
Jutta Falkner, Herausgeberin
Lindesnes, 22. Juli 2021. Liebe Norwegen-Freunde, heute sende ich Ihnen herzliche Urlaubsgrüße aus dem Süden Norwegens, aus der Region Agder. Hier habe ich mit dem Chefkoch des Restaurants Under, Nicolai Ellitsgaard Pedersen, ein Interview für unser Buch “Gourmet-Nation Norwegen” geführt, das im Herbst erscheinen wird. Under ist das erste Unterwasser-Restaurant Europas. Es wurde von dem bekannten Architekturbüro Snøhetta entworfen und im März 2019 eröffnet. Schon kurz nach der Eröffnung erhielt das Restaurant im März 2020 seinen ersten Michelin-Stern.

Bei dem Gespräch saß ich mit Nicolai 5,5 Meter unter dem Meeresspiegel vor einer großen Glaswand, so dass er mir einige der Algensorten und Meerestiere, die er verarbeitet, gleich zeigen konnte. Sein 16-Gänge-Menü konnte ich leider nicht genießen. Das Restaurant ist über Monate im voraus ausgebucht – der Preis von 2.450 NOK, etwa 250 Euro, plus 1.650 NOK, etwa 165 Euro für die Weinbegleitung, schreckt Gourmets nicht von einem einzigartigen Abendessen in dieser spektakulären Atmosphäre ab.
Nicolai sprach über die kulinarische Vielfalt, die das Meer zu bieten hat. Einmal in der Woche müsse er tauchen gehen, sagt der Däne, um das Gefühl für Meerestiere und Pflanzen nicht zu verlieren. Dabei erntet er gleich noch die Algen, die fast in jedem Gericht zu finden sind. Er verriet mir auch das Rezept seines berühmten Fiskepuddings. Aber dazu mehr in einem Beitrag, den wir in der nächsten Woche auf BusinessPortal Norwegen veröffentlichen.
Vom Restaurant in Båly fuhren wir nach Lindenes zum Leuchtturm, dem südlichsten Punkt Norwegens. Hier bietet sich ein wundervoller Ausblick – links zum Skagerrak, rechts zur Nordsee. Außerdem kann man in Ausstellungen einiges über die Geschichte der Seefahrt an dieser Stelle erfahren.
Auf dem Weg von Lindenes nach Kristansand fuhren wir an der Baustelle einer Brücke über den Tryse-Fjord vorbei. Uns stockte fast der Atem angesichts dieses gigantischen Bauwerkes. Zum Glück gibt es unmittelbar an der Straße einen Parkplatz, von dem aus man das Projekt in Ruhe bestaunen und fotografieren kann. Die Brücke ist Teil des Projektes der norwegischen Regierung, die Strecke E 39 zwischen Kristiansand im Süden und Trondheim im Norden fährenfrei zu machen. Für den Ausbau der E39 zwischen Kristiansand in Agder und Ålgård in Rogaland ist das norwegische Unternehmen Nye Veier verantwortlich, gebaut wird die Brücke von Kruse Smith. Die neue E39 soll eine verkehrssichere, vierspurige Autobahn mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h werden.
Die Brücke über den Tryse-Fjord wird 535 Meter lang und hat eine Spannhöhe von 260 Metern. An der höchsten Stelle befindet sich die Brücke 60 Meter über dem Wasser.
In Kristiansand spazierten wir natürlich zuerst zum Hafen. Dort lag die Roald Amundsen, das erste Hybrid-Schiff von Hurtigruten. Die Fjord FSTR, die neue High-Speed-Fähre zwischen Hirtshals und Kristiansand von Fjord Line, lief gerade in den Hafen ein. Unmittelbar am Terminal standen die Corona-Testzentren von Color Line und Fjord Line für die ankommenden Passagiere.
Im Stadtzentrum dieses charmanten Städtchens mit den vielen kleinen Holzhäusern herrschte Urlaubsstimmung. Vor den Restaurants standen Schlangen. Zwar waren überall Schilder angebracht mit der Mahnung, doch bitte einen Meter Abstand zueinander einzuhalten – tatsächlich war das Gedränge in der Fußgängerzone ziemlich groß. Auf der Straße und in den Geschäften ist die Maskenpflicht abgeschafft.
Wir hätten gern den frischen Fisch in einem der Restaurants am Fischmarkt im Stadtteil Fiskebrygga genossen. Aber keine Chance, der Ansturm war zu groß. Im Stadtzentrum haben Tapas, Pizza, Pommes und Burger die Oberhand gewonnen. Aber wir fanden noch ein nettes Restaurants neben dem Rathaus, in dem in der Hafenstadt Kristiansand zumindest als Vorspeise Fisch angeboten wurde. Als Gourmet-Nation hat sich Norwegen wohl noch nicht überall etabliert.