
Wilster, Berlin, Oslo, 27. Mai 2021. Mit einem gemeinsamen „digitalen Knopfdruck“ haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg sowie deutsche und norwegische Regierungs- und Unternehmensvertreter das deutsch-norwegische Stromkabel NordLink offiziell in Betrieb genommen. Das Kabel dient dem Austausch deutscher Windenergie mit norwegischer Wasserkraft.
An der digitalen Veranstaltung nahmen auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier teil sowie der Ministerpräsident und der Energiewendeminister Schleswig-Holsteins, Daniel Günther und Jan Philipp Albrecht, sowie Norwegens Energieministerin Tina Bru. Gastgeber der virtuellen Veranstaltung waren die Spitzenmanager/innen der NordLink-Projektpartner: TenneT-CEO Manon van Beek, TenneT-COO Tim Meyerjürgens, Statnett-CEO Hilde Tonne und Markus Scheer, Mitglied der Geschäftsführung der KfW IPEX-Bank.
„Dies ist ein großer Tag: Nordlink ist unsere erste direkte Stromleitung nach Deutschland, Norwegens wichtigstem Partner in Europa“ sagte Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg. „Norwegen hat den Strommarkt bereits 1991 liberalisiert. Seit Mitte der neunziger Jahre sind wir in den nordischen Strommarkt integriert. Es bietet Vorteile. In einem integrierten Markt können erneuerbare, variable Energiequellen leichter mit Strom kombiniert werden, der die Versorgung stabilisiert. Zum Beispiel: Dänemarks große Investition in Windkraft wäre ohne den Zugang zu norwegischer Wasserkraft nicht möglich gewesen, wenn der Wind nachgelassen hätte.“ Insofern seien integrierte Strommärkte eine Voraussetzung für den grünen Wandel.
Solberg würdigte Deutschland als wichtigen Partner für die Erreichung der Klimaziele. Energie sei eine tragende Säule in den Beziehung, und gemeinsam entwickelten Deutschland und Norwegen die Energien und Technologien der Zukunft. Es sei nicht überraschend, dass der Zeitplan und das Budget von NordLink eingehalten wurden. „Mit deutscher Effizienz und norwegischem Mut können wir die meisten Dinge erreichen.“ Das neue Stromkabel bringe für Norwegen mehr Stabilität in der Stromversorgung und eine Reduzierung der Wetterabhängigkeit bei der Produktion von Wasserkraft. Solberg unterstrich, dass Norwegen für Deutschland und Europa nicht nur ein zuverlässiger Energieversorger sei, sondern auch in anderen Bereichen zur Umsetzung des European Green Deal beitragen kann. So habe Norwegen gute Voraussetzung für die Produktion von grünem und blauen Wasserstoff und sei stark dabei, den Offshore-Windsektor auszubauen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel wies darauf hin, der Ausbau der Stromnetze sehr wichtig zur Erreichung der Klimaziele sei. dNordLink allein könne das Energie-Netzproblem Deutschlands nicht lösen, sagte Merkel. Damit NordLink seine ganze Kraft entfalten könne, müsse der Ausbau der Nord-Süd-Stromtrasse zügig vorangehen. Auch Deutschland wolle ein verlässlicher Partner für Norwegen sein. Merkel gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass NordLink nicht das letzte Projekt im Energiesektor zwischen Norwegen und Deutschland sei. Es böten sich weitere Möglichkeiten, beispielsweise im Bereich Wasserstoff. NordLink sei ein Signal, ein großer Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung.
Das NordLink-Projekt wurde von einem Konsortium realisiert, an dem zu jeweils 50 Prozent der norwegische Übertragungsnetzbetreiber Statnett sowie die DC Nordseekabel GmbH & Co.KG beteiligt sind. An DC Nordseekabel halten der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und die KfW jeweils 50 Prozent der Geschäftsanteile. DC Nordseekabel verantwortete Bau und Genehmigungen auf deutscher Seite. Das Kabel verfügt über eine Kapazität von 1.400 MW. Damit kann es jährlich so viel Strom liefern wie ein großes Kernkraftwerk. Wie Tim Meyerjürgens, COO des Betreibers TenneT, erklärte, wurde im Probebetrieb bereits die volle Kapazität genutzt. Allerdings sei vereinbart, dass die Lieferung gedrosselt werden können, wenn kein zusäztlicher Strom benötigt wird.
NordLink ist eine Gleichstromautobahn zwischen den Drehstromnetzen in Deutschland und Norwegen. Aufgrund der Streckenlänge und der großen Übertragungsleistung wird zur verlustarmen Übertragung Gleichstrom verwendet. Die beiden Kabel (Plus- und Minuspol) sind mit den Konverterstationen an jedem Ende verbunden. Die Konverterstationen wurden in Wilster (Schleswig-Holstein) und Tonstad (Süd-Norwegen) errichtet. An diesen Standorten wird der Strom von Gleich- in Drehstrom (bzw. umgekehrt, je nach Übertragungsrichtung) umgewandelt und in das deutsche bzw. norwegische Drehstrom-Übertragungsnetz eingespeist, um Haushalte und Unternehmen mit grünem Strom zu versorgen.
Daten und Fakten
- 623 km lange Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ)
- 1.400 MW Kapazität mit ± 525 kV
- Offshore: 516 km Seekabel
- Onshore: 54 km Erdkabel (Büsum – Wilster/Schleswig-Holstein) sowie 53 km Freileitung (Vollesfjord – Tonstad/NO)
- Netzverknüpfungspunkte: Umspannwerke Wilster West (DE) sowie Tonstad (NO)
Lesen Sie hier mehr zu NordLink.