
Oslo, 23. März 2021. Der umstrittenen Eisenbahnreform in Norwegen fallen ab 2022 die internationalen Reisezüge von Oslo nach Göteborg zum Opfer. Zusammen mit weiteren Strecken um die Hauptstadt wurde Anfang des Jahres auch die vielbefahrene Østfoldbanen von Oslo nach Halden ausgeschrieben. Allerdings untersagt Norske Tog (ehemals NSB) als staatliche Fahrzeugverwaltung den Einsatz der geleasten Züge außerhalb des norwegischen Vertragsgebietes. Somit können die vier heutigen Züge des Typs 73 von Vy Tog, die von Oslo über Halden hinaus ins schwedische Göteborg verkehren, künftig nur noch bis zur schwedischen Grenze fahren.
Dass ab Halden nach Göteborg eine schwedische Gesellschaft übernehmen wird, ist unwahrscheinlich. Ein solches Umsteigeangebot wurde von 2017 bis 2019 getestet, als die schwedische SJ zwei tägliche Zugpaare von Halden nach Göteborg mit Anschluss von der NSB aus Oslo gefahren ist. Mangels Nachfrage wurde das Angebot eingestellt. Über die Strecke von Oslo nach Göteborg fuhren einst ein Tageszug von Oslo nach Kopenhagen sowie der Nachtzug „Alfred Nobel“ von Oslo nach Hamburg. Über die Querelen bei der Eisenbahn freuen sich die fast stündlich verkehrenden Autobusse von Oslo nach Göteborg.
Von Oslo nach Stockholm sowie von Narvik nach Kiruna verkehren im schwedischen Auftrag zwei Gesellschaften mit schwedischem Rollmaterial. Von Trondheim nach Östersund fährt auf dem norwegischen Abschnitt die schwedische SJ. Nach dem Umsteigen in Storlien wird die Reise in Schweden mit der norwegischen Vy Tog fortgesetzt. Hinter die extreme Liberalisierung der Eisenbahn in Norwegen und Schweden lassen sich große Fragezeichen setzen.
Jürg Streuli, Fachjounralist
juerg.streuli@swissonline.ch