wahrscheinlichsten Zukunft klafft eine erhebliche Lücke. Im Bericht „Pathway to Net Zero Emissions“ zeigt DNV, wie die Welt auf den richtigen Weg kommen soll. Es sei nicht zu spät, um die Ziele zu erreichen, aber es müssen sofort starke Maßnahmen ergriffen werden, heißt es in der Publikation, die die Zertifizierungs- und Klassifizierungsgesellschaft im Vorfeld des Klima-Gipfels COP 26 in Glasgow veröffentlicht hat.
Die Analyse von DNV „Pathway to Net Zero Emissions“ besagt, dass das Klimaziel einer Begrenzung der Erderwärmung erreicht werden kann, jedoch erhebliche Maßnahmen in allen Sektoren erforderlich sind. Die Industrieländer der Welt müssen bis 2042 CO2-neutral und danach CO2-negativ werden. Auch Entwicklungsländer werden in der Lage sein, ihre Emissionen zu reduzieren, werden aber erst ein oder zwei Jahrzehnte später null Emissionen erreichen. Afrika und Indien werden ihre Emissionen bis 2050 voraussichtlich nicht um mehr als 23 bzw. 64 Prozent reduzieren können.
„Null Emissionen in Europa sind nicht genug. Trotz der Einführung erneuerbarer Energiequellen und anderer guter Maßnahmen werden viele Entwicklungsländer und emissionsreiche Sektoren bis 2050 nicht emissionsfrei werden können. Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sind jedoch keine globalen Emissionen von entscheidender Bedeutung. Industrieländer, bereits emissionsarme Unternehmen und leicht elektrifizierbare Sektoren müssen daher noch einen Schritt weiter gehen und vor 2050 negative Emissionen erreichen“, sagt Remi Eriksen, CEO von DNV.
Die heutigen Technologien würden ausreichen, um die Null-Emissions-Ziele zu erreichen, erforderten jedoch erhebliches Anstrengungen. Die Politik werde entscheidend sein, ob es uns gelingt, eine grüne Zukunft zu verwirklichen. Das bedeute, dass die Behörden angemessene Anreize, Förderregelungen, Gebühren, Verbote und andere ordnungspolitische Maßnahmen zur Förderung der Null-Emissions-Gesellschaft bereitstellen müssen.
Unterschiedliche Sektoren hätten auch unterschiedliche Voraussetzungen, um Emissionen zu reduzieren, heißt es in dem Bericht Einige Sektoren wie Schifffahrt, Luftfahrt und Schwerindustrie könnten deutlich grüner werden, könnten ihre Emissionen aber 2050 nicht um mehr als 94, 68 bzw. 89 Prozent reduzieren. Das bedeute, dass andere Sektoren ihre Emissionen kompensieren müssen.
Die Energieverteilung in einer Null-Emissions-Gesellschaft unterscheide sich grundlegend von der heutigen. Strom werde mehr als die Hälfte (51 Prozent) des Energiebedarfs decken, 86 Prozent davon würden aus Wind und Sonne stammen. Wasserstoff, der für die Dekarbonisierung schwer zu elektrifizierender Sektoren entscheidend ist, werde einen Anteil von 13 Prozent haben. Fossile Energieträger würden weiterhin in Ländern und Industrien genutzt, die bis 2050 nicht vollständig dekarbonisiert werden können und 21 Prozent des Energieverbrauchs ausmachen (8 Prozent Öl, 10 Prozent Erdgas und 3 Prozent Kohle). Technologie zur Erfassung und Entfernung von Kohlenstoff sei unbedingt erforderlich, um die letzten 20 Prozent der Emissionen zu entfernen. Atomkraft spiele keine herausragende Rolle, da sie im Vergleich zu erneuerbaren Energien zu teuer ist.
„Zeit ist der Knappheitsfaktor, nicht Kapital. Obwohl insbesondere kurzfristig sehr hohe Investitionen erforderlich sind, betragen die Mehrkosten für das Erreichen von 1,5 °C in den nächsten 30 Jahren weniger als ein Prozent des weltweiten BIP. Ich fordere daher die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, in Glasgow die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen“, sagt Remi Eriksen.