Wasserstoffrevolution erreicht Norwegens Aquakulturindustrie

Zum Jahreswechsel 2023/2024 soll das erste wasserstoffbetriebene Arbeitsboot für die Aquakultur in Norwegen in Betrieb gehen. Das Konsortium erhielt jetzt eine Förderung aus dem staatlichen Programm Pilot-E in Höhe von 28 Millionen NOK.©Zeichnung Moen Verft

Trøndelag, 14. Januar 2021. Auf der Werft Moen in Nærøysund wird das erste wasserstoffbetriebene Arbeitsboot für die Aquakulturindustrie gebaut. Während eines Treffen mit Vertretern der Aquakulturindustrie in Trøndelag kündigte Norwegens Premierministerin Erna Solberg einen Zuschuss von 28 Millionen NOK für die Entwicklung und den Bau des Landwirtschaftsbootes an. Die Förderung erfolgt über die Agenturen ENOVA und Innovation Norway sowie den Forschungsrat aus dem Fonds des Pilot-E-Programms. Die Förderagentur ENOVA hat in den vergangenen Monaten mehreren Wasserstoffprojekten im maritimen Bereich Unterstützung zugesagt.

Ein Konsortium aus Technologie- und Industrieunternehmen ist an der Entwicklung und am Bau des Bootes beteiligt. Gebaut wird es auf der Moen Verft in Nærøysund, Entwicklung und Schiffsdesign liefert Moen Marin. Der Stromlieferant NTE und H 2 Marine werden eine skalierbare Lösung für die Produktion und Lieferung von Wasserstoff entwickeln. Das Forschungsinstitut SINTEF leitet die Forschungsarbeiten des Projektes, das auf Initiative des Clusters  Fornybarklyngen Renergy gestartet wurde.  

Produktionsleiter Roger Eiternes (rechts) und CEO Paul Ingvar Dekkerhus von Moen Verft. Das Unternehmen hat sich frühzeitig an dem Projekt zum Bau des wasserstoffbetriebenen Arbeitsboots beteiligt.©Moen Verft

“Dieses Projekt ist auf die grüne Transformation der norwegischen Wirtschaft zugeschnitten. Wir sehen eine hohe Aktivität bei der Verwendung von Wasserstoff in großem Umfang auf internationaler Ebene und freuen uns, das im EU-Forschungs- und Innovationsprogramm gewonnene Wissen hier im Inland in Wertschöpfung umsetzen zu können. Wir sehen jetzt, dass Norwegen Maßnahmen ergreift, um einen Vorsprung beim Einsatz im Seeverkehr zu schaffen und große Klimaemissionen so zu reduzieren, dass norwegische Unternehmen und Industrie Arbeitsplätze schaffen können”, sagt Executive Vice President Eli Aamot von SINTEF.  

Paul Ingvar Dekkerhus, CEO der Moen Verft, ist sehr zufrieden, dass sich sein Unternehmen frühzeitig dem Projekt angeschlossen hat und die Führung übernahm. Die strengen Vorgaben im Klimaschutzplan für den Emissionsausstoß in der Aquakultur zeige, dass es die richtige Entscheidung war, sich an die Spitze der Entwicklung zu stellen.

Das Fischzuchtunternehmen Midt-Norsk Havbruk wird das neue Schiff kaufen und betreiben. “Für die zentralnorwegische Aquakultur ist es wichtig, den klimatischen Fußabdruck unserer Produktion von gesundem und gutem Lachs an der Küste von Namdal zu verringern. Die Reduzierung fossiler Brennstoffe ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Wasserstoff kann auch auf Futterflößen interessant sein”, sagt Roger Eiternes, Produktionsleiter von Midt Norsk Havbruk. 

Das Schiff soll planmäßig um die Jahreswende 2023/2024 in Betrieb gehen.

219 Millionen NOK Förderung für zwei wasserstoffbetriebene Frachtschiffe

Die Wilhelmsen-Gruppe startete die Entwicklung und den Bau von zwei wasserstoffbetriebene Frachtschiffen unter dem Projektnamen Topeka. Die Schiffe sollen zwischen Stavanger und Kristiansund verkehren und zu den ersten wasserstoffbetriebenen Frachtschiffen der Welt gehören. Enova sagte dem Projekt im Dezember 2020 Unterstützung in Höhe von 219 Millionen NOK zu. Die Schiffe sollen 2024 in Betrieb gehen.

Dank 1000 kWh Batterien und 3 MW wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen können die beiden Topeka-Schiffe bis zu 750 Kilometer emissionsfrei fahren©Enova

„Die beiden RoRo-Schiffe von Topeka sollen unter anderem Ausrüstung für den Energiekonzern Equinor zwischen den Stützpunkten in Westnorwegen transportieren. Darüber hinaus werden sie Wasserstoff zu verschiedenen Tankstellen bringen, an denen lokale Fähren und andere Schiffe sowie Landtransporte Wasserstoff bunkern können. So soll eine Infrastruktur für Wasserstoff aufgebaut werden.

