
Oslo, 20. November 2020. Ende November will die norwegischen Werft Vard Brattvåg das erste autonom und elektrisch betriebene Containerschiff der Welt an den norwegischen Düngemittelkonzern Yara International ASA übergeben. Das Unternehmen hatte vor drei Jahren gemeinsam mit dem Technologieunternehmen Kongsberg Maritime mit der Entwicklung und dem Bau des Schiffes begonnen. Bis 2022 soll die “Yara Birkeland” schrittweise vom bemannten Betrieb zum vollständig autonomen Betrieb übergehen.
Nach der Auslieferung wird das Schiff auf Containerbeladung und Stabilität geprüft und vom Hafen Horten aus in einem speziellen Gebiet im Oslofjord getestet. Der Bau des Schiffes sei planmäßig mit geringfügigen Verzögerungen aufgrund der Corona-Krise verlaufen, einschließlich des Einbaus der Batterie-, Steuerungs- und Navigationssysteme, teilt Yara mit. Für die autonome Logistik an Land sucht das Projektteam weiterhin nach vereinfachten Lösungen.
Yaras Ziel ist es, das Projekt abzuschließen und das emissionsfreie Schiff in den kommerziellen Betrieb zu bringen. Verschiedene Eigentumsmodelle oder Partnerschaften werden gegenwärtig für den Betrieb und die Vermarktung bewertet.
Der Rumpf des Schiffes wurde auf der Vard-Werft in Rumänien gebaut und im Mai zur norwegischen Werft Vard Brattvåg geschleppt, wo das Schiff mit verschiedenen Steuerungs- und Navigationssystemen ausgestattet wurde. Wie Yara mitteilt, ersetzt “Yara Birkeland” 40.000 Lkw-Fahrten pro Jahr und wird die NOx- und CO2-Emissionen reduzieren und die Verkehrssicherheit in einem dicht besiedelten Stadtgebiet in Norwegen verbessern.
Norwegische Unternehmen und Forschungseinrichtungen treiben die autonome Schifffahrt konsequent voran. In Tyholt in Trondheim soll ein neues Ocean Space Center gebaut werden, ein nationales Zentrum für Bildung, Forschung und technologische Entwicklung für die Ozeanindustrie, das sich unter anderem auch mit der autonomen Schifffahrt beschäftigen wird. Das Ocean Space Center wird von der Technischen Universität Trondheim NTNU und dem Forschungszentrum SINTEF betrieben und ersetzt das derzeitige Meerestechnologiezentrum in Tyholt in Trondheim. Die ältesten Labors dieses Zentrums stammen aus dem Jahr 1939, das große Meeresbecken wurde 1981 eröffnet. Neben den Einrichtungen in Tyholt wird das Ocean Space Center auch Infrastruktur- und Testmöglichkeiten im Meer im Trondheimfjord, in Hitra / Frøya und Ålesund umfassen. Ein großer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung zukunftsorientierter Lösungen für die maritime Industrie mit Schwerpunkt auf Klima, Umwelt und Digitalisierung.

Forscher der Kongsberg-Gruppe und des Forschungsinstituts SINTEF haben Anfang dieses Jahres das vierjährigen Forschungsprojekts AUTOSHIP gestartet. Das Projekt zur Erforschung von selbstfahrenden Schiffen wird vom EU-Forschungsprogramm Horizont 2020 unterstützt und verfügt über ein Budget von über 20 Millionen Euro. Daran beteiligt ist auch das Norwegische Forum für Autonome Schifffahrt NFAS, der Interessenvertreter von Personen und Unternehmen, die sich für die Entwicklung selbstfahrender Schiffe engagieren.
Das Centre for Autonomous Operations and Systems NTNU AMOS an der Technischen Universität Trondheim NTNU ist ein weltweit führendes Zentrum für autonome Marineoperationen und Kontrollsysteme. NTNU AMOS bringt grundlegende und interdisziplinäre Kenntnisse in den Bereichen marine Hydrodynamik, Ozeanstrukturen, Meeresbiologie, Meeresarchäologie und Kontrolltheorie ein. Die Forschungsergebnisse werden verwendet, um intelligente Schiffe und Ozeanstrukturen, autonome unbemannte Fahrzeuge (unter Wasser, auf der Meeresoberfläche, in der Luft und im Weltraum) und Roboter für hochpräzise und sicherheitskritische Operationen in rauen Umgebungen zu entwickeln.

International arbeitet Norwegen unter anderem eng mit Singapur zusammen. Am 22. Oktober haben die hochrangige Staatsministerin für Verkehr und auswärtige Angelegenheiten, Chee Hong Tat, und die norwegische Botschafterin in Singapur, Anita Nergaard, in Singapur eine neue Roadmap für intelligente und autonome Schifffahrtssysteme präsentiert, die von SINTEF Ocean in Norwegen und dem Technologiezentrum für Offshore und Marine in Singapur (TCOMS) erstellt wurde.
Am 30. November veranstalten die EU-Verkehrskommission und das Norwegische Forum für Autonome Schifffahrt die virtuelle Konferenz „Internationaler Gipfel für Schiffsautonomie und Nachhaltigkeit“. Auf dieser Konferenz sprechen prominente norwegische und internationale Akteure, unter anderem Verkehrsminister Knut Arild Hareide, Ketil Solvik-Olsen von Hydrolift und Ørnulf Jan Rødseth von SINTEF Ocean, über ihre Arbeit und ihre Visionen für die autonomen und unbemannten Schiffe der Zukunft. Zu den Teilnehmern zählen auch Entscheidungsträger und Forscher aus Asien und Europa.
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Kontakt:
Ørnulf Jan Rødset, Leitender Forscher bei SINTEF Ocean
Tel.: +47 930 94 401
OrnulfJan.Rodseth@sintef.no
Øyvind Hellan, Forschungsdirektor, SINTEF Ocean
Tel.: +47 412 11 815
Oyvind.Hellan@sintef.no