
Oslo, 5. Januar 2021. Die norwegische Regierung verlangt vom Infrastrukturbetreiber Bane Nor harte Sparmaßnahmen. Als Folge davon wird der Doppelspurausbau im sogenannten Intercity-Dreieck von Oslo nach Skien, Halden und Lillehammer halbiert. Die geplanten Doppelspuren sollen bereits in Tønsberg, Fredrikstad und Hamar enden. Damit verringern sich die Kosten um 73 Milliarden NOK und entsprechen damit lediglich der Hälfte der geplanten Investitionen.
Einspurige Strecken vermindern die Konkurrenzfähigkeit des Schienenverkehrs insbesondere deshalb, weil sich Begegnungen mit verspäteten Gegenzügen auf den Kreuzungsstationen auch auf die anderen Züge übertragen. Mehrere Projekte wie der 20-km-lange-Follotunnel von Oslo nach Ski sind jedoch in Bau und von den Sparmaßnahmen nicht betroffen. Der Abschluss sämtlicher Bauarbeiten ist bis 2033 vorgesehen.

Bane Nor musste vom Landesrechnungshof (Riksrevisjonen) in einem Untersuchungsbericht zum Betrieb, der Wartung und der Investitionen von Bane Nor, der am 15. Dezember veröffentlicht wurde, starke Kritik einstecken. Der Infrastrukturbetreiber sei nicht in der Lage, die Auswirkungen seiner Arbeiten für die Instandhaltung zu bemessen. Bane Nor habe ungenügende Kontrolle über die großen Projekte. So sind die Kosten für den Follotunnel in zehn Jahren von den projektierten zwölf auf 36 Milliarden gestiegen. Insgesamt habe die umfassende Bahnreform den Kunden bisher nichts gebracht. Durch die Aufsplittung von NSB und dem Infrastrukturbetreiber Jernbaneverket ist aus zwei überschaubaren Organisationen ein intransparentes Konstrukt aus fünf Gesellschaften entstanden: Bane Nor (Infrastruktur), NSB AS (EVU), Entur AS (Tickets), Norske tog AS (Rollmaterial) und die Mantena AS (Fahrzeugunterhalt). Während vor der Reform elf Direktoren amtierten, sind es heute deren 27 mit gesamter Entourage und Gehältern auf Augenhöhe mit der Premierministerin. Die Differenzen über die Zuständigkeiten sowie Koordinationsprobleme mehren sich. Ob die angestrebten Kosteneinsparungen jemals Wirklichkeit werden, ist fraglich.
Jürg Streuli, Fachjournalist
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