Die geplante Route umfasst die Versorgungsbasen in Tananger, Dusavik, Ågotnes und Mongstad, die allenSchiffen Landstrom anbieten können. Es wird geschätzt, dass die Schiffe täglich das Straßennetz von mehr als 11.000 mit Lastwagen gefahrenen Kilometern entlasten werden, was 10.000 Tonnen CO 2 pro Jahr entspricht, teilt Enova mit.

Erste Wasserstoff-Fähre für Finnøy-Verbindung

Norled, eines der größten norwegischen Fährunternehmen, setzte die weltweit erste Batteriefähre ein und hat jetzt auch die weltweit erste Wasserstofffähre bei Westcon in Ølen im Bau. Das Unternehmen plant den Umbau einer der Fähren auf der Finnøy-Verbindung in Rogaland auf Wasserstoffbetrieb. Das Unternehmen GreenH ist verantwortlich für Bunkeranlagen und Norwegens erste Produktionsanlage für Wasserstoff für den maritimen Sektor. Enova unterstützt das Projekt mit etwas mehr als 38 Millionen NOK.

Den Bau der Wasserstofffähre von Norled sowie die dazugehörige Wasserstoff-Infrastruktur unterstützt die Förderagentur Enova mit 38 Millionen NOK.©Enova

Die Finnøy-Verbindung verläuft zwischen sechs Häfen auf verschiedenen kleineren Inseln, auf denen nicht genügend Strom zur Verfügung steht, um ausschließlich mit Batterien betrieben zu werden. In Kombination mit kurzen Liegezeiten und langer Betriebszeit eigne sich diese Verbindung gut für den Wasserstoffbetrieb als emissionsfreie Lösung, teilt das Unternehmen mit. Die Fähre sei möglicherweise die erste in Norwegen und wahrscheinlich weltweit, die komprimierten Wasserstoff als Treibstoff verwendet.

„Es ist immer eine Herausforderung, als Erster in einen frühen Markt einzutreten, aber wir wollen führen. Neben der Finanzierung durch die EU und die FCH JU führen wir neben mehreren anderen auch einen guten Dialog mit Enova und dem NOx-Fonds. Ihre Unterstützung ist wichtig“, sagt Projektleiterin Hilde-Kristin Sæter von Norled.

Der Bunkerturm und die Produktionsanlage sollen in Fiskå, ca. zehn Kilometer südöstlich des Heimathafens der Verbindung Judaberg gebaut werden. Die Anlage wird eine Tonne Wasserstoff pro Tag produzieren, wobei die Fähre die Hälfte benötigt. Der Rest kann auf dem freien Markt verkauft werden.

„Derzeit gibt es auf dem Markt nur begrenzten Zugang zu Wasserstoff, insbesondere zu Kosten, die für die Nutzer zu tragen sind. Dies ist ein Hindernis für das Testen und Verwenden von Wasserstofftechnologien in Norwegen. Mit solchen Projekten können wir die Transformation des Verkehrssektors in Richtung der emissionsarmen Gesellschaft beschleunigen“, schließt Leistad in Enova.

Die Fähre soll im ersten Quartal 2022 in Betrieb genommen werden.

Die Agentur Enova verwaltet die norwegische Beteiligung an einer europäischen Initiative für Forschung und industrielle Zusammenarbeit in der Wasserstofftechnologie. Gegenwärtig ist das staatliche Unternehmen auf der Suche nach guten Projekten für die Gemeinsame Initiative für wichtige Projekte im gemeinsamen europäischen Interesse (Important Projects of Common European Interest) im Bereich Wasserstoff.

„Wir ermutigen Interessenten mit pot-ready Projekten, jetzt auf das Feld zu kommen, da Norwegens Frist für die Aufnahme von Projekten nicht mehr weit ist. Wir haben jetzt eine sogenannte Interessensumfrage eröffnet, bei der es wichtig ist, dass den Akteuren klar ist, was die Projekte innovativ macht und wie sie den Wert gemeinsamer europäischer Investitionen entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette stärken können“, sagt Arve Solheim, Marketingmanager von Enova in der Region.

Das Interesse an dieser Phase ist unverbindlich. Ziel dieser ersten Umfrage ist es, einen Überblick über Akteure mit relevanten Projekten zu erhalten, die als Beitrag Norwegens zu weiteren Konsortialformationen auf europäischer Ebene aufgenommen werden können. Die Frist für die Registrierung endet am 1. Februar um 12:00 Uhr.

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